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03
2014

Nir Barkat - Jerusalem Marathon 2014 - Welche Botschaft übermittelt der Jerusalem-Marathon? Der Bürgermeister der Stadt Nir Barkat im Gespräch mit Uwe Martin ©Ingo Kutsche

Jerusalem Marathon 2014 – Welche Botschaft übermittelt der Jerusalem-Marathon? Der Bürgermeister der Stadt Nir Barkat im Gespräch mit Uwe Martin

By GRR 0

Am Freitag, dem 21. März 2014 fand der 4. Jerusalem Winners Marathon statt. Auf dieser GRR-website wurde schon oft und auch in den Vorjahren auf diese Veranstaltung hingewiesen, die zuerst nur mit einem 10km-Lauf und einem Halbmarathon stattfand, aber jetzt auch zum vierten Mal einen Marathon integriert hat.

Der Bürgemeister der Stadt Nir Barkat fördert diesen Lauf intensiv, da er selber Marathonläufer ist und vor einigen Jahren schon den Berlin-Marathon erfolgreich absolviert hat.

Uwe Martin hat ihn im folgenden Beitrag interviewt.

Horst Milde

 

Bürgermeister Nir Barkat:

Die Veranstaltung wurde im Jahr 2011 nicht initiiert, weil ich Marathonläufer bin. Sondern weil ich die Bedeutung von Marathon-Events erkannt habe. Ich möchte das Niveau für das Wohlbefinden der Bürger Jerusalems durch Sport anheben. Zum zweiten sind Marathonwettbewerbe das Schaufenster in die ganze Welt. Sie sehen dies an der Teilnehmerzahl und der Zufriedenheit der Läuferinnen und Läufer. Ein Marathon ist nicht nur ein Event, ein Marathon ist eine spirituelle, atemberaubende Erfahrung. Bei der Streckenplanung war für mich wichtig, dass die schönsten Seiten von Jerusalem gezeigt werden. Inklusive der Altstadt vom Süden und vom Norden, dem Jaffator und, und, und. Die Highlights. Letztlich geht es darum, den Teilnehmern eine exzellente Atmosphäre zu bieten.

Haben Sie Fortschritte gemacht im Zuge der Internationalisierung?

Ich denke schon. Wir haben, alle Wettbewerbe zusammengenommen, 25.000 Teilnehmer. Das ist neuer Rekord. Begonnen haben wir mit etwa 10.000. Das ist ein schönes Wachstum und kann sich sehen lassen. Gemeldet haben Teilnehmer aus weltweit 55 Ländern, was für uns sehr wichtig ist. All diese Menschen kehren als Botschafter des Friedens zurück in ihre Heimat und bringen eine Botschaft der Normalität mit. Ich weiß natürlich, dass es Marathonläufe gehobener Güteklasse auf der ganzen Welt gibt.

Aber ich denke schon, dass wir bereits in der engeren Auswahl sind. Ich bin schon den Berlin-Marathon gelaufen, so um die viereinhalb Stunden, auch in Paris und in New York. Aber in meinem Alter geht es nicht um die Zeit, ich bin kein schneller Läufer mehr. Das Vergnügen ist mir wichtig, auch am Freitag, wenn ich den Halbmarathon absolviere. Ohne Zeitvorgabe. Laufen soll irgendwann zum Leben der Stadt Jerusalem dazugehören. Wie bei mir: Ich jogge manchmal von zuhause ins Office, das sind etwa fünf Kilometer.
 
Was war Ihnen vor dem 4. Jerusalem-Marathon besonders wichtig?

Dass mehr Schülerinnen und Schüler ein Teil des Marathons werden – als Teilnehmer oder als Volunteers. Das ist gelungen, und darüber freue ich mich besonders. Und es wurde hart daran gearbeitet, das Wetter für beste Laufbedingungen zu koordinieren.

Sie machen Spaß…

Ja, natürlich. Aber im Ernst: Sport und Kultur gehören zusammen. Und ich glaube an die Kraft des Sports. In Jerusalem wurde ein Stadion für 11.000 Zuschauer gebaut, im vergangenen Jahr gab es eine Road Show der Formel 1. Das war auch für mich ein besonderes Erlebnis, schließlich bin ich schon einmal die Rallye Paris – Dakar gefahren. Die Road Show haben fast 300.000 Zuschauer aus ganz Israel gesehen. Das war ein Big Deal angesichts von 800.000 Einwohnern in Jerusalem und acht Millionen Einwohnern im Land.

Warum setzen Sie so vehement auf den Sport?


Sport ist ein Mittel, um meine Stadt im globalen Marktplatz zu platzieren. Jerusalem ist eines der stärksten Markenzeichen auf der ganzen Welt. Und mein Ziel ist es, dass Jerusalem daraus Nutzen ziehen kann. Dies geht über Kultur und Sport, die entsprechende Infrastruktur, Künstler und Athleten. Und wenn wir etwas machen, dann in High Quality. Und jetzt haben die Leute Appetit bekommen. Weil sie merken, dass es positive Auswirkungen auf die Wirtschaft der Stadt und die Jobentwicklung gibt. Es geht um langfristiges Denken als Entrepreneur, um Gründer- und Unternehmergeist. Daran glaube ich. Und an die Wucht des Sports im Allgemeinen. Weil ich weiß, was in Städten passiert, die diesen Prozess einleiten.

Verfolgen Sie ein bestimmtes Ziel mit dem Jerusalem-Marathon?

Der Event muss sich ständig weiter entwickeln und irgendwann zu den interessantesten der Welt gehören. Jeder Marathonläufer soll sagen: Hier muss ich einmal in meinem Leben dabei gewesen sein. Ein must have, ein Erlebnis wie kein anderes. Wir haben keinen flachen Kurs, es gibt einige Anstiege und Gefälle. Unsere Teilnehmer wissen also, dass sie keine Bestzeiten laufen werden. Aber sie sehen die heiligen Plätze. Meine Botschaft an die Marathonläufer lautet: Ihr wart noch nicht hier? Kommt!

Wie sicher ist der Jerusalem-Marathon?


Darf ich fragen, aus welcher Stadt in Deutschland Sie kommen?

Aus Frankfurt.

Ich weiß es nicht – wie hoch ist die Kriminalitätsrate in Frankfurt?

Das kann ich nicht sagen. Aber es ist natürlich nicht nur friedlich.

In Jerusalem hatten wir im Jahr 2010 neun Mordfälle (er hat murder rate gesagt. Ich hoffe, es ist die richtige Übersetzung!), ein Jahr später waren es fünf. 2012 und 2013 jeweils vier. Jerusalem ist zehnmal sicherer als vergleichbare Städte in Amerika. Etwa Los Angeles oder Chicago. Die Kriminalitätsrate in Jerusalem sinkt ständig. Alle Besucher sind also sicher, auch deshalb hoffe ich auf immer mehr Touristen. Und wir haben auch ohne den Marathon ständig viele Polizisten im Einsatz.


Wer stemmt den Jerusalem-Marathon finanziell?


Die Stadt Jerusalem über ihren Haushalt, es ist nichts ausgelagert, wir müssen kein Geld verdienen. Mit Startgebühren und Sponsoreneinnahmen ergibt sich ein Gesamtetat von acht Millionen Schekel, das sind keine zwei Millionen Euro. Ich betrachte dies als Langzeit-Investment, denn alleine die touristischen Mehreinnahmen durch den Marathon betragen bereits 15 Millionen Schekel.

Finanziell haben Sie bekanntlich ausgesorgt. Welche Motivation treibt den Bürgermeister von Jerusalem an?

Ich komme aus dem High-Tech-Sektor, war Unternehmer, zurückgezogen aus der Businesskarriere habe ich mich vor zwölf Jahren. Ich bin quasi in Pension und gebe als Bürgermeister meiner Stadt etwas zurück. Ich möchte mich um Jerusalem kümmern. Denn diese Stadt hat unglaubliches Potential. Eine Stadt in eine bessere Zukunft zu führen, ist wie ein Unternehmen zu leiten. Man braucht ähnliche Fähigkeiten. Und vor allen Dingen Geduld. Ich genieße das. Auch in meiner zweiten Wahlperiode.

Das Gespräch führte Uwe Martin

 

Jerusalem -Ergebnisse

 

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author: GRR

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