Frauen geben das Tempo an ... ©Helmut Winter
Wenn in gemischten Rennen Frauen die Pace machen – Am Erfolg von EM-/U20-WM–Qualifikationen sind alle beteiligt – Lothar Pöhlitz berichtet
Gleich geht´s richtig los, die wichtigen Wettkämpfe beginnen nachdem offensichtlich von vielen Läufern der Monat Mai besser als in den Vorjahren als Trainingsmonat genutzt wird. Auf den krummen Strecken fanden Intensitäts-Tests in Berlin und Pliezhausen mehr oder weniger zufriedenstellend für die Einzelnen statt.
Nun dienen Aufbaurennen und einige wettkampfspezifische Trainingseinheiten zur weiteren Entwicklung der sportlichen Form in Richtung bisheriger Bestleistungen. Dabei ist zu bedenken, dass sich sehr gute Trainingsleistungen in den Mittel- und Langstrecken in der Regel erst 2–3 Wochen später in entsprechenden höherklassigen Wettkämpfen abrufen lassen.
Frauen dürfen immer noch nicht von Männer profitieren
2014 gilt es, Probleme in der Organisation der Wettkampfleistung zu überwinden. Zu Beginn der Sommer-Bahnsaison mit den wichtigen Qualifikationen stellt sich das Problem einer leistungsunterstützenden Wettkampforganisation auch 2014 wieder, weil der Leistungsfortschritt besonders der Frauen und Mädchen in der Welt durch Regeln aus Zeiten behindert, wird in denen Frauen in Männerkleidern in Männerrennen gejagt und disqualifiziert wurden, es keine 800m, keine 3000m Hindernis oder keinen Marathon für sie gab.
Alle Sportler möchten bei Rennen in der Hauptsaison ihre Winterarbeit so gut wie möglich belohnt wissen, Jungen und Mädchen, Männer und Frauen und auch die Frauen die im eigenen Land kaum Gegner haben, aber trotzdem in Zürich auf hohem Niveau erfolgreich sein sollen. Pacemaker für Männer sind weltweit seit langem normal. Die Unsicherheit männliche Pacemaker für Frauen bleibt, weil die Regeln für Frauen nicht aus der Welt sind. Sie vor allem brauchen Unterstützung.
Sogar die Landesverbands–Bestenlisten der Jungen und männlichen Jugend würden kräftig durch Mädchen oder Frauen aufgebessert werden. Das Frauen oder Mädchen sogar manchmal für Jungen oder sogar Männer rein zufällig in gemischten Rennen die Pace gemacht haben, fiel bisher kaum auf, da gemischte Rennen hin und wider auch noch verschämt verschwiegen werden.
Nicht übersehen werden darf, dass die Qualifikationen der Frauen für die EM aber „sauber“ erfolgen müssen! Sie sollten deshalb besonders akribisch vorbereitet werden. Dies gilt zumindest immer noch für Rennen kürzer als 5000m. „Gemischte Rennen bei Läufen auf der Bahn sind nach der Deutschen Leichtathletik-Ordnung (DLO) grundsätzlich erlaubt. Sie gelten auch für die DLV – Bestenlisten.
Als Qualifikationszeit für internationale Wettkämpfe wie WM oder Olympische Spiele wurden so erzielte Zeiten allerdings nicht anerkannt". Just in dieser Woche zeigt sich ein Silberstreif am Horizonz. Sabrina Mockenhaupt, Corinna Harrer und Maren Kock können am 28. Mai beim Mimi-Internationalen in Koblenz in einem gemischten Rennen auf EM-Normen Jagd machen.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat dies ab den 5000m aufwärts nun abgesegnet.
Beste Organisation hilft allen Läufern schneller voran
Natürlich gelten internationale Regeln für die EM 2014 auch für den DLV, deshalb müssen in den nächsten Wochen die Qualifikationsrennen – eine Lanze für unsere Frauen die gegenwärtig nur schwer in den großen internationalen Events einen Platz finden – besser organisiert werden.
Dies ist in den letzten Jahren nur selten geschehen. Im Gegensatz zu Männerrennen zerstörten unfähige „Pacemakerinnen“ nicht nur einmal die Rennen – es gibt selten 3 Tempomacher wie bei den Männern, oft werden sie nicht nach Erfahrung und dem notwendigen Tempogefühl ausgewählt und dann reicht es auch noch höchstens bis zur Hälfte und nicht wie gewünscht bis zu Zweidrittel der Rennstrecke!
Und wenn ihre Absage kurzfristig kommt, sollte es nicht einfach sorry heißen und man geht zur Tagesordnung über!
Man hört, die Läufer und Läuferinnen hätten im Winter besser gearbeitet. Da haben sie auch eine bessere Wettkampforganisation verdient. Das gilt für jeden Einzelnen, jede Frau, jeden Mann die eine EM-Chance haben, auch weil das Ziel diesmal wohl darin besteht, es bei der EM in Zürich nicht nur in die Vorläufe, sondern öfter in die Finals zu schaffen als noch beim letzten Mal. Dafür leisten schnelle Qualifikationsrennen einen wichtigen Beitrag für alle, auch zum Wiederaufstieg deutscher Läufer in Europa und der Welt.
Das ist bitte eine Aufgabe a l l e r – nicht nur die zuständigen Bundestrainer!
Auch dem Nachwuchs den Leistungsfortschritt erleichtern Wettkämpfe anders organisieren – leistungsorientiert – auch für den Nachwuchs
Erfreulich das sich die gemischten Rennen bei den Veranstaltern landesweit durchgesetzt haben. Dies gilt vor allem für die Ausnahmen, den talentierten Laufnachwuchs – der z.T. schon länger in den eigenen Altersklassen im LV keine Gegner mehr hat. Sie unterstützen den allgemeinen Leistungsfortschritt, machen im Training nach der neuen Bestleistung neue Impulse frei und ebnen die Wege Richtung U18-/U20–EM/WM.
Oft wird auch unterschätzt welchen Beitrag die Würdigung einer entsprechenden Leistung nicht nur durch den eigenen Trainer für das weitere Training leistet. Mit jeder neuen Leistung steigen Anspruch und Motivation. Die Trainer wünschen sich von den Organisatoren, durch anders organisierte Wettkämpfe unterstützt zu werden – fair, leistungsorientiert offensiv, planmäßig – nach dem Bestleistungsprinzip zusammengestellt.
Dazu gehört aber auch Fairness der Trainer, dass die bisherigen Bestleistungen möglichst aktuell sind, durch die Trainer ehrlich gemeldet werden, höchstens aus dem letzten Jahr stammen. Öffentliche Abmahnungen könnten dieser Unsitte sicher wirksam begegnen. Wer traut sich zuerst? Unabhängig vom Jahrgang und Geschlecht können sich dann viel mehr Athleten als bisher über gute Leistungen freuen.
Gemeinsam durch Teamarbeit zu neuen Bestleistungen – Auch den Nachwuchsbestenlisten würde es gut tun
Trainer wünschen sich sicher mit mir auch, dass eines Tages alle Funktionäre zur Einsicht kommen, dass Männer-Rennen in denen bis zu drei Pacemaker den Besten zu Weltrekorden, Preisgeldern oder der zweiten Reihe zu Qualifikationsnormen verhelfen, Vorbild auch für Mixed-Rennen, in denen Männer für Frauen oder Mädchen für Jungen Tempo machen, sind. Es wäre auch hilfreich wenn bei Ausfall mehrerer Läufer A-B-C-D-Läufe oder Vorläufe unbürokratisch zusammengelegt würden.
Sie dürften auch nichts dagegen haben wenn – bei natürlich getrennter Wertung – bei Schüler- oder auch Jugend-Landesmeisterschaften in den Läufen die Geschlechtertrennung überwunden würde und die Rennen nach dem Leistungsprinzip organisiert würden.
Die Vorkommnisse bei den 10.000m DM in Aichach haben gerade deutlich gemacht, dass es Zeit ist, auch in der Wettkampforganisation und der schnellen Ergebnisübermittlung mehr die Verantwortung im Amt einzubringen, gleichzeitig aber auch in der Wettkampfgestaltung neue Wege zuzulassen. Auch Funktionäre müssen funktionieren und sichern, dass Läufer die sich im Winter unter großen persönlichen Aufwand auf Meisterschaften vorbereitet haben, nicht 30 Minuten bei 7 Grad Celsius an der Startlinie auf den Schuss warten müssen!
Im DLV-Strukturplan liest man vom Anschluss ans Weltniveau in möglichst vielen Disziplinen. Das darf in den nächsten Wochen und Monaten nicht Aufgabe von Athleten und Trainern allein sein. Die Sicherung von optimalen Bedingungen für Spitzenleistungen sind Teil der Aufgaben und Ziele.
Lothar Pöhlitz
Leichtathletik Coaching-Academy