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2014

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89. COMRADES Marathon am 1. Juni 2014 – der Stolz Südafrikas – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Der Comrades Marathon in Südafrika ist weltberühmt. Marathon ist eigentlich irreführend, denn es ist ein Ultramarathon mit einer Distanz von etwa 90 Kilometern, über eine schwierige Strecke, die es in sich hat. Wir haben auf dieser Seite in den letzten Jahren schon viel über diesen Lauf berichtet.

Dieser Lauf besteht seit 1921, wurde von Vic Clapham, einem britischen Soldaten, der mit diesem Lauf ein Denkmal für seine gefallenen Kameraden und deren erlittenen Strapazen setzen wollte. 34 Läufer starteten 1921, 17 kamen an.

Dieser Lauf über lange 90 km wechselt jährlich Start und Ziel, einmal geht es von Pietermaritzburg nach Durban (downhill), im nächsten Jahr dann von Durban nach Pietermaritzburg (uphill).

Mit jetzt 18.000 Teilnehmern (limitiert) ist diese Veranstaltung der Stolz und das Aushängeschild des Sports in Südafrika mit einer landesweiten Fernseh-Live-Übertragung über die 12-Stunden, innerhalb dieser Zeit muss man das Ziel erreicht haben. Brutal wird auf die Sekunde genau nach 12 Stunden das Ziel geschlossen – keine Chance eine Sekunde später sich ins Ziel zu werfen, man wird zurück geschmissen!

Der Comrades Marathon – als Afrikas größte Ultra-Laufveranstaltung – ist schon seit längerem Mitglied von AIMS. Die Organisatoren des Laufes um Gary Boshop, als Mitglied des AIMS Board, hatten sich um die Ausrichtung des 20. AIMS Congresses 2014 beworben und beim Congress in Prag 2012 den Zuschlag für die Ausrichtung erhalten.

Vom 29. Mai – 31. Mai 2014 fand der 20. AIMS Congress in Durban statt (auf der GRR-website berichteten wir darüber). Es war der Tribut und auch die überfällige Geste und das Dankeschön an Afrika, das durch seine überragenden Athleten und erfolgreichen Läufer und Läuferinnen die Siegerlisten der großen Laufveranstaltungen, Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele ziert und prägt.

Es war der erste AIMS Congress auf afrikanischen Boden, den ersten AIMS Congress gab es 1983 in Tokyo/Japan, der dritte AIMS Congress fand 1985 in Berlin statt, der 19. Congress 2012 in Prag. Der Besuch der AIMS-Veranstaltung in Durban wurde von den Organisatoren, der Öffentlichkeit und den Medien gebührend stolz wahrgenommen. Der Comrades Marathon zog alle Register seiner 89-jährigen Organisationserfahrung um den Teilnehmern des Kongresses aus aller Welt die Qualitäten und die ehrwürdige und legendäre Geschichte dieses großen und traditionsbewußten Laufes zu demonstrieren.

So gab es Empfänge seitens des Bürgermeisters im Rathaus von Pietermaritzburg, vor der Tür des  Rathauses befindet sich der Start dieses Laufes. Es gab einen Empfang im Rathaus von Durban, der 3.5 Mio. Stadt am Indischen Ozean, sowie weitere gesellschaftliche Aktivitäten rund um das Congress- und Laufereignis.

In den Reden und Ansprachen der Bürgermeister und der Offiziellen der Sportverbände wurde jeweils auf das diesjähige 20-jährige Jubiläum der Abschaffung der Apartheid von 1994 hingewiesen, die Würdigung  des verstorbenen Staatsoberhauptes Nelson Mandelas mit dem friedlichen Übergang zu einem anderen Staat, die erfolgreiche Organisation der Fussball-WM von 2010 und der Stolz als erstes Land in Afrika jetzt den 20. AIMS-Congress als Veranstalter auf afrikanischen Boden begrüßen zu können.

Höhepunkt des offiziellen Rahmenprogramms war das Gala-Dinner (Tribute to COMRADES Marathon Legends) des Comrades Marathon mit der Vorstellung der Lauf Legenden dieses Laufes – mit historischen Video Einspielungen des Laufes seit 1921. Viele der großen Sieger und Siegerinnen der letzten Jahrzehnte – und es waren viele – wurden auf die Bühne gebeten, an der Spitze die Lauflegende Bruce Fordyce, der den Lauf neunmal von 1981 bis 1990 (Ausnahme 1989) gewinnen  konnte, sowie die Top-Favoriten 2014.

Die Träger der grünen Startnummern – entweder mehrfache Sieger oder zehnmal erfolgreich innerhalb der geforderten Zeit im Ziel (der Berlin-Marathon hat dieses Verfahren der „Grünen Nummern mit dem Berlin-Marathon Jubilee-Club erfolgreich kopiert), werden besonders geehrt und bewundert und in der Öffentlichkeit außerordentlich als nationale sportliche Legenden verehrt.

Um den Start des Laufes am Sonntag, dem 1. Juni 2014 um 5.30 Uhr morgens erleben zu können, muss man um 2.00 Uhr des Nachts aufstehen, um zunächst in Durban im Stau zu stehen, weil natürlich auch die Läufer in Bussen zum Start wollten, dann aber über die Autobahn relativ  zügig  nach Pietermaritzburg zu kommen.

Direkt vor dem Rathaus in Pietermaritzburg – wie schon erwähnt – fand der Start des Laufes statt. Die Atmosphäre an diesem Ort hat schon etwas ganz Besonderes, wenn – ohne große Reden vor dem Start – mit Inbrunst die Nationalhymne gesungen wird, kurz vor dem Startschuss der berühmte Hahnenschrei  des legendären Max Trimborn ertönt – innerhalb von 10 Minuten ist das Feld auf die beschwerliche Reise nach Durban unterwegs. Es ist ein „down“-Lauf nach Durban, im nächsten Jahr geht es „up“ nach Pietermaritzburg

Zurück zum Ziel auf der Fahrt nach Durban sieht man die Sonne aufgehen – und hofft, daß es nicht zu warm für die Teilnehmer wird.

Die Läufer passieren  einen besonderen Punkt auf ihrer Strecke am „Valley of a Thousand Hills“ die „Wall of Honour“ – hier können  die erfolgreichen Träger der „Grünen Startnummer“ sich eine Erinnerungsplakette kaufen mit Namen, Startnummer, die dort an einem Felsen befestigt wird.

Im Cricket-Stadion in Durban sind die Tribünen voll besetzt – und das Publikum feiert praktisch mit einem Volksfest die Heroen des 89. Comrades. Sie müssen erst durch einen ziemlich langen Schlauch innerhalb des Stadions laufen, der mit frenetisch applaudierenden Zuschauern besetzt ist, um das Ziel auf der Mitte des Stadions zu erreichen.

Der Applaus schwillt immer weiter an, wenn es volle Stunden zu unterbieten gilt. Der „Bus“, der die Läufer unter bestimmte Zeiten führt, wird durch kundige Teilnehmer angeführt, der manchmal einige hundert Läufer umfasst.  Die Spannung steigt zum Siedepunkt, wenn der „Bus 12 Stunden“ sich nähert. Dann geht es dann wirklich um Zehntelsekunden, dramatisch geht es am Zielstrich zu, wenn Teilnehmer aus dem Ziel „geschmissen“ werden, wenn das Limit der 12 Stunden auch nur um eine Sekunde überschritten ist.

Bongmusa MTHEMBU aus Südafrika gewann das Rennen in 5:28:34, das fest in afrikanischer Hand war, nur Jonas Buud aus Schweden konnte  sich als Siebenter mit 5:38:17 unter den ersten Zehn platzieren.          

Eine große Überraschung war der Sieg von Ellie GREENWOOD aus Canada in  6:18:15 vor den favorisierten Russinnen Elena NURGALIEVA 6:23:18,3 und Olesya NURGALIEVA mit  6:24:51, in den letzten Jahre beherrschten die beiden Schwestern das Rennen.

Bemerkenswert war der 7. Rang von Zola Budd PIETERSE in 6:55:55, die 1984 Weltrekord über 5000 lief, wegen der Apartheid nicht für Südafrika laufen konnte, aber dann als berühmte Barfußläuferin für Großbritannien doch bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles an der Start ging, mit Mary Decker/USA eine Kollision hatte, daß Decker stürzte und sie schließlich nur Siebente wurde. Heute läuft die dreifache Mutter nur noch – und mit Erfolg – derartige Rennen wie den COMRADES..

Sieger 2014

MEN:
1  Bongmusa MTHEMBU                    RSA  5:28:34

2  Ludwick MAMABOLO                     RSA  5:33:14
3  Gift KELEHE                                RSA  5:34:39
4  Stephen MUZHINGI                      ZIM  5:35:18
5  Rufus PHOTO                              RSA  5:35:30
6  Mncedisi MKHIZE                         RSA  5:36:06
7  Jonas BUUD                                SWE  5:38:17
8  Manoko William MOKWALAKWALA  RSA  5:39:29                  
9  Prodigal KHUMALO                       ZIM  5:39:36
10 Latudi MAKOFANE                        RSA  5:40:41

1  Ellie GREENWOOD                 CAN  6:18:15

2  Elena NURGALIEVA               RUS  6:23:18
3  Olesya NURGALIEVA             RUS  6:24:51
4  Irina ANTROPOVA                RUS  6:34:08
5  Jo MEEK                            GBR  6:47:02
6  Caroline WOSTMANN            RSA  6:51:43
7  Zola Budd PIETERSE             RSA  6:55:55
8  Frida SODERMARK                SWE  6:57:33
9  Martinique POTGEITER           RSA  7:00:46  
10 Julanie BASSON                   RSA  7:02:50


Erwähnenswert ist aus deutscher Sicht, daß es auch einen deutschen Sieger gab, Charly Doll gewann 1993 in 5:39:10, Maria Bak erreichte 1995, 2000 und 2002 gleich drei Siege, Birgit Lennartz konnte 1999 dem Comrades gewinnen.

Diejenigen, die den Comrades zum zehnten Mal finishen, erhalten gleich nach dem Zieleinlauf in einer besonderen Zeremonie ihre grüne Startnummer, die natürlich dann mit der ganzen Familie auf dem Rasen des Stadions gebührend gefeiert wird.

Das Cricket Stadion selbst ist ein Museum an sich. In den Clubräumen hängen Bilder von Cricket-Mannschaften, die Anfang 1900 berühmt waren, sowie lange Siegerlisten, viele „antike“ Ausrüstungsgegenstände der Cricket-Spieler  sind in Vitrinen ausgestellt.

Das Stadion ist an diesem Tage auch der Treffpunkt der erfolgreichen südafrikanischen Langstreckler. Der Berlin-Marathon hat auch eine südafrikanische Sporthistorie. So war der erste Start eines südafrikanischen Marathonläufers nach Ende der Apartheid im Ausland am 27. September 1992 in Berlin: David Tsebe (RSA) gewann den 19. Berlin-Marathon in hervorragenden 2:08:07 – Thabiso Moghali (RSA) wurde zudem Fünfter in 2:13:20.

Xolile Yawa (RSA) wiederholte am 26. September 1993 den Sieg eines südafrikanischen Läufers beim 20. Berlin–Marathon in 2:10:57, David Tsebe (RSA) wurde in diesem Jahr Dritter. Insofern war es eine große Freude, daß Xolile Yawa auch im Stadion erschien und die Bekanntschaft zum Berlin-Marathon zu Mark Milde  – und dem alten Race Director erneuerte.

Zu erwähnen ist, daß die Organisatoren mit vielen Aktivitäten rund um das Jahr das Interesse der einheimischen Bevölkerung am Laufsport weiter zu entwickeln versuchen, durch Kinder- und Jugendwettbewerbe, durch Spendenläufe und andere Aktivitäten

Am Tag vor dem Comrades Marathon gibt es einen offenen 10-Kilometer Lauf für die Bevölkerung auf der Strandpromenade von Durban, sowie einen Kinder- und Jugendlauf mit einer Riesenbeteiligung.
Die Strandpromenade Durbans ist sowieso von morgens bis abends ein Läufer- und Radfahrerparadies. Allerdings wird aber auch von Offiziellen beklagt, daß die große Zeit der südafrikanischen Läufer und Läuferinnen leider lange vorbei ist.

Anzumerken sei, daß es in Pietermaritzburg ein hervorragendes ausgestattenes Comrades Museum gibt in einem eigenem Gebäude, auf daß man stolz sein kann  mit vielen historischen Exponaten der vielen Lauflegenden.
Die Farewell Party für die AIMS CongressTeilnehmer und Offiziellen fand im Fussball-Stadion statt, ein architektonisches Juwel – gebaut für die Fussball-WM 2010 – , auch ein unvergesslicher Eindruck für alle, die die Gastfreundschaft  der Organisatoren für einige Tage geniessen konnten.

Der besondere Dank gilt allen, die vor und hinter den Kulissen, das großartige Lauferlebnis COMRADES MARATHON 2014 zelebrierten. Ein großes Lob für alle und ein noch größeres Dankeschön. AIMS kann stolz sein, den COMRADES Marathon als Mitglied in seinen Reihen zu haben.

Der  90. COMRADES MARATHON findet am 31. Mai 2015 statt und wird mit Sicherheit als Jubiläumslauf ganz besonders feierlich begangen werden.

 

Horst Milde

PS: Der Beitrag wird noch mit weiteren aktuellen Bilder ergänzt.

In den nächsten Tagen publizieren wir Erfahrungberichte zweier Teilnehmer!

 

COMRADES MARATHON

 

COMRADES MARATHON – The Ultimate Human Race . Von John Cameron-Dow – Das Buch für Kenner und Liebhaber

 

AIMS – 20th World Congress in Durban, South Africa in Verbindung mit dem 89. COMRADES Marathon – Horst Milde berichtet

 

COMRADES Marathon/Südafrika am 1. Juni 2014 mit 18.000 Teilnehmern

 


COMRADES MARATHON – ZOLA BUDD läuft zum zweiten Mal beim COMRADES MARATHON am 2. Juni 2013

 

COMRADES MARATHON – 2012 – THE ULTIMATE HUMAN RACE! – Dr. Ronald Musil berichtet

 

author: GRR

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