Viktor Röthlin jubelt über seinen EM-Sieg in Barcelona 2010. ©Victah Sailer
EM-Marathon in Zürich zum Karriereabschluss für Viktor Röthlin
Viktor Röthlin steht unmittelbar vor seinem letzten großen Rennen: Der 39-jährige Schweizer wird nach dem Europameisterschafts-Marathon seine Karriere beenden. Röthlin geht dabei am 17. August bei einem Heimspiel in Zürich als Titelverteidiger an den Start.
Im vergangenen Jahrzehnt war er der erfolgreichste europäische Marathonläufer, der mehrmals bei großen Meisterschaften außerordentliche Leistungen zeigte und den afrikanischen Läufern dabei Paroli bot.
Vor knapp drei Wochen lief Viktor Röthlin beim Mattoni Olomouc-Halbmarathon ein Testrennen und kam als bester Europäer auf Rang sieben hinter sechs Kenianerin in 63:23 Minuten ins Ziel. Röthlin war nach einer harten Trainingsphase direkt aus der Höhe zu dem tschechischen Rennen gefahren. „In 63:23 lief ich genau einen 3:00-Minuten-Schnitt pro Kilometer. Diese voll aus dem Training heraus gelaufene Zeit macht mich glücklich“, erklärte der Schweizer Rekordhalter, der 2008 den Tokio-Marathon in 2:07:23 Stunden gewonnen und dabei die nationale Bestzeit aufgestellt hatte.
„In Olomouc erhielt ich die Bestätigung, dass ich auf dem Weg zur EM voll im Fahrplan bin“, schrieb Viktor Röthlin auf seiner Webseite. Mit dem Polen Marcin Chabowski hat Röthlin in Olomouc einen Läufer hinter sich gelassen, der in Zürich ebenfalls in den Kampf um die Medaillen eingreifen könnte.
Verglichen zum Marathon waren Viktor Röthlins Leistungen über die halbe Distanz längst nicht so stark. Seine Bestzeit über die 21,0975 km steht bei 62:16. Das Rennen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, wo er als bester nicht-Afrikaner einen starken sechsten Rang belegte, bezeichnete Röthlin vor kurzem in einem Interview mit Worldrunning.com als den besten Marathon seiner Karriere.
„An diesem Tag hätte ich in einem normalen Rennen mit guten klimatischen Bedingungen und mit Tempomachern eine Zeit von 2:06 Stunden oder darunter erreichen können“, sagte der Schweizer, der damals in der Vorbereitung einen Halbmarathon in 62:45 Minuten gelaufen war.
Man darf gespannt sein, was für Viktor Röthlin am 17. August in Zürich möglich sein wird – zumal er immer wieder bei Hitzeläufen starke Leistungen gezeigt hat. Bei den Weltmeisterschaften im heiß-schwülen Osaka war er 2007 sensationell zur Bronzemedaille gelaufen, nachdem er auf den letzten zwei Kilometern noch zwei Läufer überholt hatte.
Dieses Rennen bezeichnet Röthlin aufgrund der klimatischen Bedingungen als das schwierigste seiner Karriere. Ein Jahr später folgte der sechste Platz bei Olympia, und 2010 gewann er im brütend heißen Barcelona den Europameisterschafts-Titel. Vier Jahre zuvor war er beim EM-Marathon bereits Zweiter.
Im kühlen St. Moritz bereitet sich der 39-Jährige nun auf sein letztes großes Rennen vor. Am 18. Juli wird Röthlin noch einen Testlauf über 14,2 km absolvieren und beim Schweizer Ägeriseelauf starten.
Einen potenziellen Nachfolger für Viktor Röthlin haben die Schweizer übrigens auch schon:
Vor wenigen Wochen wurde Tadesse Abraham eingebürgert. Der aus Eritrea stammende Läufer lebt schon länger in der Schweiz und gewann im vergangenen Jahr den Zürich-Marathon in 2:07:45 Stunden. Abraham wird neben Röthlin in Zürich an den Start gehen. Sollte es ein dritter Läufer mit einer ordentlichen Platzierung ins Ziel schaffen, haben die Schweizer auch in der EM-Mannschaftswertung gute Chancen.
Für die Zuschauer wird aber Viktor Röthlin im Mittelpunkt stehen. An der Züricher EM-Strecke gibt es sogar eine Viktor Röthlin-Fanzone. Was seine Nachricht an jene sei, die sagen, dass nicht-afrikanische Läufer im Langstreckenbereich nicht ganz vorne mitmischen können, wurde Viktor Röthlin gefragt.
Der Schweizer antwortete: „Sie haben recht! Aber nicht-Afrikaner können immer noch bei großen Meisterschaften Medaillen gewinnen.“
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