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08
2014

2013 MetroGroup Dusseldorf Marathon Dusseldorf, Germany April 28, 2013 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

André Pollmächer nach seinem starken EM-Marathon: „Ich bin Olympia in Rio ein Stück näher gekommen“

By GRR 0

André Pollmächer lief am vergangenen Sonntag beim Europameisterschafts-Marathon eines der besten Rennen seiner Karriere. Der 31-jährige Läufer, der für den Rhein-Marathon Düsseldorf startet, kam in Zürich nach 2:14:51 Stunden als Achter ins Ziel. Es ist fast 30 Jahre her, dass ein deutscher Läufer in einem EM-Marathon der Männer eine bessere Platzierung erreichte als André Pollmächer. 1986 gewann Herbert Steffny in Stuttgart Bronze vor Ralf Salzmann.

Nach seinem Züricher Rennen gab André Pollmächer das folgende Interview:

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Ergebnis bei der EM?

André Pollmächer: Ich bin so glücklich, Platz acht ist unglaublich. Ich bin also mehr als zufrieden. Es gab nichts, was ich hätte anders oder besser machen können. Mit dem Ergebnis bin ich total happy.

Gehört diese EM zu den Top-Drei-Ergebnissen Ihrer Karriere?

André Pollmächer: Ja, absolut. Ich habe so viel investiert, unter anderem ein vierwöchiges Trainingslager in St. Moritz – also viel Zeit, Energie, Disziplin und auch einiges Geld. Ich bin so froh, dass sich das am Ende so ausgezahlt hat. Dafür muss ich meinem Verein Rhein-Marathon Düsseldorf, der Stadt Düsseldorf, dem auch von der Stadt unterstützten „Stockheim Team Rio“ und dem Deutschen Leichtathletik-Verband danken. Ohne diese Unterstützung, hätte ich nicht bei der Europameisterschaft starten können.

Wie schwierig war die Strecke mit der viermal zu durchlaufenden Steigung?

André Pollmächer: Es war eine harte Strecke, eine echte Kampfstrecke mit der langen Steigung und dem mörderischen Gefälle. Das staucht enorm und beansprucht die Muskulatur zusätzlich, aber genau das hatte ich vorher trainiert. Am Ende war die Atmung noch okay, die Luft war da, aber ich habe extrem kämpfen müssen und bin irgendwie durchgekommen. Der letzte Berg war elendig hart, da machten die Beine zu. Der ehemalige Marathon-Bundestrainer Ron Weigel hat mir bei Kilometer 40 zugerufen, dass ich Neunter sei. Das hat nochmal Auftrieb gegeben, so dass ich auch noch den Schweizer Tadesse Abraham, der ja zu den Goldfavoriten gehörte, überholen konnte, obwohl ich schon am Limit war.

Hatten Sie sich in Zürich noch besonders auf das Rennen eingestellt?

André Pollmächer: Ich bin erst am Freitag, also zwei Tage vor dem Lauf, aus der Höhe von St. Moritz nach Zürich gekommen. Das war ein Experiment, aber ich bin jetzt 31 und muss neue Wege finden. Ich kann nicht das immer wieder machen, was ich zehn Jahre gemacht habe. In Zürich habe ich mir dann zusammen mit Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig einen Tag vor dem Marathon die Strecke angesehen, habe mir die Knackpunkte und den Startbereich eingeprägt. Da wollte ich nichts dem Zufall überlassen.

Hat Sie der Verlauf des Rennens, in dem sich der Pole Marcin Chabowski früh absetzte, überrascht?

André Pollmächer: Es war nicht damit zu rechnen, dass jemand die Flucht nach vorne antritt. Eigentlich sind alle davon ausgegangen, dass eine größere Gruppe bis Kilometer 25, 30 zusammen bleibt. So aber hat sich das Feld schon früh in viele kleine Einzelgrüppchen zersplittert, so dass jeder schnell auf sich alleine gestellt war.

Welche Taktik hatten Sie sich vorgenommen?

André Pollmächer: Ich wollte von vornherein mein Rennen laufen, mein Tempo finden und das auch durchziehen. Ich habe mich nicht nervös machen lassen, als vorne die Post abging und besonders Marcin Chabowski das Tempo so verschärft hat. Dass er dabei überpowert hat, hat man ja gesehen, als er bei Kilometer 35 ausgestiegen ist. Bei Kilometer zehn lag ich an Position 26, konnte aber nach und nach ganz viele Läufer einsammeln.

Wie geht es Ihnen jetzt?

André Pollmächer: Ich bin ziemlich kaputt. Die Muskeln schmerzen und ich habe mir eine leichte Fußverletzung zugezogen.

Was ist Ihr nächstes Ziel?

André Pollmächer: Jetzt brauche ich erst einmal ein paar Tage Erholung und werde den Fuß schonen. Dann werde ich mich auf die Deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf vorbereiten, die ja im Rahmen des Stadtwerke Düsseldorf Kö-Laufes am 7. September stattfinden. Ich hoffe, dass bis dahin die Frische wieder zurück ist.

Können Sie sich vorstellen, in den Winter-Monaten einen Marathon – zum Beispiel in Fukuoka, Mumbai oder Dubai – zu laufen? Und werden Sie im nächsten Jahr wieder in Düsseldorf starten?

André Pollmächer: Nein, ich werde keinen Winter-Marathon laufen, denn ich werde mich langfristig auf den Metro Group Marathon Düsseldorf vorbereiten. Dies könnte vielleicht schon eine erste Chance sein, die Olympia-Norm zu erreichen. Ich werde aber im Herbst noch ein paar Mal über kürzere Distanzen an den Start gehen. Es ist durchaus möglich, dass ich als Tempomacher beim Frankfurt-Marathon starte und vielleicht auch die Asics Grand 10 in Berlin laufe.

Die Leistung vom Sonntag deutet darauf hin, dass Sie Ihre Bestzeit von 2:13:05 Stunden auf einer schnellen Strecke und unter guten Bedingungen deutlich unterbieten können. Was ist mittelfristig möglich?

André Pollmächer: Ja, das hat sich auch schon beim Metro Group Marathon Düsseldorf im April angedeutet. Ich habe mich jetzt stabilisiert und sollte in der Lage sein, bei entsprechenden Bedingungen eine gute Bestzeit zu laufen. Es ist schwierig zu mutmaßen, was dabei herauskommen könnte. Aber sollte die Olympianorm auf etwa 2:12 Stunden festgelegt werden, wird mich das nicht mehr schocken. Ich kann eine solche Zeit mit ruhigem Gewissen angehen.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie Ihrem großen Ziel, einem Marathon-Start bei den Olympischen Spielen, am Sonntag ein Stück näher gekommen sind?

André Pollmächer: Auf jeden Fall. Ich habe mich mit dem Rennen in der erweiterten europäischen Spitze etabliert. Das war ein wichtiger Schritt Richtung Olympia für mich, ich bin Rio ein Stück näher gekommen. Ich will dort 2016 als einer der europäischen Topläufer an den Start gehen. Und mein großes Ziel ist es, im olympischen Marathon bester Europäer zu sein.

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author: GRR

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