Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft “Swiss Runners 2014” – Diskussionslos – mein Lieblingslauf – 32. Basler Stadtlauf am 29.11.2014
Urs Frey befand sich auf dem Heimweg nach Riehen, als er eine SMS erhielt. Seine Frau Isabelle, die gerade bei einem Ferienaufenthalt in Chile weilte, wollte von ihm wissen, wie er sich am Basler Stadtlauf 2013 geschlagen hatte. Frey antwortete, was die ebenfalls laufbegeisterte Gattin in der Ferne insgeheim schon vermutet hatte: «Platz 1».
Frey gehört mittlerweile zum Siegerpodest des Basler Stadtlaufes wie die feierliche Weihnachtsbeleuchtung zur Freien Strasse in Basel. 15-mal startete der 68-jährige ehemalige Spediteur, spätere Bankangestellte und heutige Rentner an der grössten Laufveranstaltung in der Region Basel, bei seinen letzten neun Teilnahmen bestieg er stets das Podest. Das Verrückte dabei:
Er wird immer schneller. In der letzten Novembernacht 2013 unterbot er seine Siegerzeit aus dem Vorjahr in der Kategorie M65 gleich um 24 Sekunden. «Ich habe der Biologie ein Schnippchen geschlagen: Andere werden mit zunehmendem Alter langsamer, ich schneller», sagt er, den man in der Schweizer Laufszene längst kennt und respektiert.
Wegen langer Verletzungsgeschichten mit vier Achillessehnen-Operationen und einem Kompressionsbruch im fünften Lendenwirbel rechts hat es Frey in seiner Sportlerkarriere zwar erst auf 129 Läufe gebracht. Doch wo er startet, ist er in der Regel erfolgreich: Er wurde schon zweimal Schweizer Senioren-Meister im Halbmarathon und siegte unter anderem am Grand-Prix von Bern und mehrfach bei Murten–Fribourg, am Greifenseelauf, an der Escalade in Genf, beim Zürcher Silvesterlauf und wie gesagt beim Basler Stadtlauf. Seinem Lieblingslauf. «Und zwar diskussionslos.»
Aus der Dunkelheit ins Licht
Besonders gefällt ihm der Gegensatz der Teilstrecken auf dem Rundkurs, der in den meisten Kategorien 5,5 Kilometer misst. «Im Kleinbasel hat es in der Regel wenige Zuschauer und es ist eher dunkel.» Hier müsse der Läufer leiden und den berühmten inneren Schweinehund überwinden, vor allem weil es danach noch über die Wettsteinbrücke aufwärts geht. Hat man dieses Stück jedoch bewältigt, wird man reichlich belohnt.
Frey: «In der Freien Strasse dürfen die Teilnehmer ins weihnachtliche Licht eintauchen und sich von Tausenden anfeuern lassen.» Das gibt es so nur in Basel und ist mit Sicherheit der «Unique Selling Point» des Basler Stadtlaufes. In den vergangenen beiden Jahren haben sich über 9000 Laufbegeisterte aus der ganzen Schweiz sowie aus 25 weiteren Ländern angemeldet.
Es ist damit zu rechnen, dass bei der 32. Austragung am 29. November 2014 ebenfalls wieder so viele dabei sein werden – erst recht, wenn das Wetter so wie bei den letzten Stadtläufen mitspielt und die Läufer bei trockenen Verhältnissen durch die Basler Innenstadt rennen können.
Griessbrei und Cola
Auch Urs Frey wird sich dann erneut auf dem Münsterplatz einreihen – nach einer wie immer akribischen Vorbereitung. Zu dieser gehört, dass er zwei Tage vorher die Strecke im Gehtempo abmarschiert, um sich alles genau einzuprägen: In welcher Kurve liegen Dohlendeckel? Wo hat es im Strassenbelag Aufplasterungen?
Er wird sich die letzten 48 Stunden total ausruhen und am Nachmittag des Laufes – ein festes Ritual für ihn – einen Griessbrei mit Zimt und Zucker zu sich nehmen sowie verdünnte Cola trinken. Dann ist er bereit, um einen weiteren Platz auf dem Podest anzupeilen. Und zwar auch deshalb, weil es an keinem anderen Lauf in der Schweiz in der kalten Jahreszeit so angenehm wie in Basel ist, auf die Siegerehrung zu warten.
«An den meisten Veranstaltungen schlottert man nach dem Zieleinlauf minutenlang in der Kälte der Medaillenübergabe entgegen. Anders am Basler Stadtlauf. Hier darf man als einer der drei Erstplatzierten in den wohlig warmen VIPBus auf dem Marktplatz steigen, wo einem Getränke und Häppchen gereicht werden.»
Erst ganz kurz vor der Siegerehrung werden die Läufer dann zum Podest geleitet und bei Trommelwirbel für ihre tollen Leistungen ausgezeichnet. «Ein Grund mehr, um es aufs Siegertreppchen zu schaffen», erklärt Frey mit einem Augenzwinkern, weshalb er in Basel jeweils besonders motiviert ist.
Andreas W. Schmid
Mehr zum Basler Stadtlauf unter www.stadtlauf.ch
EN