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2014 BMW / Berlin Marathon Berlin, Germany Sept 28, 2014 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

41. Berlin-Marathon 2014 – Kimetto läuft Weltrekord – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0
Die Hauptstadt bleibt ein schnelles Pflaster: In 2:02:57 Stunden absolviert Dennis Kimetto den 41. Berlin-Marathon – und verbessert damit den Weltrekord um fast eine halbe Minute. Bei den Damen siegt eine Äthiopierin.  

Als wäre es nicht genug, den Weltrekord zu brechen. Die Kenianer Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai sind beim Berlin-Marathon am Sonntag in eine neue Dimension des Langlaufs vorgestoßen. Kimetto unterbot den Weltrekord aus dem Vorjahr, 2:03,23 Stunden, um gleich 26 Sekunden und ist mit seinem Resultat von 2:02:57 Stunden der Erste und bisher Einzige, der die 42,195 Kilometer in weniger als 123 Minuten gelaufen ist.

Sein Landsmann Mutai blieb ebenfalls unter der Bestzeit von Wilson Kipsang aus dem vergangenen Jahr und dürfte nun mit 2:03:13 Stunden für lange Zeit der schnellste Läufer sein, der Zweiter eines Marathons wurde.

Der Start Kimettos war eine gut geplante Investition in seine Karriere. Sieg-, Zeit- und Rekordprämien des Veranstalters und seines Ausrüsters summieren sich auf mehr als 300 000 Euro. Darüber hinaus führt er nun in der Zwei-Jahres-Wertung der World Marathon Majors. Kipsang muss schon den New-York-Marathon am 2. November gewinnen, um Kimetto den Jackpot von 500.000 Dollar noch wegzuschnappen.

Hauptstadt der Rekorde

Berlin ist die Hauptstadt der Lauf-Weltrekorde. Seit Christa Vahlensieck den Weltrekord 1977 auf 2:34:48 Stunden verbesserte und der Brasilianer Ronaldo da Costa 1998 die Bestleistung auf 2:06:05 steigerte, wurde auf den Straßen der Stadt der Frauen-Weltrekord drei Mal und jener der Männer sieben Mal verbessert. Paul Tergat durchbrach hier 2003 die Schallmauer von 2:05 Stunden (2:04:55), Haile Gebrselassie war fünf Jahre später der Erste, der die nächste Minutengrenze unterbot (2:03:59).

Auch auf den kürzesten Strecken stammen die Weltrekorde aus Berlin. 2009 verbesserte Usain Bolt aus Jamaika auf der blauen Bahn des Olympiastadions die Bestzeit über 100 Meter auf 9,58 und die über 200 auf 19,19 Sekunden.

Im Ziel am Brandenburger Tor, das der 30 Jahre alte Kimetto kurz nach elf Uhr erreichte, hob er mühsam die Hand. „Bin ich Weltrekord gelaufen?“, musste er fragen, so erschöpft war er. Doch schon eine Stunde später versicherte er, als wäre ein Weltrekord nicht genug: „Ich erwarte, dass im Marathon die Marke von zwei Stunden fällt.“ Wann? „Ich will es selbst versuchen.“

Mutai versprach, im nächsten Jahr auf den flachen Kurs der deutschen Hauptstadt zurückzukehren. „Die Marathon-Zeit wird weiter runterkommen“, kündigte auch er an: „Wenn nicht heute, dann morgen.“

Kimetto ist ein Spätentwickler. Entdeckt und gefördert von Geoffrey Mutai, trainiert er in dessen Camp Kapng’tung außerhalb von Eldoret. Im Frühjahr 2012 lief er in Berlin in 1:11:18 Stunden Weltrekord über 25 Kilometer; bei seinem Marathon-Debüt wenige Monate später in Berlin gab er, obwohl er womöglich aus Dankbarkeit einen Schritt hinter Mutai blieb, in 2:04:16 Stunden das schnellste Marathon-Debüt der Welt.

Wo soll das enden?

Der Berliner Renndirektor Mark Milde staunte über die „Explosion“ der Marathon-Zeiten in den vergangenen Jahren: „Wo das noch enden soll, kann ich auch nicht sagen.“ Und auch, worin es begründet ist, weiß niemand so recht.

Gerard van de Veen, niederländischer Manager von Kimetto und Mutai, versicherte, dass sie sich den Kontrollen der Welt-Anti-Doping-Agentur sowie deren Whereabout-Programm unterworfen hätten. Milde wies darauf hin, dass die Veranstalter der größten Läufe auch das Blut all ihrer Spitzenläufer untersuchen ließen. „Die Kontrolleure können kommen, wann sie wollen“, sagte Mutai. „Wir sind bereit.“ Das Training habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Bis zu 250 Kilometer liefen Marathonläufer pro Woche und trainierten auch Tempo auf der Bahn.

Vom Fahrrad aus hatte Milde die beiden Kenianer aufgefordert, sich nicht sofort gegenseitig zu attackieren, als die Tempomacher bei Kilometer dreißig ausgestiegen waren und die Konkurrenz zurückgefallen war. Sechs Kilometer lang hielt der Frieden, dann zog Kimetto davon.

Als er später gefragt wurde, ob er nicht seine Rekordprämie mit dem Konkurrenten teilen wolle, der ihn so großartig angetrieben habe, lachten beide herzlich. Das Rennen der Frauen gewann Tirfi Tsegaye in 2:20:18 Stunden vor ihrer äthiopischen Mannschaftskameradin Feyse Tadese (2:20:27) und der Amerikanerin Shalane Flanagan (2:21:14).

Anna Hahner aus Frankfurt verbesserte ihre Bestzeit auf 2:26:44 Stunden und wurde Siebte.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag, dem 28. September 2014 

author: GRR

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