Kenenisa Bekele (links) und Eliud Kipchoge bei der Pressekonferenz. ©Helmut Winter
37. Bank of America Chicago-Marathon: Die Rekordjagd geht weiter – Helmut Winter berichtet
Nachdem der Berlin-Marathon vor zwei Wochen mit einem neuen Weltrekord bei den Männern glänzte, gehen in Chicago zusammen mit 45.000 Läuferinnen und Läufer Topathleten von Weltklasse auf Rekordjagd, wobei diesbezüglich zunächst die Verbesserung der hochkarätigen Streckenrekorde im Focus steht.
Diese Marken stehen bei den Frauen bei 2:17:18 durch Paula Radcliffe im Jahr 2002, und Dennis Kimetto, der neue Marathon-Weltrekordhalter mit 2:02:57, gewann letztes Jahr in Chicago mit 2:03:45.
In diese Regionen könnte es bei den Frauen und Männern am Sonntag erneut gehen.
Race-Direktor Carey Pinkowski ist es wieder gelungen, sehr stark besetzte Felder nach Chicago zu verpflichten. Die Klasse der Elitefelder belegen schon 4 Läufer mit Bestzeiten von unter 2:05 Stunden und 3 Läuferinnen von unter 2:20. Und wie auf der Pressekonferenz am Freitag zu erfahren war, sind alle angekündigten Topläufer angereist und werden auchan den Start gehen.
Topstar der Veranstaltung ist die äthiopische Lauflegende Kenenisa Bekele, der in Chicago seinen zweiten Marathon in Angriff nimmt. 21 Olympische und Weltmeister-Titel hat der Ausnahmeläufer bisher gesammelt; nach langer Verletzungspause konzentriert sich der 32jährige Läufer auf die Marathondistanz.
Sein Debut beim Paris-Marathon im April war angesichts der schwierigen Strecke und taktischen Problemen sehr bemerkenswert. Im Alleingang nach 25 km lief er mit 2:05:04 ein gelungenes Debut, und es besteht kein Zweifel, dass er bei den sich abzeichnenden guten Bedingungen diese Marke in Chicago deutlich steigern kann. Von Zeiten im Bereich des neuen Weltrekords wurde im Vorfeld wenig geredet.
Im letzten Jahr passierte die Männerspitze die Halbdistanz nach 61:52, eine ähnliche Zeit ist auch für den Lauf in diesem Jahr geplant. Mit einer schnellen zweiten Hälfte könnte man dann noch in den Bereich an die 2:03 Stunden heranlaufen. Dabei wird viel von der Unterstützung der Tempomacher und den anderen Läufern abhängen.
Ein ernsthafter Konkurrent dürfte Bekele in Eliud Kipchoge (Kenia) erwachsen, der sich mit dem Äthiopier viele Duelle auf der Bahn geliefert hat. Kipchoge vollbrachte im letzten Jahr in Berlin mit 2:04:05 sein Meisterstück. In diesem Frühjahr gewann er in Rotterdam bei störendem Wind in 2:05:00 und untermauerte damit seinen erfolgreichen Umstieg von der Bahn, wo er z.B. 2003 Weltmeister über 5000 m wurde und Kenenisa Bekele eine der wenigen Niederlagen beibrachte. Etwa 10 Jahre später treffen die beiden nun im Marathon aufeinander.
Dass der Lauf in Chicago am 12. Oktober nicht nur von Bekele und Kipchoge dominiert wird, lassen das Leistungsniveau der beiden Kenianer Sammy Kitwara und Bernard Koech erwarten. Sammy lief an gleicher Stelle 2012 ein solides Debut von 2:05:54, hat aber schon aufgrund seiner Bestzeit von 58:48 über die halbe Distanz Steigerungspotential. Und dies gilt fast noch mehr für Koech, der bei seinem Debut beim Dubai-Marathon 2013 2:04:53 und im Halbmarathon in San Diego 2013 mit 58:41 eine Weltklassezeit im Halbmarathon lief.
Und auch der Äthiopier Feyisa Lilesa lief 2012 mit 2:04:52 schon unter 2:05 Stunden, damals wurde er hinter seinem Landsmann Kebede Zweiter in Chicago.
Das Tempo bei den Männern sollen vor allem Kenenisas Bruder Tariku, Ghirmay Ghebreslassie (ERI, lief beim Paderborner Osterlauf 2013 fast genau eine Stunde) sowie Geoffrey Kiriu (KEN) machen.
Noch unwahrscheinlicher als bei den Männern erübrigt sich bei den Frauen derzeit eine Diskussion hinsichtlich des Marathon-Weltrekords, dafür ist die Marke von Paula Radcliffe mit 2:15:25 einfach zu gut. Aber sehr schnell soll es in Chicago schon werden.
Die Kenianerin Florence Kiplagat gewann in Berlin 2013 in 2:21:13 sowie bereits 2011 in ihrer Bestzeit von 2:19:44. Dazwischen musste sie 2012 verletzungsbedingt in Chicago absagen. Früh in dieser Saison schockte sie die Konkurrenz mit einem Fabelweltrekord über den halben Marathon mit 65:12 in Barcelona. Ein Angriff auf den hochkarätigen Streckenrekord in Chicago dürfte somit nicht unrealistisch sein.
Unterstützung dürfte sie dabei von der Titelverteidigerin in Chicago, Rita Jeptoo, erhalten, die im April mit einem starken Finale in 2:18:57 den Boston-Marathon zu dritten Mal gewann. Ihre Siegerzeit im letzten Jahr in Chicago von 2:19:57 war weltweit 2013 die einzige Zeit unter 2:20 Stunden. Bis zur 35 km-Marke wurde Jeptoo im letzten Jahr von Jemima Sumgong begleitet, die mit 2:20:48 gleichfalls eine Zeit von internationaler Klasse schaffte. Im letzten Jahr gewann Sumgong den Rotterdam in 2:23:27 und verbesserte sich dabei um 6 Minuten. Die Frau steigerte sich bisher stets in Leistungssprüngen.
Mit Mare Dibaba in 2:19:51 hat eine dritte Läuferin im Feld die 2:20er-Barriere bereits unterboten.
Weiterhin Chancen auf einen Spitzenplatz hat die junge Äthiopierin Birhane Dibaba, die Jeptoo beim San Diego Halbmarathon in diesem Jahr in 69:34 schlagen konnte. Nach 2:23:01 beim Frankfurt-Marathon im letzten Jahr, steigerte sie sich im Februar in Tokyo als Zweite auf 2:22:30. Spät gemeldet hat noch Atsede Baysa, die vor zwei Jahren in Chicago in 2:22:03 gewann.
Die Planungen bei den Frauen zielen auf eine Endzeit im Bereich von 2:18 Stunden, so schnell ist außer Paula Radcliffe noch keine andere Frau gelaufen. Aktuell rangiert Mary Keitany (KEN) mit 2:18:37 auf Platz 2 der ewigen Bestenliste bei den Frauen. Und damit dieses Ziel realistisch zu verfolgen ist, soll die erste Hälfte mit den Tempomachern Pappis, Kaul und Simon Kosgei nach 69 Minuten zurückgelegt worden sein.
Der Lauf wird von NBC-5 Chicago live übertragen (Start: 7:30 Ortszeit), eine grandiose Rundfunkberichterstattung wird es wieder bei AM670-the-Score geben. Beide Quellen sind mit Livestreams auch in Deutschland verfügbar.
Im Rahmen der Pressekonferenz präsentierten die World Marathon Majors, die vermeintliche Eliteliga der weltweiten Marathonszene, ihren neuen Hauptsponsor, der aus dem Bereich der Gesundheitsernährung kommt und global agiert.
Zur Präsentation waren alle Racedirektoren nach Chicago gekommen, der Berlin-Marathon wurde durch Mark Milde vertreten. Aber viel mehr als unspezifische Bekundungen des neuen Sponsors war zunächst nicht zu erfahren.
Da war der Auftritt von Steve Jones auf der Marathonmesse im McCormick Place sehr viel aussagekräftiger. Jones hatte 1984 in seinem zweiten Marathon mit 2:08:05 in Chicago einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Diese herausragende Leistung, die der Waliser ein Jahr später um fast eine Minute steigerte, war seinerzeit eine Weltbestleistung.
Helmut Winter
Topläufer des Chicago-Marathons am 12.10.2014
|
Eliud Kipchoge |
KEN |
2:04:05 |
|
Bernard Koech |
KEN |
2:04:53 |
|
Tadese Tola |
ETH |
2:04:49 |
|
Feyisa Lelisa |
ETH |
2:04:52 |
|
Kenenisa Bekele |
ETH |
2:05:04 |
|
Sammy Kitwara |
KEN |
2:05:16 |
|
Dickson Chumba |
KEN |
2:05:42 |
|
Wesley Korir |
KEN |
2:06:13 |
|
Koji Kobayashi |
JPN |
2:08:51 |
|
Satoru Sasaki |
JPN |
2:09:47 |
|
Ryosuke Fukuyama |
JPN |
2:10:59 |
|
Takaaki Koda |
JPN |
2:11:08 |
|
Rui Yonezawa |
JPN |
2:11:59 |
|
Naoki Okamoto |
JPN |
2:12:31 |
Topläuferinnen des Chicago-Marathons am 12.10.2014
|
Rita Jeptoo |
KEN |
2:18:57 |
|
Florence Kiplagat |
KEN |
2:19:44 |
|
Mare Dibaba |
ETH |
2:19:51 |
|
Jemima Sumgong |
KEN |
2:20:48 |
|
Atsede Baysa |
ETH |
2:22:03 |
|
Birhane Dibaba |
ETH |
2:22:30 |
|
Amy Hastings |
USA |
2:27:03 |
|
Clara Santucci |
USA |
2:29:54 |
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