Start auf der Straße des 17. Juni in Berlin ©Horst Milde
Die Streckenvermessung beim BERLIN-MARATHON 2014 – fast eine Doktorarbeit! Horst Milde berichtet
Mindestens zwei Bestandteile machen die Qualität einer Laufstrecke aus, die Länge muss stimmen und die Zeiten im Ziel müssen korrekt sein. Die Uhr und die Zeit sind unbestechlich – die STRECKE muss es auch sein.
Für Laien sieht es immer einfach sein, zwischen dem Start- und dem Zieltransparent liegt die STRECKE, die nach vorgegebenen Regeln vermessen werden muss. Die Vermessung einer Strecke aber ist fast eine "Doktorarbeit" – und eine logistische dazu!
Ein großes Verdienst kommt der Association of International Marathon and Road Races (AIMS) zu. Das ist eine Vereinigung der großen Straßenlaufveranstalter aus aller Welt, die das Messverfahren weltweit vereinheitlicht haben, der Internationale Leichathletik-Verband IAAF hat das nach jahrelangem Streit anerkannt und auch beim DLV wird nach dieser Methode verfahren.
Dem BERLIN-MARATHON gehört in jedem Jahr – gerade durch seine Weltrekorde – das besondere Interesse der Fachwelt, der Medien und natürlich auch der Laufveranstalter-Konkurrenz. Die erste Frage nach einem neuen Rekord lautet immer: "Stimmt auch die Länge der Strecke?"! Es gibt genügend Beispiele, daß bei Nachmessungen Strecken in aller Welt zu kurz waren.
Die Laufstrecke musste in Berlin 2014 neu vermessen werden.
Vor dem 41. BERLIN-MARATHON 2014 traf man sich am Freitag, dem 26. September 2014 nachts um 2.00 Uhr auf der Straße des 17. Juni am Start. Dabei war natürlich die Polizei mit zwei Einsatzwagen und zwei Beamten, der unermüdliche Fahrdienst des BERLIN-MARATHON mit zwei Fahrzeugen und vier Streckenvermessern, drei davon auf Fahrrädern, einer im Führfahrzeug.
Drei der Vermesser sind AIMS/IAAF A-grade Vermesser, mit der"höheren Weihen" der Verbände.
Hugh Jones, AIMS-Generalsekretär aus London ist der internationale Referee, John Kunkeler und Siegfried Menzel sind ebenfalls AIMS/IAAF A-grade Vermesser und schon bei vielen internationalen Veranstaltungen als Vermesser tätig gewesen, Horst Ungewickell als vierter Vermesser ist bisher nur national tätig gewesen.
Die Fahrräder werden vor der Vermessung auf einer genau vermessenen Referenzstrecke von 1.000 m dreimal kalibriert (eingemessen), bis es dann gemeinsam auf die 42.195 km lange Vermessungsfahrt geht – begleitet von den mit Blaulicht fahrenden Einsatzfahrzeugen der Polizei.
Diese Fahrt durch die nächtliche Stadt – ist zwar ein besondere Erlebnis – aber auch nicht ganz ungefährlich. Die Vermesser bewegen sich ziemlich oft auch im Gegenverkehr, da ist äußerste Vorsicht geboten, da nicht jeder Autofahrer in der Nacht auf die Schnelle erkennt, was sich da plötzlich auf ihn zubewegt.
Fast fünf Stunden dauert das nächtliche Spektakel, je früher es wird, umso mehr Fahrzeuge müssen den "Verrückten", die ihnen auf Fahrrädern entgegenkommen, weichen, bzw. warten, bis sie vorbei geflitzt sind. Es sind unterwegs auch die einzelnen Kilometerpunkte zu prüfen, denn an den Punkten 20 km, 25 km, 30 km kann es – wie im Ziel – auch Rekorde geben – und diese Punkte müssen natürlich auch stimmen.
Eine Straßenvermessung in einer Millionenstadt ist eine schwierige und aufwendige Aufgabe, die Anforderungen an alle Beteiligte stellt. Der Polizei soll, genau wie den radfahrenden Vermessern und dem Fahrdienst, hiermit ein Dankeschön gesagt werden.
John Kunkeler und Siegfried Menzel haben als langjährige Strecken-"Zuschneider" in Berlin bisher eine großartige Arbeit geleistet. In der Hauptstadt, wo alle vier Wochen Straßen aufgerissen und auch verändert werden, haben sie bisher immer die richtige Strecken-Auswahl hinbekommen, wie die Rekordergebnisse der letzten Jahre beweisen. Das sollte hiermit ganz besonders betont werden.
Horst Milde
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