Die Gruppe mit Peter Büttner vor der JVA ©JoAnna Zybon
Erster 10-km-Lauf für Berliner Gefangene in der JVA Plötzensee – Peter Büttner berichtet
Als Organisator des „Darmstädter Knastlauf" hatte ich am Freitag den 10.10.2014 das Vergnügen einen Knastlauf von einer anderen Seite als der „Orga" kennen zu lernen.
Ich durfte als externer Läufer am „Ersten 10-km-Lauf für Berliner Gefangene" teilnehmen.
Anfang des Jahres erhielt ich von Joanna Zybon, seit 2012 Lauftrainerin in der JVA Plötzensee, die Info über die geplante Laufveranstaltung im Gefängnis. Sie fragte an, ob ich als erfahrener „Knastlauforganisator" mit Rat und Tipps bei der Vorbereitung helfen könnte. Ich war sofort begeistert und sagte zu.
So kam es zum regen Austausch von Informationen. Ich wurde auch von Horst Milde kontaktiert, der diese Laufveranstaltung hinter Gefängnismauern initiiert und gegen viele Widerstände durchgesetzt hat.
Ich erzählte worauf wir beim „Darmstädter Knastmarathon" intern achten. So kam es dann, dass ich im September eine Einladung für den „Knästelauf" in der JVA Plötzensee bekam.
Darmstadt liegt zwar nicht um die Ecke, aber für mich war es keine Frage, ob ich an dem Lauf teilnehme.
So stand ich am 10. Oktober 2014 mit einer Gruppe von externen Läufern an der Pforte der JVA Plötzensee. Für mich eine neue Erfahrung, so ganz ohne Anspannung und Sorge ob alles gut läuft, an einem Knastlauf teil zu nehmen, sondern völlig entspannt und voller Neugier.
Der Einlass in die JVA war für mich als Justizvollzugsbeamter nichts Neues. Erfreulich war die entspannte Atmosphäre und mit welcher Ruhe und Freude meine Berliner Kollegen die Kontrolle durchführten.
Nach der Kontrolle und einem Erinnerungsfoto wurden wir zur Laufstrecke begleitet. Die Gefangenen stießen dann im Start/Zielbereich dazu. Laut Ausschreibung konnten pro JVA 10 Gefangene teilnehmen. Es kamen schließlich 25 Insassen aus 6 verschiedenen JVAs.
Beim Eintreffen der Inhaftierten wurde ich kurz an unsere Veranstaltung erinnert. Die gleichen Verhaltensmuster. Zurückhaltung und Unsicherheit bei den internen- und externen Läufern, die sich aber nach wenigen Minuten legte, als sich die ersten Gespräche ergaben.
Nach den offiziellen Ansprachen bat man die Läufer zur Startaufstellung. Der Moderator John Kunkeler zählte den Countdown nach unten und los ging es. Meine Hoffnung, beim Laufen mit den Gefangenen ins Gespräch zu kommen wurde schnell zunichte gemacht. Von Anfang an gaben die hoch motivierten internen Läufer richtig Gas, so das mir der Gedanke in den Kopf schoss: das halten die nicht durch. Ich wurde eines besseren belehrt, denn sie waren alle sehr gut trainiert und liefen das Tempo weiter.
So kam ich erst nach dem Lauf wieder mit ihnen ins Gespräch.
Die Laufstrecke ging über 10 Runden, insgesamt exakt 1.001 m. Sie verlief über die Gelände zweier Anstalten und trotz der 10 Runden wurde es nicht langweilig.
Bei der Siegerehrung sah man, wofür sich so ein Projekt lohnt: stolze, zufriedene, glückliche und nachdenkliche Gesichter der verschwitzten Gefangenen.
Regelmäßiges Laufen bewirkt Veränderungen bei Menschen.
Laufen ist kein Allheilmittel, aber es ist eine Möglichkeit einen kleinen Beitrag zu leisten, etwas zu „bewegen", und vielleicht wurde bei dem einen oder anderen Inhaftierten ein positiver Gedankenprozess für das Leben in Freiheit ausgelöst.
Ich hoffe, dass es dem Team um Horst Milde, Reinhard Röcher und Joanna Zybon gelingt den Lauf zu etablieren.
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Teilnehmer des gut organisierten und durchgeführten Laufs gewesen zu sein, gerne wäre ich 2015 wieder dabei.
Peter Büttner
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Berliner Laufmasche – JoAnna Zybon