Aus Verbandsgremien auszuschließen, nur weil sie kritisch denken und handeln - das ist ja schon ein Eigentor, wie es schlimmer nicht geht, ein regelrechter Schlag ins Gesicht von uns Läufern.
An die Volkslauf-Verantwortlichen im DLV – Martina Butzek vom MSV Zossen 07.e.V. schreibt an Harald Rösch, Frank Hensel, Dr. Matthias Reick, Hajnalka Hoffmann und Jörg Erdmann
Mit Entsetzen habe ich die folgende Nachricht gelesen: "In einer turnusmäßigen Sitzung des Bundesausschuss Laufen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wurden am Dienstag (28. April) die beiden BA-Mitglieder Horst Milde … und … Wilfried Raatz von einer weiteren Mitarbeit ausgeschlossen.
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Als langjährige Volksläuferin (und als Vorsitzende eines Vereins mit DLV-Laufgruppe) frage ich mich jetzt mit vollem Ernst: Ist der DLV noch mein Verband?
Erst diese unselige und völlig unangemessene Erhöhung der Finisher-Abgabe für uns Läufer – und nun die Kaltstellung derer, die unsere Interessen im Verband wirklich vertreten und den Finger auf die Wunde legen.
In der Wendezeit, als sich die Laufbewegung bei uns im Osten Deutschlands voller Euphorie über die neugewonnenen Möglichkeiten neu aufstellte, haben wir eine sehr ernstgemeinte Diskussion über die Gründung eines eigenen Läuferbundes geführt. Wir wollten nicht wieder ungeliebtes, gegängeltes Stiefkind in einem Verband sein, der zwar die Masse seiner Mitglieder über uns Läufer gewinnt, aber ansonsten nicht viel mit uns am Hut hat.
Dass wir uns damals für den DLV und gegen einen eigenen Verband entschieden haben, war – zumindest soweit ich das aus meiner Umgebung beurteilen kann – vor allem unserer Verbundenheit mit der Leichtathletik als Ganzes geschuldet.
Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen – siehe oben – lassen mich an unserer damaligen Entscheidung zweifeln. Ja, die Laufbewegung hat eine ungeahnte Entwicklung erlebt. Es gibt eine Riesenanzahl toller, beliebter, ja begehrter Läufe. Aber das ist das Verdienst der jeweiligen Veranstalter, nicht des DLV.
Dass wir bei den großen Stadtmarathons mit unseren Startgeldern auch die Antritts- und Preisgelder für die Elite mitfinanzieren, wissen wir. Wer das nicht möchte, kann auf weniger bekannte Läufe ausweichen. Dass bei unseren Volksläufen eine Staffelung der Startgelder zugunsten von Kindern und Jugendlichen erfolgt und die Erwachsenen so den Start der Kinder mitfinanzieren, ist selbstverständlicher Konsens.
Dass ein Großteil der Läufer, die in Vereinen organisiert sind, auch wirklich dem Leichtathletik-Verband angehören, war bisher für uns eine Frage der Haltung, der Solidarität (zum Verständnis: Bei uns in Brandenburg ist eine Verbandsmitgliedschaft zwar erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich).
Und dass wir mit der Verbandsmitgliedschaft auch Strukturen und Leistungssport mitfinanzieren, war auch jedem klar und allgemein akzeptiert – schließlich freuen auch wir uns über die Erfolge unserer Spitzensportler.
Warum wir aber den Startern bei dem von uns alljährlich organisierten Volkslauf künftig einen Euro mehr abverlangen sollen, ist für uns nicht einzusehen. Wir haben auch bei uns im Landesverband nicht dafür gestimmt. Wie kommen wir dazu, für den DLV quasi zusätzliche Beitragsgelder einzutreiben?
Und das sowohl von Mitgliedern als auch von Nichtmitgliedern?
Wir bemühen uns, wie andere Veranstalter-Vereine auch, im Vorfeld um Sponsoren. Wir bitten die Freiwillige Feuerwehr um unentgeltliche Unterstützung. Wir backen auf eigene Kosten Kuchen. Wir werben Helfer aus anderen Abteilungen des Vereins – alles, um eine attraktive Veranstaltung auszurichten und die Kosten für die Läufer trotzdem nicht ausufern zu lassen.
Und da kommt der DLV daher und sagt: Schön, dass Ihr Euch so anstrengt. Aber jetzt rückt mal rüber mit der Knete …
Geht aber nicht so einfach – unsere Startgelder sind nämlich seit Jahren durchkalkuliert. Das Plus, das dem Verein bleibt, ist minimal. Wir wollen ja mit unserem Volkslauf auch nicht den Verein sanieren, sondern für ein attraktives regionales Laufangebot sorgen – das unterscheidet uns ganz offensichtlich vom DLV.
Wenn wir die "Finisherabgabe" zahlen sollen, bleibt also nur eine Erhöhung der Startgelder. Und von der sind wir als Laufabteilung dann auch noch doppelt betroffen – als Veranstalter sollen wir sie stellvertretend für den DLV kassieren, und als Läufer müssen wir sie berappen. Wenn ich so übers Jahr rechne, kämen da für mich locker 15 bis 20 Euro zusätzlich zusammen, die ich auf den Vereinsbeitrag und die Startgelder aufschlagen müsste.
Da frage ich mich doch: Warum ausgerechnet ich als Läufer? Warum nicht ehrlich sein und allen Leichtathletik-Mitgliedern fünf, sechs oder auch sieben Euro mehr Jahresbeitrag abverlangen? Weil dazu Mut gehört? Weil das keine Mehrheit fände? Oder weil der DLV hofft, so auch an den Geldbeutel der Läufer heranzukommen, die nicht Mitglied sind, weil sie nicht erkennen können, dass dieser Verband wirklich ihre Interessen vertritt und deshalb für sie unverzichtbar ist?
Das könnte leicht zum Bumerang werden – es gibt schließlich schon heute eine Menge Veranstalter ohne Bezug zum DLV.
Sollten Läufer vermehrt dort starten, so ginge das auf Kosten der DLV-Vereine unter den Veranstaltern. Noch schlimmer, aber weitaus wahrscheinlicher wäre es jedoch, wenn sich Veranstalter-Vereine aus Ärger über die "Zwangsabgabe" aus dem DLV zurückziehen würden. Dann hätte der Verband ein echtes Eigentor gelandet.
Aber halt – wieso "hätte"? Urgesteine der Laufbewegung wie Horst Milde und Wilfried Raatz aus Verbandsgremien auszuschließen, nur weil sie kritisch denken und handeln – das ist ja schon ein Eigentor, wie es schlimmer nicht geht, ein regelrechter Schlag ins Gesicht von uns Läufern.
Einen demokratischen Verband, der meine Interessen vertritt, hatte ich mir anders vorgestellt.
Martina Butzek
Vorsitzende MSV Zossen 07.e.V.
aktive Läuferin seit 1981
Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT:
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces
German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces
Alle Beiträge und viele Verlautbarungen (als Links) zu diesem Thema sind unter diesem Link auf der GRR-Website zu finden:
Themengleich:
Bericht zur "Lauf-Maut" in der ZDF Mediathek – Eindrücke vom METRO GROUP Marathon Düsseldorf
GRÜNINGS KLARTEXT: Jetzt kommt die Lauf-Maut – Martin Grüning in RUNNERS WORLD
HEUTE: Die DLV-Laufmaut im Deutschlandfunk – PRO & CONTRA
AktRechtliche Grundlagen für die Erhebung von Finisher-Gebühren durch den DLV bei Volks- und Straßenläufen – RA Markus Grigat – Eine gesetzliche Grundlage für die Erhebung der Finisher-Gebühr existiert nicht.
Der Aufkleber zum Protest gegen die 1-Euro-Maut
Starke Verärgerung in der deutschen Laufszene über die geplante DLV-Laufmaut ab 2016!
DLV bestätigt Beschluss zu Genehmigungsgebühren – Einführung der DLV-Laufmaut ab 1.1.2016
Kommentar zur neuen DLV Gebühr ab 2016: Hast Du mal einen Euro? Klaus Duwe von Marathon4you.de
German Road Races (GRR) e.V. präzisiert Vorstellungen zur geplanten DLV-Gebührenerhöhung
Weitere Beiträge zur DLV-Laufmaut in Zeitungen:
Leichtathletik-Verband Vereine sind verärgert über höhere Gebühr
Laufmaut erzeugt Protestaufschrei
DLV-Gebühr – Geplante „Lauf-Maut“ verärgert
Leichtathletik-Vereine protestieren gegen „Finisher-Euro“
Sportler zahlen bei den Läufen drauf – Der DLV bittet Wettkampf-Veranstalter zur Kasse.
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