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13
05
2015

spo11 SparkassenMarathon Massenstart

40. SparkassenMarathon Westmünsterland – Manuel Meyer macht mobil – Ulrich Hörnemann berichtet

By GRR 0

Manuel Meyer, 34, war fix und alle. „Ich kann nicht mehr“, sagte der Sieger des 40. SparkassenMarathon Westmünsterland und rund um Coesfeld, der mit den beiden Rahmenwettbewerben (10 km und Halbmarathon) über 3.800 Teilnehmer mobilisierte, und prustete wie eine alte Dampflokomotive.

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„War das hart. Hammerhart!“ Er humpelte, zog den linken Fuß nach und trug schwer an der riesigen Fahne vom Käsespezialisten Christian Althues, seinem persönlichen Sponsor, der ihn großzügig unterstützt. Jonas Kleinhölting, Meyers Neffe, 13 Jahre jung, hatte ihm die Fahne kurz vorm Marktplatz noch rasch in die Hände gedrückt.

Der Ischiasnerv quälte ihn so sehr, dass sich „Manu“, so sein Spitzname, kaum mehr auf den Beinen halten konnte. „Wäre das Rennen nicht in Coesfeld gewesen“, meinte er mit verzerrter Miene, „hätte ich freiwillig verzichtet.“ Mensch, Meyer! Lass mal langsam geh’n. „Egal! Hauptsache gewonnen“, wischte der müde Krieger alle Bedenken vom Tisch, „die Leute haben mich lauthals angefeuert, da musste ich durchlaufen.“ Seine vielen Fans konnte und wollte er nicht enttäuschen.

In Lette tobte der Bär, als Manuel Meyer, 2011 Deutscher Marathon-Vizemeister in Hamburg,  mit langen Schritten anmarschiert kam. Severine, seine bessere Hälfte, war gekommen, ihre fünf Kinder im Schlepptau. „Lauf, Papa, lauf“, schrieen sie im Gleichklang. „Die Stimmung war bombig“, schwärmte der umjubelte Lokalmatador, „da hab’ ich noch mal richtig Gas gegeben.“

Volker Herbstmann, der alte Scherzkeks, selber ein erfahrener Langstreckler aus Coesfeld, hätte ihn bei km 11, kurz vorm Einbiegen aufs Gelände der Firma Scholz, fast aus dem Rhythmus gebracht. „Manuel“, tönte Herbstmann allen Ernstes, „das Gröbste liegt hinter dir!“ Meyer schüttelte sich fast vor Lachen. „Hab’ noch 31 km vor mir“, rief er ihm zu und eilte weiter, immer weiter. „Was dann in der Bauerschaft Flamschen kam, war der Hammer“, staunte Meyer über Schnee und Rauch, der ihm für einige Sekunden die Sicht vernebelte, „aber nicht nur Flamschen war phänomenal! Bei allen Eventpoints ging die Post ab. Das war Ramba Zamba hoch drei!“

Wolfgang Lembeck, der ihn auf dem Mountain Bike begleitete, um bei Bedarf den Weg frei zu machen, hat hautnah mitbekommen, wie Manuel Meyer auf der zweiten Runde leiden musste. Sein Ischiasnerv spielte verrückt, sendete pausenlos Schmerzsignale in den linken Ober- und Unterschenkel. „Ich glaub’, ich krampf’ gleich“, stöhnte Meyer. „Mach’ keinen Sch…“, antwortete Lembeck, „halt’ durch.“

Dann biss er auf die Zähne und kämpfte gegen den innereren Schweinhund. Zwei Stunden, 33 Minuten und 55 Sekunden dauerte der 42,195 km lange Trip, den er mit einem gequälten Lächeln beendete. Heiko Schulze, sein Coach beim TV Wattenscheid 01, war einverstanden mit der Leistung seines Schützlings. „Bei der Vorgeschichte, mit all den Verletzungsproblemen, die ihn behindert haben, bei der schwierigen Vorbereitung war das okay“, lobte er den couragierten Auftritt, der mit Platz eins belohnt wurde, „Manuel kann sicher ‘ne Ecke schneller laufen.“

Aufgeschoben sei nicht aufgehoben, fügte Schulze grinsend hinzu, „ich schätz mal, dass er im Herbst noch einen Marathon laufen wird.“

Christian Althues, der im Vorfeld die beiden Top-Favoriten, Manuel Meyer und Ralf Gottheil, Marathon-Zweiter in 2:42:14 Stunden, mit einer urigen Käse-Wette angestachelt hatte, steht nun in der Bringschuld. „Manuel kriegt einen echten Gouda, einen 18-Kilo-Laib aus Nordholland.“ Meyer wollte es genau wissen: „Jung oder mittelalt?“ Althues lachte. „Soll deine Frau entscheiden“, erwiderte er, „wenn sie möchte, können wir ihn auch noch bis nächstes Jahr reifen lassen.“

Meyer überlegte kurz und schüttelte sein Haupt. „Nee, nee! Muss nicht sein. Her damit!“ Er dachte sich wohl: Was ich hab’, das hab’ ich . . .

Ralf Gottheil, Marathon-Zweiter in 2:42:14 Stunden, war noch vorm Start nervös. Übernervös. Zentnerschwer lastete der Druck auf seinen schmalen Schultern. „Gott sei Dank hab’ ich die Sparkassen-Wertung gewonnen“, atmete Ralf Gottheil auf, „ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht angespannt gewesen wäre.“ Doch Heinrich-Georg Krumme hatte schier grenzenloses Vertrauen in die läuferischen Fähigkeiten seines flotten Mitarbeiters. „Ich setze darauf“, „so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, „dass er als Münsterländer die größeren Reserven hat.“

Stimmt! Der Geschäftsstellenleiter des City-Centers Coesfeld finishte hinter Laufkumpel Manuel Meyer als Gesamtzweiter in 2:42:14 Stunden und holte sich seinen siebten Titel als Sparkassen-Marathonmeister.

Nachdem er sich ein, zwei Becher Wasser genehmigt hatte, analysierte der 33-jährige Coesfelder das Rennen messerscharf: „Die erste Hälfte war gut, die zweite brutal.“ Allein gegen den böigen Wind, der ihm von vorn ins Gesicht pfiff, verlor er an Tempo. „Auf den langen Geraden hab’ ich richtig Körner gelassen“, gab Gottheil ehrlich zu, „das hat Kraft und Energie gekostet.“

Unterwegs redete er sich selber Mut zu: „Nur durchkommen  . . . egal wie! Sch… auf die Zeit.“ Gottheil war angeschlagen wie ein Boxer in der allerletzten Runde.

Aber als „alter Hase“, der mehrere Marathonläufer im Gepäck hat, schlug er sich wacker. „Nach vorn ging eh nix mehr“, meinte Gottheil später im Ziel, „Manuel war längst auf und davon.“ Von hinten kam auch keiner. Da klaffte eine Riesen-Lücke zum Drittplatzierten Alexander Janitzki aus Bocholt, der 2:46:29 Stunden benötigte.

Mit ruhigem Gewissen spulte er die letzten Kilometer herunter, dachte dabei an das originelle Grußschild auf dem Isfelder Weg, das ihn als Superman zeigte. Melanie, „Spitzname „Melli“, seine Gattin, und die beiden Tanjas, die Ehefrauen seiner Freunde Matthias Cramer und Thomas Laukamp, hatten mit ihrer Creation einen wahren Volltreffer gelandet.

Für Cramer und Laukamp gab es übrigens die gleichen Schilder, nur mit anderem Konterfei. Da Ralf Gottheil mit seinen Kollegen Ingmar Wenzel (3:19:20) und Christian Overhage (3:23:59) von der Sparkasse Westmünsterland auch die Mannschaftswertung gewonnen hatte, war sein Glück an diesem sonnigen Tag vollkommen.

Auch Annika Krull, extra aus Hamburg angereist, war mit sich und der Welt zufrieden. „Die Atmosphäre war super“, lobte die Marathon-Erste (3:21:30 Stunden) den Veranstalter Sparkasse Westmünsterland und den Ausrichter DJK Coesfeld-VBRS. „Wann gibt’s hier die nächste Startmöglichkeit?“, wollte sie wissen.

„Am 10. Oktober“, verriet Moderator Bernd Bohmert, „dann steht unser Citylauf auf dem Programm.

Zum 22. Mal!“

Ulrich Hörnemann

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