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26
05
2015

Mit der Startnummer 315 die Schweizer 5000 m-Siegerin Fabienne Schlumpf, in der Bildmitte (mit rotem Oberteil) Alina Reh. ©Wilfried Raatz/ wus-media

Merklicher Einbruch beim Mini-Internationalen – U20-Ass Alina Reh nahe am eigenen 5000 m-Rekord – Vom Tempodiktat der 18jährigen profitierten zumindest einige junge deutsche Läuferinnen – Wilfried Raatz beerichtet

By GRR 0

Beim traditionsreichen Koblenzer Mini-Internationalen machte sich heuer mehr denn je das Fehlen der deutschen Spitze bemerkbar.

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

Aus dem einstigen Stell-dich-ein der nationalen Elite mit reizvollen Duells mit internationalen Läufern ist inzwischen vorrangig ein Meeting der so genannten zweiten und dritten Reihe geworden, die allerdings bei idealen Bedingungen im altehrwürdigen Koblenzer Oberwerth die Chance zu einer Vielzahl von persönlichen Bestleistungen nutzen konnten.

Freddy Schäfer, einst der Macher des international höchst angesehenen Internationen, rieb sich verwundert die Augen ob der Leistungen an der Spitze. „Wenn nicht einmal die ortsansässige Rheinzeitung eine kleine Vorschau bringt, dann sagt dies vieles über den Stellenwert dieser Veranstaltung aus. Was haben wir früher für ein tolles Meeting auf die Beine gestellt….“.

Doch diese Zeiten sind freilich längst vorbei. Von den vermeindlichen deutschen Spitze ließ sich so gut wie niemand blicken, weil zwischen den Pfingstsportfesten in Rehlingen, Oordegem und andernorts und den folgenden Meetings in Dessau und Regensburg für viele kaum Spielraum für einen weiteren Start ist.

Die in erstaunlicher Vielzahl vertretenen Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bekräftigten allerdings unisono den Stellenwert dieser Veranstaltung, die künftig auch beim eigenen Verband wieder stärkere Beachtung finden müsse. So klagten nicht wenige der ausländischen Trainer über die mangelnde Konkurrenz des bis vor kurzem erheblich besser besetzten „Mini-Internationalen“, würden aber gerne wieder zu diesem beliebten Meeting anreisen, wenn die Chance auf leistungsstarke Starterfelder gegeben sei.

So musste die 3000 m-Hindernis-EM-Finalistin Fabienne Schlumpf vom ersten Meter des 5000 m-Rennens alleine ihre Bahnen zu einer Endzeit von 15:56,09 Minuten ziehen, da die keineswegs schwache Konkurrenz dieser Tempovorlage nicht folgen konnte.

Neben der Schweizerin gehörte die Bühne zweifellos dem deutschen U20-Ass Alina Reh, der Jugend-Olympiadezweiten von Nanjing, die übrigens Ende November 2014 auch den Nachwuchs-Förderpreis von German Road Races e.V. (GRR) erhielt.

Die vor wenigen Tagen 18 Jahre alt gewordene Abiturientin aus dem schwäbischen Laichingen musste hinter Fabienne Schlumpf die komplette Last der Tempoarbeit tragen, da weder Isabell Teegen noch Nina Kramer oder Carolin Kirtzel ihren Anteil an einer flotten Fahrt mittragen wollten. Und Alina überraschte alle mit einem furiosen Schlusskilometer in etwas mehr als drei Minuten – und Rang zwei in 16:01,08 Minuten.

„Der deutsche Rekord war nach dieser für mich doch längeren Pause nicht angedacht“, gestand Alina Reh im Ziel angesichts der letztlich nur fünf Sekunden entfernten eigenen Deutschen Rekordmarke. „Ich dachte, dass die Konkurrenz stärker wäre. Doch keiner wollte auch nur im Ansatz Tempo machen, selbst als ich auf die zweite Bahn herausgelaufen war. Das ist schon enttäuschend! Für mich ist das Ergebnis super, ich weiß, dass ich fast das Niveau des vergangenen Jahres habe. Und das stimmt mich zufrieden!“

Eine Oberschenkelverletzung und eine langwierige Erkältung hatten das Megatalent in diesem Frühjahr ausgebremst. Wer weiß, für das dieses angesichts einer langen Saison mit dem Höhepunkt U20-EM im schwedischen Eskilstuna.

Vom starken Tempolauf der Alina Reh profitierten allerdings junge Läuferinnen wie die 20jährige Carolin Kirtzel (16:01,61), die 22jährige Isabell Teegen (16:04,45) oder die 25jährige Nina Kramer (16:02,49). Aber auch dahinter hagelte es Hausrekorde wie für Fabienne Amrhein (16:23,33) und Melina Tränkle (16:25,92).

Ganz im Gegensatz dazu verlief der A-Lauf der Männer über 5000 m (vier weitere sollten im Verlauf des Abends im Oberwerth folgen), denn man stand sich zumeist auf den Füßen anstelle den Mut für ein flottes Tempo bei idealen Laufbedingungen zu haben. In einer furiosen Schlussrunde setzte sich der gebürtige Äthiopier Solomon Merne Eshete in 14:05,85 vor dem mit einem starken Spurt noch auf Rang zwei laufenden Karsten Meier (14:06,06) und dem ebenfalls aus Äthiopien stammenden, Anfang Mai sogar deutscher 10.000 m-Meister gewordenen Mitku Sebora (14:06,34).

Abseits der U20-EM-Norm liefen unter 86 (!) 5000 m-Läufern Lukas Eisele (14:29,18) und Leif Gunkel (14:37,12).

Schwache Resultate gab auf den kürzeren Laufdistanzen: Über 800 m siegten die erst 16jährige Patricia de Graat in 2:12:95 bzw. der 23jährige Benjamin Becker in 1:53:62 Minuten, während vor den Augen des einstigen Mittelstreckenasses Brigitte Kraus über 1500 m Kerstin Marxen (4:31,44) und Vera Coutellier (4:34:65) die schnellsten Resultate abliefern konnten.

Wilfried Raatz

Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT: 

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

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author: GRR

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