9. Knastmarathon in Darmstadt – Safety first! JoAnna Zybon berichtet ©Knastmarathon Darmstadt
9. Knastmarathon in Darmstadt – Safety first! JoAnna Zybon berichtet
JoAnna Zybon ist durch viele Beiträge in der Lauffachzeitschrift SPIRIDON bekannt. Sie ist Lauftherapeutin in Berlin und coacht viele Läuferinnen und Läufer.
In der Justizvollzugsanstalt Plötzensee in Berlin trainiert sie seit längerer Zeit Gefangene. Dadurch hat sie Einblick und ist Insiderin beim Training mit Insassen der JVA. Im letzten Jahr war sie auch beteiligt an der Organisation am 1. Berliner Knastlauf über 10 Kilometer in der JVA.
Der 2. Berliner Knastlauf für Gefangene über 10 kilometer findet in diesem Jahr am Freitag, dem 9. Oktober 2015 statt. Hier können sich wieder externe Läufer/Läuferinnen – und auch Helfer – bewerben.
Horst Milde
9. Knastmarathon in Darmstadt – Safety first! JoAnna Zybon berichtet
"30 Gefangene aus sechs Justizvollzugsanstalten sowie 121 Externe – davon 24 Frauen – beendeten erfolgreich die 24 Runden hinter Gefängnismauern. Weibliche Inhaftierte nahmen nicht teil.
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Nach Wunsch der neuen Anstaltsleiterin Frau Fritz wurden die Sicherheitsvorkehrungen weiter erhöht, denn Sicherheit geht vor, nicht nur beim Fliegen.
„Wir hatten dieses Jahr sehr viel Glück mit dem Wetter“ kommentierte Deniz Özcamca das Rennen. Im Vorjahr war es mit 28°C zu heiß gewesen und im Vorvorjahr mit Dauerregen zu ungemütlich. Die neunte Auflage der erfolgreichen und perfekt organisierten Veranstaltung fand bei leichter Bewölkung und Temperaturen um die 21°C statt.
Deniz Özcamca ist Justizvollzugsbeamter und gehört zum Orga-Team wie Peter Büttner, der ebenfalls Justizvollzugsbeamter und außerdem Lauftherapeut ist.
Als Organisatoren des Knastmarathons brauchten die beiden noch sehr viel mehr Ausdauer und langen Atem als die Marathonis, die das Rennen absolvierten.
Für die Marathonis „von draußen“ lag der Reiz der Veranstaltung hauptsächlich darin an einem Ort zu laufen, zu dem sie sonst niemals Zutritt haben. Für die Marathonis „von drinnen“ ging es um viel mehr, denn sie bewiesen mit ihrem Zieleinlauf vor allem sich selbst gegenüber, dass sie imstande sind, ein Ziel mit legalen Mitteln zu erreichen.
Beim Marathonprojekt lernten die Inhaftierten nicht nur, wie man sich adäquat auf einen Marathon vorbereitet, sondern auch Werte wie Disziplin und soziale Kompetenzen. Ohne Verbindlichkeit, Pünktlichkeit, Fleiß, Rücksichtnahme hätten sie es gar nicht erst bis zur Startlinie geschafft.
So gilt das Lauftraining in der Justizvollzugsanstalt Darmstadt-Fritz-Bauer-Haus nicht etwa als Freizeitaktivität, sondern es wird als Behandlungsmaßname angesehen, im Vollzugsplan berücksichtigt und bei Vollzugsplankonferenzen positiv bewertet.
Dass die Inhaftierten der JVA Darmstadt bereits im November mit dem Training begonnen haben wurde nun belohnt, denn: „alle unsere Internen, die gestartet sind, sind auch angekommen“ freute sich Deniz Özcamca. Wie bei anderen Marathons gab es Aussteiger, hier waren es insgesamt 32, davon aber lediglich zwei Gefangene. Die große Mehrheit der DNFinisher waren die Touristen von draußen.
Positive Effekte hatte der Marathon übrigens auch auf diejenigen Gefangenen, die gar nicht mitliefen: Zum Beispiel bewährten sich 15 von ihnen zwei Tage lang als Marathon-Helfer: Sie bauten die Fitnessgeräte in der Sporthalle ab, schleppten Stühle hin, stellten eine Bühne auf, bauten draußen alle Zelte und Stände auf.
Andere Häftlinge nutzten ihre Freistunde zum Anfeuern der Läufer – und besonders der Läuferinnen.
Einen Startschuss gab es nicht, weil eine Startpistole nunmal nicht zum Ambiente passt, stattdessen wurde mit einer Flagge gewunken.
Die Siegerehrung war dreigeteilt: Justizinterne Wertung, externe Männer und externe Frauen. Pro Wertung wurden die besten drei Zieleinläufer/innen geehrt, so dass neun Pokale vergeben wurden. Und 151 Medaillen!
Leider hat in der gesamten Veranstaltungsgeschichte noch nie Gefangener den Gesamtsieg errungen. So auch diesmal nicht: Als Erster überquerte der Schweizer Rainer Hauch die Ziellinie und blieb hauchdünn über drei Stunden.
Ob es 2016 ein Jubiläum gibt, wie die Organisatoren und Läufer/innen es sich sehnlichst wünschen, ist noch offen.
JoAnna Zybon
ERGEBNISSE:
Justizinterne Wertung (nach Angaben des Veranstalters):
1. Gökhan K. 3:56:27
2. Gani G. 4:01:14
3. Wojciech S. 4:08:58
4. Aimen T. 4:09:44
5. Roger G. 4:15:25
6. Sedig S. 4:27:57
7. Heinrich F. 4:32:08
8. Hellig H. 4:34:34
9. Ali B. 4:40:26
10. Ramzan Ö. 4:54:57
Externe Männer (Ergebnisliste von Mika-Timing):
1. Rainer Hauch 3:00:33
2. Christopher Greenaway 3:01:16
3. Matthias Stelzle 3:02:14
4. Wolfgang Hauch 3:08:44
5. Axel Maidorn-Groth 3:12:00
6. Roland Boehme 3:14:04
7. Manfred Steiner 3:17:20
8. Ivo Amrein 3:17:22
9. Allyn Raw 3:17:28
10. Thorsten Huettemeier 3:20:18
Externe Frauen (Ergebnisliste von Mika-Timing):
1. Gabriele Kenkenberg 3:25:52
2. Evelyne Müller 3:32:23
3. Patricia Kusatz 3:34:42
4. Gundi Weckenmann 3:41:31
5. Annika Arnold 3:53:52
6. Erika Stirmann 4:05:06
7. Desiree Sauren 4:07:15
8. Kati Schramm 4:09:37
9. Diana Sapendowski 4:11:04
10. Silke Donig 4:19:42
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