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03
08
2015

Fabian Gering – Silbermedaille über 10000 m bei der U20 – EM im LCA - Interview ©Ayadi

Fabian Gering – Silbermedaille über 10000 m bei der U20 – EM im LCA – Interview von Lothar Pöhlitz

By GRR 0

© Lothar Pöhlitz  – Langstreckler Fabian Gering hat bei der U20-Europameisterschaft in Eskilstuna (Schweden) in 30:20,69 Minuten überraschend die Silbermedaille über 10.000 Meter erkämpft.

In einem klugen Rennen lies der 19 jährige Vogtländer während des Rennens keine Lücke zu groß werden die sich vor ihm auftat und verpasste nach einer bravourösen letzten Runde hinter dem Sieger Pietro Riva (ITA – 30:20,45) Gold nur denkbar knapp. Eine tolle erfreuliche Leistung des jungen Langstrecklers – zumal dem Langstreckennachwuchs im DLV lange Jahre keine besondere Aufmerksamkeit galt.

Fabian Gering geb. am 1.11.1996 in Plauen / Vogtland
5000 m / 10.000 m / Größe – Gewicht 181 cm – 65 kg
Bisherige Vereine : SV Theuman – SC Syrau – LG Vogtland – TV Wattenscheid 01
Trainer: Wolfgang Rossbach – Udo Hendel – Tono Kirschbaum
Leistungsprofil:

  • 2014 : 1:53,93 – 3:51,38 – 14:21,82 – 31:52 (10 km)
  • 2015 : (bis 17.7.)– 3:52,12 – 14:33,50 – 30:17,17

Das Abi und Deutscher 10000 m Meister am 2.5.2015 in Ohrdruf in 30:17,17 – wie ging das zusammen ?

Es war relativ schwer, direkt nach Deutsch und Chemie und noch vor Mathe. Der LK- Feiertag hat das einfacher gemacht, der gab mir einen Tag zum durchatmen. Ein Trainingslager mußte ich dadurch auslassen. Das UWV – TL ist auch weggefallen, da ich zu dem Zeitpunkt noch eine Nachprüfung in Chemie hatte. Abi war aber recht erfolgreich mit einem 1,5 Schnitt! Natürlich habe ich auch trainiert.

Die Entscheidung für die 10000 m bei der U20-EM fiel erst vor Ort – was war entscheidend ?

Ich habe mich in Absprache mit meinem Trainer Udo Hendel auf mein Bauchgefühl verlassen – der letzte 5000er vorher war nicht so erfolgreich, bei den 10000 m hatte ich die besseren Erfahrungen in dieser Saison. In einem zu erwartenden taktischen 10000m Rennen habe ich auf meine Chance in der Endphase gehofft, da ich auch einiges für die Mittelstrecke trainiert hatte.

Die Schlussrunde in 56,1 hat Dich wohl selbst überrascht?

Das ich die letzte Runde in 56,1 Sekunden kann habe ich erst nach dem Ziel erfahren. Das konnte ich bisher nicht einmal über 1.500 Meter. Ich war aber nach 9600 m noch richtig gut drauf.

Du willst Dich nun wegen dem Medizinstudium in Bochum oder Essen von Deinem Heimtrainer Udo Hendel und der LG Vogtland trennen und startest schon für Wattenscheid.

Erst habe ich Fußball gespielt und das länger parallel gemacht. Dann wurde beides zu viel, Anfang der U-18 bin ich vom Fußball zum Laufen zu Trainer Udo Hendel gewechselt. Dabei hat mich die Trainingspartnerschaft mit Sebastian Hendel besonders interessiert und motiviert aus meinem kleineren Verein (SC Syrau) zur LG Vogtland zu wechseln. Nun finde ich in Sachsen nicht die Möglichkeiten ein Medizinstudium mit Leistungssport zu verbinden. Wattenscheid und Trainer Tono Kirschbaum waren da für mich die beste Adresse.

Arzt oder Profi ? Die Langstrecke erfordert viel Zeit – wie willst Du es bewältigen ?

Das Studium soll beginnen, aber möglichst gestreckt werden. Bei wichtigen Ereignissen muss dann zeitweise die Priorität mehr auf dem Sport oder auch mal auf dem Studium liegen. Das große Ziel ist es aber erstmal mehr zu trainieren und auszuloten was dann im Sport möglich ist. Dafür habe ich mich für die professionellen Bedingungen und deren Hilfen im Ruhrgebiet mit kurzen Wegen zwischen Studienort und Verein entschieden.

Und dann fehlt auch noch das familiäre Umfeld in Plauen, Mama und ihre Mischkost ? Besser nach NRW als an ein USA-College ?

Irgendwann muss man zu Hause raus. Meine Eltern und Geschwister (waren auch alle hier in Schweden vor Ort) unterstützen mich sehr! Gegen die USA sprach das Medizinstudium. Das wäre in den USA zu kompliziert gewesen. NRW weil die Möglichkeiten dort sehr gut sind und auch schon einige Leistungssportler vor mir den Weg dort geschafft haben.

Wenn man Vogtland hört denkt man sofort an bergiges Gelände, Wald und Bergantraining. Hat das Dir auch voran geholfen oder ?

Auf jeden Fall, viele Berge und ein Wintersportleistungszentrum ist in der Nähe. Gerade im Winter trainierten wir viel am Berg! Flache Strecken findet man das ganze Jahr fast gar nicht. Fast jeder 10 km DL hat ca. 100 Höhenmeter.

Bist Du Dir bewusst dass Du aus einer Region Deutschlands kommst die bis 1990 immer wieder sehr gute Mittel- und Langstreckler hervorbrachte. Nach längerem Tiefgang endlich wieder ein Lauftalent aus "dem Osten". Woran lag das ?

Ich sehe keinen großen Zusammenhang mit meiner Herkunft zu früher. Ich glaube, dass die Konstellation vor Ort einfach für mich persönlich sehr gut gepasst hat. Ich hatte mich beispielsweise auch gegen eine Sportschule entschieden, ich wollte Sport und Schule so verbinden und glaubte so mehr Zeit für die Schule / Studium zu haben.

Eigentlich hat in der Vergangenheit Sebastian Hendel – nur 1 Jahr älter als Du – auf den Namen der LG Vogtland immer wieder aufmerksam gemacht. Ward ihr Trainingspartner ?

Wir haben bis vor einem Jahr viel zusammen trainiert und voneinander profitiert, die Haupteinheiten in der Regel zusammen. Sebastian studiert nun seit einem Jahr in den USA. Da musste ich oft allein trainieren. Deshalb freue ich mich nun auch auf ein Gruppentraining in Wattenscheid.

An welche Leistungsbereiche denkst Du – weiter EM, WM oder eines Tages sogar OS ?

Erstmal in der U-23 weiter den Anschluss finden. Danach es auch in den internationalen Bereich bei den Aktiven zu schaffen. Aber da kommt noch viel Arbeit auf mich zu!

Wie schätzt Du Dein gegenwärtiges Leistungsprofil ein ? Stärken und Schwächen ?

Auf den Unterdistanzen lief es noch nicht wie erhofft, aber im nächsten Jahr soll es deutlich schneller über die 1500m gehen und auch die 5000m müssen natürlich schneller werden. Meine Stärke ist die Endbeschleunigung in Langstreckenrennen. Schwächen gibt es noch bei schnellen Rennen in der Anfangsphase, da fehlt mir (auch durch das Abi) bestimmt noch ein wenig mehr Umfang.

Über täglich 2 Trainingseinheiten, auch Läufe bis zu 25 km, ein ausgiebiges Kraft- und Schnelligkeitsprogramm und verletzungsvorbeugende Athletik-Übungen wurde in der heimatlichen Presse berichtet. Welche speziellen Programme haben Dich am meisten beeindruckt ?

2x habe ich erst nach dem Abi trainiert, vorher im Prinzip nur 1x täglich, meine langen Dauerläufe sind in der Regel 20-21 km, seltener 25 km – Athletik und Kraft habe ich im Winter 2x und aktuell eher nur 1x absolviert. In der UWV bin ich beispielsweise einmal 12 x 400m in 66-67s gelaufen. Das lief schon recht gut, das war für mich ein Zeichen das ich gut in Form bin.

Wem dankst Du nach der Deutschen Meisterschaft und diesem ersten großen internationalen Erfolg in der Jugend?

Meine Familie und einige enge Freunde waren komplett vor Ort in Schweden und haben mich bis zum Ende unterstützt. Das war für mich hilfreich. Auch das ganze deutsche Team hat mich angefeuert, das war wirklich stark, das habe ich während des Rennens alles mitbekommen. Mein Bundestrainer Pierre Ayadi war sehr überrascht als wir nach einer endlosen Dopingkontrolle als die allerletzten aus dem Stadion kamen und die ganze Familie noch auf mich gewartet hat und mich feierte.

Keine Frage mein Trainer natürlich. In der Endphase meiner Vorbereitung auf die U20-EM hat mir aber auch meine Schule sehr geholfen. Der Antrag auf Nachteilsausgleich hat mich sehr gefreut. Ich hoffe er wird anerkannt! Danke an alle!

Lothar Pöhlitz

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