«Wenn du am Anfang zu schnell losrennst, büsst du unweigerlich», weiß Harald Gloor (1741) ©Veranstalter
Ein Genuss mit Tücken. Hallwilerseelauf am 10. Oktober 2015.
Harald Gloor strahlt: «Das waren mega schöne 100 Minuten.» Knapp 1:40 Stunden benötigte der 37-Jährige für die 21,1 km, den Halbmarathon um den Hallwilersee. Und diese forderten – ungewohnt, atypisch. Gloor ist Volleyballer mit Herz und Seele. Bevor er letzten Herbst zum Kantonalverantwortlichen für Leistungssport wurde, war der Swiss-Olympic-Berufstrainer und Volleyball- A-Diplom-Trainer u. a. Stützpunktcoach des Regionalverbandes, NLB-Trainer der Kanti- Baden-Frauen und nicht zuletzt spielt er selber plauschmässig in der 2. Liga. «Und im Alter bin ich auch wieder zum Läufer geworden», sagt er, «zum Ausgleich und zum Vergnügen.» Dazu gehört ein Wettkampf pro Jahr. Der Hallwilerseelauf ist nicht nur einmal in die Kränze gekommen. Auch wenn sich Gloor jeweils nicht wunschgemäss oder adäquat vorbereitet fühlte. «Das kontinuierliche Rennen, die Dauerbelastung bin ich mir nicht gewohnt», sagte er. Als Volleyballer hat er es vorrangig mit schnellen Stop-and-Go-Bewegungen zu tun.Ein Gegensatz. «Von einer Herausforderung» spricht er. «Kämpfen und sich am Limit bewegen », muss er unterwegs. Im Ziel aber «ist das Gefühl und die Genugtuung riesig, da vergisst du die Verwünschungen, die du unterwegs gemacht hast, schnell wieder.» Zufrieden mit sich selber fühlte sich Gloor hinterher. Nicht viel anders ergeht es jeweils den erfahrenen Läuferinnen und Läufern. Auch sie werden gefordert, müssen mit sich kämpfen und Krisen überwinden. «Ich habs jahrelang nie getroffen am Hallwilerseelauf», sagte etwa Meinrad Fleischmann, passionierter Volksläufer mit grosser Erfahrung und seines Zeichens CEO beim Möbelhaus Pfister. «Nie schön durchlaufen» habe er können, sagte er – bis zur letztjährigen Austragung. Mit 53 hat er ein «höchst zufriedenstellendes Rennen » abgeliefert. In starken 1:28:36 Stunden wurde er gestoppt – und dazu betonte er: «Meine Zufriedenheit ist höher als damals, als ich nach 1:14-Stunden im Ziel war». Als Erklärung lieferte er die Erkenntnis: «Einfacher wirds im Alter nicht.»
Abrahams Liebe
Klarzukommen gilt es laut Fleischmann mit «zwei Schlüsselstellen»: den ersten beiden abfallenden Kilometern auf der Hauptstrasse von Startort Beinwil am See ins luzernische Mosen sowie beim Aufstieg nach Boniswil bei Kilometer 15. «Wenn du am Anfang zu schnell losrennst, büsst du unweigerlich», sagt er zum Start und «nach Boniswil hinauf siehst du, ob du noch über Reserven für den Schluss verfügst. Im Kopf weisst du immer, wie du laufen solltest, mit der Umsetzung hapert es aber immer wieder», sagte er schmunzelnd. Mit den Tücken des landschaftlich prächtigen, aber nicht ganz einfach einzuteilenden Parcours haben sich auch die Spitzenläufer auseinanderzusetzen. Diese Art von Herausforderung sagt ihnen oft zu. Tadesse Abraham etwa, der Neo-Schweizer, lief schon sechsmal – und lief viermal als Sieger ein, so auch letztes Jahr. «Ich laufe sehr gern um einen See», erzählte er. Mit seinen 1:03:23 Stunden glückte ihm auch eine eindrückliche Zeit, obwohl er betonte: «Der Sieg zählte für mich viel mehr als die Zeit.» Ähnlich wars bei Frauensiegerin Prisca Kiprono (Ken), die ihren Vorjahrestriumph in 1:17:41 Stunden wiederholte. Lucia Mayer aber, die Innerschweizer Marathonspezialistin, äusserte zeitliche Ambitionen: «Ich wäre gerne unter 80 Minuten eingelaufen, verpasste das aber, was mich fuxt.» Nach einer Erklärung musste sie aber nicht lange suchen: «Ich hatte mir das Laufen etwas einfacher vorgestellt. » Zur coupierten Strecke kamen die Naturwege hinzu, die sich wegen des Regens recht glitschig präsentierten. Auch solches gehört eben zum Hallwilerseelauf.
Vorzeitige Anmeldung
Der stetig wachsenden Beliebtheit des grössten und bedeutendsten Aargauers zuzuschreiben war, dass letztes Jahr erstmals keine Nachmeldungen möglich waren. «Ausgebucht », verkündeten die Organisatoren und begründeten, dass «Qualität nach wie vor vor Quantität kommt.» Engpässe auf der Strecke lassen sich wegen des Blockstarts zwar weitgehend vermeiden. An Kapazitätsgrenzen stösst man jedoch beim Schifftransport für die Staffel- und Kurzstreckenlauf-Teilnehmer. «Auf dem Hallwilersee gibt es fünf Schiffe, die alle für uns fahren, grössere Mengen können wir nicht mehr bewältigen», sagt OK-Chef Roland Müller.
von Jörg Greb
Entnommen aus Swiss Runners 2015
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