2011 IAAF World Outdoor Championships Daegu, South Korea August 27-September 5, 2011 Photo: Jean-Pierre Durrand@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
WM-Absage von Robert Harting – Angriff auf den Präsidenten – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Der Diskus-Olympiasieger gab bekannt, dass er in vierzehn Tagen in Peking seinen Weltmeister-Titel nicht verteidigen wird.
Fast noch wichtiger als die Folgen seines zehn Monate zurückliegenden Kreuzbandrisses im rechten Knie ist die Reaktion auf das Video, in dem er und eine Handvoll weiterer Athleten ihren Weltverband (IAAF) kritisieren.
Während die Aufnahme sich unter großer Zustimmung von Sportlerinnen und Sportlern im Netz verbreitet, hat die IAAF ihn eingeladen – „zu Kaffee und Kuchen“, wie Harting behauptet. Um ihm deutlich zu machen, wie die Doping-Bekämpfung in der Leichtathletik geht und wie nicht, teilte der Verband mit.
„Denselben Weg wie der Radsport“
Harting und seine Partner, inzwischen von einer Welle der Zustimmung und der Sympathie getragen, fordern vom Weltverband der Leichtathleten Ehrlichkeit, Integrität und Transparenz ein, über eine effektive Doping-Bekämpfung hinaus. „Anstoß war die Dokumentation der ARD“, sagte Julia Fischer, deutsche Meisterin im Diskuswerfen und Lebensgefährtin von Harting. „Man hat das Gefühl, dass bei der IAAF Dinos sitzen, die denken, dass mit Geld und mit Bezahlen alles geht.“
Sie fürchte, sagte sie, dass die Leichtathletik denselben Weg gehe wie früher der Radsport. Dagegen stehe sie auf.
Eigentlich habe er nach seiner Teilnahme an der öffentlichen Anhörung zum Anti-Doping-Gesetz im Deutschen Bundestag sein sportpolitisches Engagement reduzieren wollen, sagte Harting. Doch so einfach scheint das nicht. Das Video versteht er als Alternative zu einer gewerkschaftlichen Vertretung der Athleten, für die man als Leistungssportler kaum Zeit hat. Er warte immer noch auf ein Ergebnis, eine Antwort auf seine Einlassungen gegen das geplante Gesetz zur Strafbarkeit von Doping und den Besitz von Dopingmitteln vor Abgeordneten und Experten. „Ich weiß gar nicht, ob es sich gelohnt hat“, sagte er, „dass ich vorher nächtelang nicht schlafen konnte.“
Das Thema sei so komplex, dass er an seine Grenzen gekommen sei. Im Übrigen zeigten die aktuellen Vorwürfe von Doping und Korruption in der internationalen Leichtathletik, insbesondere in Russland und Kenia und im Verband, dass ein Gesetz, das allein in Deutschland gelte, gar nicht greife.
Indem er Clemens Prokop kritisierte, den Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes – „er hat vermutlich nur die Hälfte unseres Videos gesehen. Er hätte ja auch mal Kritik an der IAAF üben können.“ – zeigte er, dass weiter mit ihm zu rechnen ist.
„Es gibt eine riesige Lücke zwischen Funktionären und den schweißtreibenden Athleten“, sagte Harting.
Prokops Gebaren habe ihn auch „furchtbar erschüttert“. Der DLV-Präsident sei in der aktuellen Doping-Diskussion „rhetorisch untergegangen. Vielleicht liegt es an seiner Kandidatur für das IAAF-Council. Aber ein Präsident muss für seine Sportler da sein“.
In Rehabilitation und Training hatte Harting so große Fortschritte gemacht, dass er bereits wieder 64 und 65 Meter weit warf. „Bei der deutschen Meisterschaft hätte ich sehr konkurrenzfähig mitmachen können“, sagte er. Sein jüngerer Bruder Christoph hat den Titel gewonnen und wird bei der Weltmeisterschaft antreten.
Harting würde mit einer Leistung wie im Training vermutlich in Peking auch die Qualifikation überstehen. Doch dann im Kampf um eine Medaille zu überreißen, das Knie zu überfordern, befürchtet er, das könnte ihn die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im nächsten Jahr kosten.
Den Diskus siebzig Meter weit zu werfen erfordere eine Abwurfgeschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde, sagte er. Er sei jetzt bei achtzig. „Ich würde durch meinen Ehrgeiz vielleicht die Kontrolle verlieren“, sagte Harting. „Es ist karriereentscheidend, nicht die falsche Entscheidung zu treffen.“
Da lässt er lieber die Finger vom Wettkampf und trainiert ruhig weiter in Kienbaum. „Ziel ist Gold bei den Olympischen Spielen von Rio“, sagt er, „ganz klar.“
Die Familie Harting und die Trainingsgruppe Harting wird in Peking von den beiden deutschen Meistern Christoph Harting und Julia Fischer vertreten sein. Ziel beider sei es, im Gegensatz zur WM von Moskau das Finale zu erreichen, sagte ihr Trainer Torsten Schmidt; er wolle niemanden unter Druck setzen.
Auch Robert Harting schwärmte, beide dürften jetzt schon zufrieden sein mit ihrer Saison. „Der Einzige, der rumnörgeln darf, bin ich“ sagt er. Und schwärmte geradezu von seinem Bruder. „Ich bewundere ihn im Training“, sagte er. „Er hat richtig was drauf; zum neidisch werden.“
Aber: „Der Titel ist gar nicht seine Aufgabe.“
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dienstag, dem 11. August 2015
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