Marisa Lavanchy, Mujinga Kambundji, Sarah Atcho, Lea Sprunger ©Swiss Athletics
Swiss Athletics – News – Grossartige Noemi Zbären stürmt auf den 6. WM-Rang | Selina Büchel mit Spitzenzeit knapp ausgeschieden
Noemi Zbären (SK Langnau) hat der Schweizer Leichtathletik an der WM in Beijing (China) eine Sternstunde beschert: Die 21 Jahre junge Emmentalerin lief mit einer Topleistung (12,81) in den WM-Final, in dem sie mit 12,95 Sekunden grandiose Sechste wurde.
24 Jahre nach Julie Baumann, die 1991 in Tokio Fünfte wurde, lief mit Noemi Zbären wieder eine Schweizer Hürdensprinterin in einen WM-Final. Dieser Exploit kam nicht völlig unerwartet, zählte die U23-Europameisterin mit einer Saisonbestzeit von 12,71 Sekunden doch zum Kreis der Finalanwärterinnen.
Das lange Warten nach dem Halbfinal
Dass ihr der Vorstoss in den Endlauf gelang, ist jedoch beileibe keine Selbstverständlichkeit. Im Halbfinal ging die Tür zum Final nach einem Fehlstart der Amerikanerin Kendra Harrison einen Spalt weit auf, doch mit 12,81 Sekunden (der zweitbesten Zeit ihrer Karriere) klassierte sich die Schweizerin zwei Hundertstel hinter der Deutschen Cindy Roleder, die persönliche Bestzeit lief, „nur“ auf Platz 3. Die Langnauerin musste die Resultate der dritten Serie abwarten, bis sie die Gewissheit hatte, als eine von zwei Läuferinnen über die Zeit weiterzukommen.
Im Final waren die Medaillen für die Schweizerin ausser Reichweite, für Bronze waren 12,66 nötig. Mit 12,95 Sekunden lief sie jedoch erneut eine Topzeit und wurde Sechste – für sie Grund genug, zu strahlen. „Mit diesem Rang bin ich sehr zufrieden. Ich wollte eine, zwei Gegnerinnen schlagen, das ist mir gelungen. Die Zeit ist auch sehr gut. Nach dem Halbfinal war meine Freude gross und ich musste mich zuerst beruhigen. Es war nicht leicht, sogleich wieder die Konzentration zu finden“, sagte Zbären, die im Stadion mit ihrem Bruder und dessen Freundin zwei persönliche Fans dabei hatte. Ihr Fazit: „Meine WM ist gelungen! Ich habe hier drei solide Läufe gezeigt.“
Beeindruckender Leistungsausweis
Die World-Class-Potential-Athletin von Swiss Athletics setzte mit diesem WM-Final einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere. Mit 21 Jahren nahm sie bereits an ihrer zweiten WM teil, auch an den Olympischen Spielen 2012 in London (Gb) und an der EM 2014 in Zürich war sie dabei. Brilliert hat sie bisher insbesondere an Nachwuchs-Meisterschaften. Sie gewann Bronze an den Youth Olympic Games 2010, Silber an der U18-WM 2011, Silber an der U20-WM 2012 sowie Gold an der U20-EM 2013 und an der U23-EM 2015. Nun gelang es ihr erstmals an einem Grossanlass bei den Aktiven, im entscheidenden Moment über sich hinauszuwachsen.
Vielversprechende Perspektiven
In dieser Saison beeindruckte Noemi Zbären mit einer fantastischen Konstanz auf hohem Niveau. Sie reiste mit zehn Zeiten unter 13 Sekunden nach Beijing und markierte dort drei weitere 12er-Zeiten. Eine Leistung, die auch im Hinblick auf die Saison 2016 mit der EM in Amsterdam (Ho) und den Olympischen Spielen in Rio (Br) als Höhepunkten einiges erhoffen lässt.
In der laufenden Saison hat sie nur noch zwei Meetings in der Planung, die beiden Diamond-League-Meetings in Zürich und Brüssel.
Beijing. WM. Frauen. 100 m Hürden. Final (GW 0,3 m/s): 1. Danielle Williams (Jam) 12,57. 2. Cindy Roleder (De) 12,59. 3. Alina Talaj (WRuss) 12,66. 4. Brianna Rollins (USA) 12,67. 5. Tiffany Porter (Gb) 12,68. 6. Noemi Zbären (Sz) 12,95. 7. Shermaine Williams (Jam) 12,95. 8. Sharika Nelvis (USA) 13,06.
Vorläufe (je die ersten zwei plus zwei Zeitbeste im Final). 1. Serie (GW 0,3 m/s): 1. Danielle Williams (Jam) 12,58. – Bemerkung: Dawn Harper Nelson (USA) durch Sturz ausgeschieden. – 2. Serie (GW 0,4 m/s): 1. Tiffany Porter (USA) 12,62. 2. Cindy Roleder (De) 12,79. 3. Noemi Zbären (Sz) 12,81. – Bemerkungen: Kendra Harrison (USA) wegen Fehlstarts disqualifiziert, Zbären als zweite Lucky Loserin im Final. – 3. Serie (GW 0,8 m/s): 1. Brianna Rollins (USA) 12,71.
Selina Büchel mit Spitzenzeit knapp ausgeschieden
Selina Büchel (KTV Bütschwil) hat in den 800-m-Halbfinals an der WM in Beijing (China) eine weitere Topleistung gezeigt: Die Hallen-Europameisterin lief lange couragiert vorneweg und wurde in starken 1:58,63 Minuten Dritte. Als Gesamt-Zehnte verpasste sie den Final um lediglich 6 Hundertstel.
Büchel nahm das Heft von Beginn weg resolut in die Hand und setzte sich an die Spitze des Feldes. Die 400-m-Marke passierte sie in 58,68 Sekunden. Nach 500 m setzte sie sich vorübergehend sogar von ihren Gegnerinnen ab, doch in der letzten Kurve kamen diese wieder an sie heran. Auf den letzten 100 m lieferte sich Büchler mit der Marokkanerin Rababe Arafi und der Ukrainerin Nataliia Lupu einen hochspannenden Schlussspurt – mit dem schlechteren Ende für die Schweizerin, denn lediglich die besten zwei der drei Läufe qualifizierten sich direkt für den Final am Samstag.
„Als ich auf der Anzeigetafel sah, dass ich Dritte bin, war mir sofort klar, dass dies für den Final nicht genügen würde“, sagte Büchel, die den Endlauf selbstbewusst als ihr hohes Ziel deklariert hatte. „Das ist bitter. Ich habe alles versucht, aber andere waren heute besser. Es gab an dieser WM zahlreiche Saisonbestzeiten und persönliche Bestzeiten. Das verdeutlicht, wie hoch das Niveau hier ist.“ Diesbezüglich habe ihr dritter Rang in der Meldeliste getäuscht. „Ich war mir bewusst, dass andere Läuferinnen auf die WM hin zulegen werden.“
Fokus auf Weltklasse Zürich
Trotz Verpassen des Finals darf Selina Büchel stolz auf ihre Leistungen in Beijing sein. 1:58,63 ist die zweitbeste Zeit, die je eine Schweizerin gelaufen ist. „Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich an der WM um einen Finalplatz kämpfen würde. Alles in allem kann ich mit meiner Saison sehr zufrieden sein“, sagte Büchel, die mit 1;57,95 seit Anfang Juli den nationalen Rekord hält. Das Schweizer Publikum kann sich nun auf den nächsten Heim-Auftritt der Hallen-Europameisterin freuen. Diese startet am kommenden Donnerstag beim Diamond-League-Meeting Weltklasse Zürich.
Beijing. WM. Frauen. 800 m. Halbfinals (je die ersten zwei sowie zwei Zeitbeste im Final): 1. Serie: 1. Rababe Arafi (Mar) 1:58,55. 2. Natalia Lupu (Ukr) 1:58,57. 3. (ausgeschieden): Selina Büchel (Sz) 1:58,63. – 2. Serie: 1. Shelayna Oskan-Clarke (Gb) 1:58,86. – 3. Serie: 1. Melissa Bishop (Ka) 1:57,52. 2. Marina Arsamasowa (WRuss) 1:57,54. 3. Eunice Jepkoech Sum (Ken) 1:57,56. 4. Joanna Jozwik (Pol) 1:58,35, alle im Final.
4×100-m-Frauenstaffel verpasst den WM-Final 29.08.2015
Die Ausgangslage war verheissungsvoll, doch nach einem verpatzten Wechsel hat es nicht für den Final gereicht: Die 4×100-m-Frauenstaffel blieb in den Vorläufen an der WM in Beijing (China) mit 43,38 Sekunden hängen – das ist die 13.-beste Zeit unter 16 Teams.
Spätestens nach dem ersten Vorlauf, in dem Russland mit 43,09 Sekunden auf Platz 4 lief, wussten die Schweizerinnen, dass der Finaleinzug für sie im Bereich des Möglichen ist. Sie waren davon ausgegangen, dass eine Verbesserung des Schweizer Rekords (42,94) nötig sein würde, um den Vorstoss in den Endlauf zu schaffen. Diese Ausgangslage änderte sich mit Beendigung des ersten Laufs, und zwar zu ihren Gunsten.
Jeweils drei Nationen pro Serie qualifizierten sich direkt für den Final heute um 14.45 Uhr, zwei weitere kamen über die Zeit weiter.
Sehr schnelle erste 200 m
Die auf Bahn fünf laufenden Schweizerinnen legten einen Bombenstart hin, der erste Wechsel von Marisa Lavanchy (LC Zürich) auf Lea Sprunger (COVA Nyon) klappte vorzüglich. Eine erste Analyse des Laufs zeigte, dass das Team nach 200 m rund drei Zehntel schneller unterwegs war als beim Diamond-League-Meeting Mitte Juli in London (Gb), wo es in der gleichen Besetzung in 43,25 gestoppt wurde.
Während die Übergabe von Sprunger auf Mujinga Kambundji (STB) noch gut passte, stimmte das Timing beim Wechsel auf Schlussläuferin Sarah Atcho (Lausanne-Sports) nicht mehr. Um einen Wechselfehler zu verhindern musste Atcho stark abbremsen und büsste viel Schwung ein. Letztlich warf sich die Lausannerin nach 43,38 Sekunden ins Ziel. Platz 6 in der Serie, Rang 13 unter 16 Teams. Der Traum von der Finalteilnahme war ausgeträumt.
Grosse Enttäuschung bei den Athletinnen
„Es ist hart, so auszuscheiden. Wir hätten hier Schweizer Rekord laufen können“, sagte Marisa Lavanchy mit Bedauern. „Das ist sehr schade, denn heute hätten wir diesen Finalplatz holen können.“ Auch Lea Sprunger war die Enttäuschung anzusehen: „Das ist das zweite Mal hintereinander, dass wir an einem Grossanlass für einen Fehler büssen“, sagte sie mit Bezug auf den Final an der Heim-EM 2014 in Zürich.
Ähnlich äusserten sich Mujinga Kambundji und Sarah Atcho, die mit 19 Jahren jüngste Läuferin im Team. „Die Bedingungen waren optimal und wir sind alle in Form. Es ist sehr schade, dass wir bei diesem Wechsel eine mögliche Finalteilnahme vergeben haben“, sagte Atcho. Für Kambundji, die in dieser Woche sowohl über 100 als auch über 200 Schweizer Rekord gelaufen ist, wäre der Staffelfinal die Krönung einer ausserordentlichen WM gewesen.
Damit haben alle Athletinnen ihre Einsätze an der WM in Beijing beendet. Die Staffelathletinnen werden am Montag in die Schweiz zurückreisen. Ihren nächsten Einsatz haben sie am Donnerstag, 3. September beim Diamond-League-Meeting Weltklasse Zürich.
Beijing. WM. Frauen. 4×100 m. Vorläufe. 1. Serie: 1. Jamaika 41,84 (JWB). 2. Grossbritannien 42,48. 3. Kanada 42,60. 4. Russland 43,09, alle im Final. – 2. Serie: 1. USA 42,00. 2. Trinidad und Tobago 42,24. 3. Holland 42,32. 4. Deutschland 42,64. – Ferner ausgeschieden: 5. Brasilien 43,15. 6. Schweiz (Marisa Lavanchy, Lea Sprunger, Mujinga Kambundji und Sarah Atcho) 43,38. 4×400 m. 1. Serie: 1. Nigeria 3:23,27. – 2. Serie: 1. USA (Phyllis Francis, Jessica Beard, Sanya Richards-Ross, Francena McCorory) 3:23,05.
Swiss Athletics berichtet auch auf der Swiss-Starters-Website www.swiss-starters.ch, auf Facebook und auf Twitter regelmässig über das Schweizer WM-Team.
Swiss Athletics – News
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Link zum Einsatzplan des Schweizer Teams
Link zur WM in Beijing (Zeitplan und Resultate)
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