2008 Olympic Games Beijing, China August 8-24, 2008 Photo: Takashi Ito@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Leichtathletik-WM: Die neue Sportlichkeit der Chinesen – Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Das war, zum guten Schluss, der Höhepunkt dieser Weltmeisterschaft: Als Lyu Huihui am Sonntag auf dem regennassen Turf des Vogelnests von Peking 66,13 Meter weit warf – oder wurde der Speer getragen von dem lang anhaltenden Schrei des chinesischen Publikums?
Es war die Führung im Wettbewerb, und die Zuschauer fieberten bis zum letzten Wurf, dem Sieg von Katarina Molitor, mit ihrer Athletin. Fast gleichzeitig hob dieselbe Begeisterung in derselben Lautstärke den Hochspringer Guowei Zhang über 2,33 Meter hinweg – er wurde am Ende Zweiter.
Die Beteiligung der Zuschauer an dieser Weltmeisterschaft der Leichtathleten drückte sich in einem unerwarteten Crescendo aus.
Da waren Menschenmengen ins Stadion getrottet, in denen nicht wenige die Belegschaft der Fabriken erkennen mochten, die geschlossen wurden, damit beim Sportfest und bei der Militärparade zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs bessere Luft herrschte.
Karten waren in Peking jedenfalls nicht zu kriegen. Und dann sorgten die chinesischen Athletinnen und Athleten für Erfolge und Begeisterung, und die Resonanz auf den Rängen hatte überhaupt nichts von Pflicht oder Zwang.
Die neue Sportlichkeit des chinesischen Publikums kontrastierte hinreißend mit dem herzlosen Schweigen, mit dem die Zuschauer 2008 das Ausscheiden ihres Lieblings Liu Xiang quittierten. Der Hürdensprinter hatte sich in der Olympia-Vorbereitung die Achillessehne ruiniert, und die Zuschauer reagierten, als wären sie persönlich um den Olympiasieg betrogen worden. Nun steigerten sie sich von engagierter Parteinahme in eine einvernehmende Begeisterung für den gesamten Wettbewerb.
Gelernt, nicht nur die eigenen Leute anzufeuern
Dies wurde, so kann man das wohl sagen, mit der Silbermedaille der Sprintstaffel belohnt, in der der phänomenale Su Bingtian rannte. Und es wurde von dem phantastischen Sonntag gekrönt. Man habe einige Durchbrüche geschafft, freute sich Du Zhaocai, der Generalsekretär des chinesischen Leichtathletik-Verbandes. Er dachte dabei an die Erfolge in Sprint und Sprung, Wurf und Stoß, die zu Gehen und Laufen hinzu gekommen sind.
Chinesische Heldin: Lyu Huihui
Doch vor allem dürfte dies für die chinesischen Zuschauer gelten, die im Laufe der Woche lernten, nicht nur die Athleten des eigenen Landes anzufeuern. Sondern denen es auch gelang, deren Konkurrenten willkommen zu heißen.
Nicht schlecht für eine Olympiastadt auf dem Weg von den Sommerspielen 2008 zu den Winterspielen 2022.
Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 31. August 2015
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