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02
10
2015

Helga Miketta beim Rurtallauf in Düren am 12.9.15 von Peter Borsdorf, Initiator von Running for kids. ©Peter Borsdorf

Höhen und Tiefen der Helga Miketta – W74: Weltmeisterin im Marathon der Seniorinnen in 3:49:31

By GRR 0

Kometenhafter Aufstieg als Läuferin ab 70, Weltrekord im Marathon, Suche nach immer neuen Herausforderungen (Jungfraumarathon),  Ohnmacht in der Sauna, Intensivstation, enorme Willenskraft in der Regeneration, Weltmeisterin im Marathon in Lyon: 

Helga Miketta, 74 Jahre aus Düren. Mit einer Stunde Vorsprung siegte sie bei den Weltmeisterschaften im Marathon in Lyon, wie der Ergebnisausschnitt [#Erg.Liste Lyon] belegt:

Results – Women 70 – Marathon. 16.08.2015, WM Lyon :
1. Miketta, Helga W74 Germany 3:49:31,00;
2. Lund, Tiare W70 New Zealand 4:48:20,00; 

Es traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel

Helga Miketta, Weltmeisterin! Auf den ersten Blick kein Wunder. Kennt man sie doch als W70-Weltrekordhalterin im Marathon seit 2013 mit 3:35:29. Die Zeit lief sie in Essen. Damals, vor zwei Jahren, war sie somit noch eine viertel Stunde schneller als in Lyon.

Und doch erscheint ihr Weltmeistertitel wie ein Wunder!

Im vergangenen Jahr war Helga Miketta völlig am Boden. Ihr Mann fand sie ohnmächtig in der Sauna. Der Notarzt konnte sie nicht zum Bewusstsein bringen. Ein Hubschrauber brachte sie, die wohl bereits eine halbe Stunde ohne Bewusstsein war, zum Klinikum.  Elf Tage lag sie im Koma, drei Wochen verbrachte sie in der Intensivstation.

Es folgten zwei Wochen in der plastischen Chirurgie, um ihre in der Sauna zugezogenen Gesichtsverbrennungen durch Transplantation eigener Oberschenkelhaut zu behandeln. Sie hat überlebt.  Mit einem Paukenschlag als "überlegene Weltmeisterin" meldete sie sich nach einem Jahr zurück. Wie schön!

Zurück zum Sport

Es fiel ihr schwer, wieder ins Leben, in den Alltag und zum geliebten Langlauf zu finden, den sie mit 60 Jahren als Späteinsteigerin für sich entdeckt hatte. Dreihundert Meter trennt ihre Wohnung von einem Baggersee mit einem drei Kilometer langen Rundweg. Mal hinlaufen und eine Runde drehen! Sie erreichte nicht einmal den See! 100 Meter waren ihr schon zu viel. Keuchend und außer Atem kehrte sie um.

Der zweite Versuch war nicht besser. Ihre Stärke und Selbstbeherrschung während iher Behandlung brachen nun wie ein Kartenhaus zusammen. Tränen flossen.  Doch mit eisernem Willen und Ausdauer richtete sie sich wieder auf. Erst schaffte sie es wieder im Joggingtempo zum See und bald durfte sie wieder Runden zählen. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, wie sie sich äußerte.

Schließlich gelang es ihr wieder, ihre Laufgruppe vom Birkesdorfer TV beim abendlichen Joggen entlang der Rur (ohne h) zu begleiten. Obwohl sie im Gegensatz zu früher bei jedem Schritt keuchte, wagte sie sich wieder an den Marathon. Mit Erfolg, wie ihr Weltmeistertitel im Parilly Park  von Lyon belegt.

Zukunftspläne

Nächstes Jahr wird Helga Miketta 75. Der W75-Europarekord im Marathon lbeträgt  4:21:40 (José Edith Waller,GBR, 1997), der Weltrekord bei 3:53:42 (Yoko Nakano, JPN, 2012). 

Lust hätte sie schon, die Rekorde „anzugreifen“. Mit Bedauern sieht sie allerdings die aktuell fehlende Konkurrenz: „Dann lauf ich ja ganz alleine! Ich glaube, dann höre ich auf!“

So ganz ernst scheint sie das Aufhören wohl doch nicht zu meinen. Dafür war der Weg zurück in die Laufszene und schließlich zur Weltspitze zu hart,  dafür wirkte sie zu glücklich über ihren Erfolg. Ihre nächste größere läuferische Herausforderung steht im Oktober bevor, an der Ruhr (mit h) in Essen.

Es zieht sie erneut zum  Marathonlauf rund um den Baldeneysee, der Stätte ihres größten Erfolges: Ihrem Weltrekord, der auch heute noch Bestand hat.

Alfred Hermes aus Magazin zur Seniorenleichtathletik

author: GRR

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