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20
10
2015

Sabrina Mockenhaupt und Physiotherapeut Jürgen Siegele. ©Wilfried Raatz/ wus-media

Steppi meets Mocki – Vom 12. Bottwartal-Marathon berichtet Wilfried Raatz

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Unter dem Motto „Steppi meets Mocki“ lässt sich freilich eine eigene Story schreiben, doch alleine mit der Präsenz und der Würdigung des Auftritts der 40fachen deutschen Meisterin Sabrina Mockenhaupt würde man dem 12. Bottwartal-Marathon vor den Toren der BaWü-Landeshauptstadt keineswegs gerecht.

Unter der Federführung von Gerhard Petermann hatte man nämlich im Bottwartal fleißig Hausaufgaben gemacht und bei der 12. Auflage an einigen Stellschrauben kräftig gedreht. Die einschneidende Maßnahme jedenfalls dürfte der Wechsel des Start-Ziel-Bereiches von der Riedhalle zum Steppi-Kreisel in der Stadtmitte von Steinheim gewesen sein.

Mit einem erheblichen Vorteil für alle Läufer, denn der „verhasste“ 400 m lange Anstieg zur Riedhalle ist nun gekappt. „Nun kann jeder bis zuletzt Gas geben“ ist sich Gerhard Petermann in diesem Punkt zumindest mit dem Gros der Teilnehmer einig.

Die dreieinhalb Meter hohe Stahlskulptur steht seit 2014 am Kreisel inmitten von Steinheim, dem Dreh- und Angelpunkt des Bottwartal-Marathons seit dem Umzug von Großbottwar. Der Steinheimer Steppenelefant, lateinisch Mammuthus primigenius fraasi, ist somit zum Greifen nahe für die 4200 Teilnehmer („10 Prozent mehr als im Vorjahr“, so Gerhard Petermann) der zwölften Auflage, angesichts des Start- und Zielgetümmels sicherlich nur eine Randfigur.

Denn der Star am dritten Oktober-Wochenende sind eindeutig die vielen Läufer aus allen Regionen der Republik unterschiedlichen Alters und Leistungsvermögens.

Und die Leistungsspitze stellte sehr zur Freude des Veranstalters die aktuell bekannteste deutsche Langstrecklerin Sabrina Mockenhaupt dar. Wegen einer Verletzung hatte sie den auch in DLV-Diensten stehenden Physiotherapeuten Jürgen Siegele, der im Bottwartal ein ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum leitet, kontaktiert. „Ich habe von Arne Gabius gehört, dass er auch bei Jürgen zur Behandlung ist und habe deshalb mit ihm Kontakt aufgenommen!“

Gesagt, getan – die dreitägige Behandlung in Großbottwar ließ freilich auch Raum zum intensiven Training zu.

„Eigentlich wollte ich den Dreiviertelmarathon mitlaufen, das hätte am ehesten meinem Trainingsprogramm entsprochen. Aber Jürgen hat mir nach den ersten Behandlungen grünes Licht für einen Lauf über die Marathonstrecke gegeben. Ich muss zugeben, dass ich so lange in der Vorbereitung auf einen Marathon noch nie gelaufen bin!“ verriet Sabrina Mockenhaupt.

Auch wenn sie auf dem Weg von Steinheim nach Großbottwar, Oberestenfeld, Gronau und Beilstein und zurück einige Unregelmäßigkeiten im Tempo hatte, am Ende war Mocki doch langsamer unterwegs als ihr geplantes 3:45er Tempo. Mit einem Boxenstopp passierte sie die Halbmarathonmarke nach 1:22:45, die Ziellinie dank einer flotteren zweiten Hälfte in 2:43:27 Stunden. Zudem bejubelt als neuer Streckenrekord.

Dass hier Marathon-Chef Gerhard Petermann in alter Tradition des Bottwartal-Marathon die neue Streckenbeste in Wein aufzuwiegen hat, das versteht sich am Rande. Was Mocki ohne Umschweife schon im Zielbereich einmal sicherstellen wusste.  

Und das Wichtigste: Sprunggelenk und Schienbeine haben den Stresstest schadlos überstanden! „;Mir fehlen wegen der Militär-WM in Muengyong in Südkorea fast zwei Wochen im Marathontraining. Deshalb werde ich voraussichtlich Mitte November in Valencia starten!“ Was sie allerdings keineswegs als gravierenden Nachteil sieht. „Schließlich müssen wir als Bundeswehr-Angehörige auch etwas zurückgeben, denn wir haben auch genügend Vergünstigungen!“

Für Sabrina Mockenhaupt hieß dies in Südkorea: Bronze über 5000 m in der deutschen Jahresbestzeit von 15:35,74 Minuten. Deshalb die Planung in Richtung Valencia – mit der Marathon-Olympianorm im Visier. Letzte Station dazu wird der Hochgeschwindigkeitskurs des Hockenheimrings sein, wo eine 10 km in Richtung 32:30 anstehen soll.

Hier Sabrina Mockenhaupt – dort Marco Lack.

Der 29jährige war die Überraschung im Feld ohnehin, denn der Debütant aus Brackenheim nahe Lauffen war verletzungsbedingt lange Zeit nur wenig in Erscheinung getreten – und bei seinem ersten Marathonstart einen Start-Ziel-Sieg gelandet. Und dies bei einer Endzeit von 2:32:23 Stunden mit einem Vorsprung von über acht Minuten. Wegen Patellasehnenproblemen hatte er sich vornehmlich am Studienort Saarbrücken behandeln lassen, ehe auch hier Jürgen Siegele in der letzten Vorbereitungsphase aktiv wurde. „Als Langstreckler gehört ein Marathon dazu“, bekannte ein sichtlich zufriedener Marco Lack, der vor seinem Wechsel ins Saarland im Trikot der LG Neckar-Enz zu sehen war.

Bei den Frauen trafen die beiden Vorjahresschnellsten Bettina Englisch und Alin Kollmann erneut aufeinander. Und waren auch die erklärten Favoritinnen, wäre nicht in letzter Minute noch Sabrina Mockenhaupt erschienen. Mit 3:02:38 Stunden setzte sich im direkten Duell Bettina erneut durch, erneut mit neuer Bestmarke. Die DUV-Ultrameisterin Pamela Veith holte sich hinter Tanja Dietrich (3:14:32) Rang fünf nach 3:15:01 Stunden.

Den frühen Auftakt bei Nieselregen machten (natürlich) die Urmensch-Marathon-Starter über 50 km mit 120 Teilnehmern. Vorjahressieger Stebastian Apfelbacher musste auf der teilweise recht rutschigen und dadurch noch selektiveren Strecke („eben richtig trailig“, wie so mancher Ziel mit sichtlicher Zufriedenheit feststellte) die Überlegenheit des Lokalmatadors Ralf Himmelsbach anerkennen, der im Dress des Sponsors Kieferorthopädie Dr. Fuchs die 50 km in 3:30:01 Stunden zurücklegte.

Für den Premierensieger 2014 gab es mit 3:48:24 auf Rang zwei einen kräftigen Rückstand. Die Frauenerste 2014 ist auch die Frauenerste 2015. Sehr zur Freude von Martin Kaindl, dem Chef des Sportartikelherstellers Jol-Sport, zugleich auch Sponsor des Bottwartal-Marathon, setzte sich Bea Bauer mit 13 Minuten Vorsprung in 4:17:15  Stunden durch.

Mit einem furiosen Tempo gelang Holger Freudenberger beim Halbmarathon-Wettbewerb mit Start in Gronau ein Start-Ziel-Sieg, noch dazu in beachtlichen 1:09:26 Minuten. „Es lief besser als gedacht. Für mich war dies die Generalprobe für die Deutschen Marathonmeisterschaften am kommenden Sonntag in Frankfurt“, so der Heilbronner, der in der M 35-Klasse als Favorit in die Mainmetropole reisen wird und auf eine Endzeit im Bereich von 2:23 Stunden hofft. Bei den Frauen freute sich Carmen Scharpfenecker über den Tagessieg in 1:25:50.
 
Ein fast perfektes Comeback gelang Veronica Hähnle-Pohl, die sieben Monate nach der Geburt ihres Sohnes Arthur, die 10 km-Strecke in flotten 37:50 durchlief. Für das Frühjahr plant die einstige Leverkusener Läuferin einen Marathonstart. Davon ist Ricarda Lisk allerdings weit entfernt. Die zur erweiterten Weltklasse zählende Triathletin aus Waiblingen setzte sich im Bottwartal in 37:20 Minuten durch. Bei den Männern setzte sich der Äthiopier Efrem Brhane im Trikot des SV Ohmenhausen in 33:40 durch.

Für Christine Sigg-Sohn läuft es beim Bottwartal-Marathon. Wie im Vorjahr gewann die W45-Masters-Läuferin mit überzeugendem Vorsprung den ¾-Mrathon mit 2:20:17 Stunden – und wurde damit Gesamtvierte hinter Andreas Brenner (2:16:19), Uwe Neubauer (2:17:51) und Jochen Keppler (2:18:13).

Bleibt noch ein Blick auf die Marathonstaffeln.

Die LG Odenwald konnte erneut als Sieger jubeln, die sieben Läufer schafften die 42,195 km in 2:39:33 Stunden. Das drittplatzierte Zinq-Team hatte mit Daniela Ferenz, einer der 400 m-Hoffnungen in Deutschland, eine prominente Schlussläuferin auf dem finalen 4,7 km-Abschnitt.

„Ich war schon im letzten Jahr dabei. Für mich persönlich ist dies eine willkommene Abwechslung im Wintertraining, weil es einfach auch viel Spaß macht!“ 

Wilfried Raatz   

 

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