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Bietigheim 2015 - Start, in der Mitte im blauen Trikot der spätere Überraschungssieger Simon Boch. ©wus-media -Wilfried Raatz

35. Bietigheimer Silvesterlauf: Überraschung durch Simon Boch – Erwarteter Erfolg für Alina Reh – Wilfried Raatz berichtet

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Ein Lauffest vom Feinsten ist der Bietigheimer Silvesterlauf – und dies schon eine gefühlte Ewigkeit. Selbst leichter Regen und Temperaturen um 5° Celsius konnten den Laufgenuss vor den Toren Stuttgarts keinesfalls schmälern, die Stimmung vor allem in der Altstadt

Bietigheims war grandios wie immer.

3200 wollten zudem das Laufjahr 2015 gebührend im Laufschritt verabschieden, gleich ob im flotten Laufdress, in der altbewährten Jogginghose oder in Berufsbekleidung als Schornsteinfeger, Osterhase oder als Fruchtcocktail. An der Spitze wurde richtig flott gelaufen, obgleich die Strecke durch die Feuchtigkeit stellenweise recht tückisch war.

Das gilt für die erwartete Frauenerste Alina Reh (TSV Erbach) wie auch für ein Männerduo, bei dem sich überraschend der aus dem Schwarzwald stammende 21jährige Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) im harten Finish gegen den erklärten Favoriten, den deutschen Crossmeister und Halbmarathonzweiten Manuel Stöckert (SC Ostheim), durchsetzen konnte.

Auf der selektiven 11,1 km-Strecke musste es zwangsläufig zum finalen Showdown kommen, nachdem sich über zehn Kilometer lang das Duo Stöckert-Boch im flotten Tempo eher belauerte. 400 Meter waren es noch, als der 21jährige "Nobody" im blauen "Telis-Finanz-Trikot" mit einem fulminanten Endspurt gegen den Marathonmann in Rot als Erster die dichtgesäumte Zielgeraden herunterstürmte.

"Am Ende habe ich gewusst, dass es dein Lauf werden kann!" sagte der 21jährige, der in den letzten Jahren eher durch Verletzungen aus einem systematischen Saisonverlauf herausgeschleudert wurde als er augenfällig sein Talent unter Beweis stellen konnte. "Die Ärzte sind seit nunmehr fünf Jahren am Tüfteln. Es kommt leider nichts Gescheites heraus!" so der aus Unterkirnach stammende Schwarzwälder, der als 17jähriger übrigens schon deutscher B-Jugend-Crossmeister war, aber in der Folge immer wieder durch Achillesbeschwerden ausgebremst wurde.

Seit eineinhalb Jahren ist Simon Boch in Regensburg in der Ausbildung als Einzelhandelskaufmann – natürlich in einem Sportgeschäft ("Mit Laufschuhen kenne ich mich natürlich bestens aus!") und in der Trainingsgruppe von Kurt Ring aktiv. "Viele Rennen werden im Kopf entschieden. Das gilt auf jeden Fall für heute! Mein Trainer hatte nach meinem Auftritt beim Regensburger Nikolauslauf gesagt: Du bist so stark, du kannst die alle weghauen!" Und genau das hat der offensichtlich gelehrige Ring-Schüler auch mustergültig umgesetzt.

Mit 33:02 Minuten setzte Simon Boch zum Jahresende ein starkes Ausrufezeichen, das selbst ein versierten Langstreckler wie Manuel Stöckert neidlos anerkennen musste. "Nein, enttäuscht bin ich nicht, denn dazu hat das Rennen zu viel Spaß gemacht. Für mich ist dieses eher ein Ansporn, schneller zu trainieren. Im Trainingslager in Kenia habe ich Wert auf Umfänge gelegt. Dass ich auf einem guten Weg bin, das zeigt, dass wir auf der doch profilierten Strecke die 10 km-Marke in 29:30 durchgelaufen sind!" so der 27jährige Polizist, der im vergangenen Jahr deutscher Halbmarathonmeister, in diesem Jahr deutscher Crossmeister und bei einer Halbmarathon-Steigerung auf 1:04:32 Stunden DM-Zweiter wurde – ehe ihn eine Verletzung aus der Marathonplanung warf.

Hinter dem Vorjahreszweiten Dickson Kurui (Kenia) wurde Sebastian Reinwand (TSV Roth) Vierter in 33:41 Minuten und zeigte sich mit dem Jahresausklang zufrieden. "Ich habe leider in der ersten Runde in einer rutschigen Kure den Anschluss verloren, denn die Spitze lief ein starkes Tempo!" Hinter dem für die LG Region Karlsruhe startenden gebürtigen Eriträer Habtom Weldu (33:49) kling es mit klangvollen Namen weiter: Thorben Dietz (LG Dorsten), Marc Steinsberger (TV Zell), Markus Weiß-Latzko (Sparda-Team Rechberghausen) und Andreas Straßner (TSV Roth) belegten die Ränge 6 bis 9. Im weiteren Feld landete der DM-Marathonzweite Marcel Bräutigam (GutsMuths Rennsteiglaufverein) auf Rang 12, Falk Cierpinski (SG Spergau) ging sogar vorzeitig aus dem Rennen. Vorjahressieger Rico Schwarz hatte im gebremsten "Freizeitläufer-Tempo" nach seinem im Frühjahr vollzogenen Rücktritt vom Leistungssport seinen Spaß im 38 Minuten-Bereich.

Wie Simon Boch ist auch Alina Reh in der Einzelhandels-Ausbildung. Die 18jährige wurde in ihrem letzten Start für ihren bisherigen Verein TSV Erbach ihrer Favoritenrolle absolut gerecht und lief mit 37:55 Minuten ein souveränes Rennen. "Ich habe mich zwar nicht ganz so locker gefühlt wie im Vorjahr. Aber es ist ok so!" Seit kurzem ist sie unter den Fittichen von Trainer Wieland Pokorny bei ihrem neuen Verein TSV 1846 Ulm und muss sich gewiss erst an die neuen Trainingsreize gewöhnen.

Nach einer überaus erfolgreichen Saison mit dem Doppelsieg bei den U20-Europameisterschaften über 3000 m und 5000 m möchte sie in der olympischen Saison vor allem in der U20-Klasse für weitere Topleistungen sorgen – und keineswegs in Richtung Rio schauen. "Das kommt noch zu früh, das schaue ich mir lieber vom Sofa aus an. Wir haben schließlich auch U20-Weltmeisterschaften, da sind die afrikanischen Läuferinnen schon eine hohe Hürde…"

50 Sekunden dahinter verwies die Vorjahreszweite Annett Horna (LC Rehlingen) die Kenianerin Gladys Kiprotich wiederum auf Rang drei. "Das ist noch einmal gut gegangen, denn ich habe mich zu einem zu schnellen Anfangstempo verleiten lassen, deshalb habe ich das weitere Rennen ziemlich leiden müssen. Die frühere 1500 m-Hallenmeisterin ist inzwischen auf den Langstrecken angekommen, wie ihre Platzierungen bei den nationalen Meisterschaften über 10 000 m (4.) und Halbmarathon (3.) zeigten. So soll es auch 2016 für die Grundschullehrerin weitergehen. "Da die DM immer noch nicht terminiert sind, werde ich entweder in Frankfurt oder in Berlin einen Halbmarathon laufen!"

Die nach ihrem US-Studienaufenthalt zurückgekehrte Isabel Leibfried (TSG Heilbronn) wurde in 40:30 Minuten Vierte vor Laura Chacon Biebach (ASC Darmstadt), die Gewinnerin des Wings for Life World Run in Deutschland. Erstmals am Start in Bietigheim auch die starke W35-Läuferin Christel Dörschel, die im Elitefeld Sechste wurde.  

Wilfried Raatz

 

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