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2012 London Olympic Games London, England Aug03-12 2012 Photo: Jiro Mochizuki@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (VI): 3000 Meter Hindernis der Frauen – Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause im Endlauf in London 2012 – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Am Freitag, dem 5. August 2016 beginnen die XXXI. Olympischen Sommerspiele Rio de Janeiro 2016 – am Freitag, dem 12. August 2016 wird die Leichtathletik im Olympiastadion gestartet.

Bis dahin wird hier in loser Reihenfolge jeweils eine der zwölf Laufdisziplinen (800 m bis Marathon) vorgestellt, natürlich mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Teilnehmer/-innen.

In dieser Serie geht es jedoch um die Historie – um die medaillenreiche Vergangenheit der deutschen Leichtathletinnen und Leichathleten aus West (FRG) und Ost (GDR).

Während die Vergangenheit der deutschen Leichtathletik bei Olympischen Spielen doch sehr erfolgreich war, sind Erfolge nach Peking 2008 und London 2012 immer schwieriger geworden und der Aufwand wird immer größer.

Umso mehr erscheint es angebracht sich der Erfolge und der großen olympischen Leistungen der Deutschen in der Vergangenheit und an deren Namen zu erinnern, sowie deren Einsatz zu würdigen.

Es geht heute weiter mit den 3000 Meter Hindernis der Frauen.

Die 3000 m Hindernis der Frauen sind die "jüngste" Disziplin in der Leichtathletik der Frauen. Erst seit 2005 wird diese Disziplin bei den Weltmeisterschaften durchgeführt. Bei den Olympischen Spielen kam die Disziplin seit 2008 in Peking zur Durchführung.

Hindernisläuferinnen feiern die Olympia-Premiere bei den XXIX. Olympischen Sommerspielen in Peking 2008

Erste offizielle Weltrekordlerin über 3.000 Meter Hindernis war die Russin Yelena Motalova, die 1999 9:48,88 Minuten lief. Nachdem bereits bei Welt- und Europameisterschaften auch bei den Frauen Medaillen über 3.000 Meter Hindernis vergeben wurden, feiern die Hindernisläuferinnen nun auch ihre olympische Premiere. Damit bestreiten die Frauen bis auf die 50 Kilometer Gehen alle Wettkämpfe, die auch bei den Männern auf dem Programm stehen.

Seitdem hat sich der Weltrekord rapide verbessert. Sechs weitere Bestzeiten wurden seitdem von vier Läuferinnen aufgestellt. Mit 9:01,59 Minuten ist derzeit die Russin Gulnara Samitova-Galkina die Rekordhalterin, ihre Bestzeit stellte sie vor vier Jahren im griechischen Heraklion auf. Bald schon könnte die erste Zeit unter neun Minuten folgen.

Die größte Verbesserung des Weltrekordes gelang übrigens der Polin Justyna Bak, die ihn vor sieben Jahren um fast 15 Sekunden auf 9:25,31 Minuten steigerte. Während 2004 noch 47 Läuferinnen Zeiten unter zehn Minuten erzielten, waren es 2007 mit 86 schon fast doppelt so viele.

Die erste Medaille bei einem internationalen Großereignis bekam Dorcus Inzikuru umgehängt. Die junge Läuferin aus Uganda setzte sich bei den Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki (Finnland) durch. Die Russin Yekaterina Volkova, die damals in 9:20,49 Minuten Zweite wurde, gewann zwei Jahre später in Osaka (Japan; 9:06,57 min) WM-Gold. Erste und bislang einzige Europameisterin wurde 2006 in Göteborg die Weißrussin Alesia Turava (9:26,05 min). Im gleichen Jahr gewann Dorcus Inzikuru in 9:19,51 Minuten bei der Commonwealth Games-Premiere.

Zwei deutsche Rekordhalterinnen

Einzige Deutsche bei einer der drei Veranstaltungen war die Siegenerin Verena Dreier, die bei den Europameisterschaften in Göteborg den Endlauf knapp verpasste. Zweimal war sie Deutsche Meisterin über diese Strecke. Den Deutschen Rekord hatten bislang allerdings nur zwei andere Läuferinnen inne. Die Erfurterin Melanie Schulz stellte ihn erstmals 2001 in 9:54,99 Minuten auf und verbesserte ihn 2002 auf 9:38,31 Minuten.

Einen Einstand nach Maß über die Hindernisse feierte die Potsdamerin Antje Möldner. Die ehemalige 1.500-Meter-Spezialistin lief gleich in ihrem ersten Rennen über 3.000 Meter Hindernis in 9:34,21 einen neuen Rekord und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele – dort wird sie bei der Olympiapremiere der Hindernisläuferinnen Deutschland vertreten.
(Quelle: DLV – Anja Herrlitz/auf GRR)

Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im 3000 Meter Lauf:

Deutschland:  1 x siebenter Platz / 1 x achter Platz

RUS: 2 G / 0 S / 1 B
KEN: 0 G/  1 S
TUN: 0 G/  1 S
ETH: 0 G/  0 S / 1 B

Peking 2008 – Antje Möldner Siebente im Vorlauf 

1. Gulnara Samitowa-Galkina (RUS) 8:58,81 – 2. Eunice Jepkorir (KEN) 9:07,41 – 3. Jekaterina Wolkowa (RUS) 9.07,64 – 4. Tatjana Petrowa  (RUS) 9:12,33 – 5. Cristina Casandra (ROU) 9:16,85 – 6. Ruth Nyangau (KEN) 9:17,85 – 7. Zemzem Ahmed (ETH) 9:17,85 – 8. Wioletta Frankiewicz (POL) 9:21,76
Deutsche Teilnehmerin: Antje Möldner 7. VL 9:29,86

Der Bericht auf German Road Races über die 3000 m Hindernis der Frauen in London

London 2012 – Schmidt und Krause stark auf Rang sieben und acht

LONDON 2012:  Yuliya Zaripova: Die Zukunft liegt im Marathon

Den Namen Yuliya Zaripova sollte man sich merken. Es kann gut sein, dass sie in wenigen Jahren die nächste russische Weltklasse-Marathonläuferin wird. Die Hindernis-Olympiasiegerin liebäugelt mit einem Wechsel auf die klassische Distanz.

Yuliya Zaripova hörte einfach nicht auf zu rennen. Nachdem sie beim größten Triumph ihres Lebens die Ziellinie überquert hatte, lief die Russin einfach weiter. Ihre Ehrenrunde nach dem 3.000-m-Hindernisrennen im Londoner Olympiastadion war wahrscheinlich die schnellste bei diesen Spielen. Die 26-Jährige, die nun in einer Reihe die Europa- und Weltmeisterschaften sowie die Olympischen Spiele gewonnen hat, dominierte das Finale und gewann mit der Weltklassezeit von 9:06,72 Minuten.

„Ich wollte Gold gewinnen – aber ich habe noch nicht richtig realisiert, dass ich es wirklich geschafft habe“, sagte Yuliya Zaripova. „In der Zukunft möchte ich weitere Medaillen gewinnen – besonders natürlich Goldmedaillen.“

Um sich vollkommen auf die Olympischen Spiele zu konzentrieren hatte Yuliya Zaripova ihr Studium unterbrochen. Eigentlich sollte sie nach fünfjähriger Studienzeit in ihrer Heimatstadt Volgograd im Mai die letzten Prüfungen machen. „Diese werde ich nun im September nachholen“, erklärte die Sportstudentin. „Die erste Zeit des Trainings für London lief nicht so gut. Aber nach einer Weile wurde ich stärker und immer besser – dadurch war ich schließlich sehr zuversichtlich für London.“

Fit und optimistisch in London angekommen, gab es noch ein paar Hürden vor dem olympischen Finale für Yuliya Zaripova: „In unserem Zimmer hatten wir aus irgendeinem Grund kein warmes Wasser. Es war kalt, so dass wir nicht baden konnten.“ In den Nächten vor dem olympischen Finale konnte die Russin kaum schlafen vor Anspannung und Aufregung. „Ich habe nur wenige Stunden geschlafen und werde jetzt wohl auch kaum Schlaf finden können aufgrund der vielen Interviews und Termine, die auf mich zukommen. Aber darauf bin ich vorbereitet“, erzählte Yuliya Zaripova, die die verbleibenden Tage in London auch dazu nutzen wollte, um Souvenirs zu kaufen.

In der Nähe von Volgograd geboren, war der Zugang zur Leichtathletik leicht für Yuliya Zaripova: Ihr Vater trainierte eine Gruppe von Kindern. Als sie jung war probierte sie verschiedene Disziplinen aus, unter anderem auch Weit- und Hochsprung sowie Kugelstoßen. Dann entschied sie sich zunächst für die 800-m-Strecke und schloss sich der Trainingsgruppe von Gennadiy Naumov an. Eine Kette von Ereignissen brachte sie schließlich zu den 3.000 m Hindernis: Zunächst heiratete sie und wurde 2007 Mutter einer Tochter.

Noch bevor sie wieder mit dem Training beginnen konnte, starb ihr Trainer. Seine Nachfolgerin sollte dann Yelena Romanova werden, die er 1992 zum Olympia-Gold über 3.000 m geführt hatte. Doch noch vor der ersten Trainingseinheit verstarb auch die Olympiasiegerin. Hinzu kamen in dieser Phase auch noch private Probleme – ihre Ehe ging auseinander.

Trotz all dieser Rückschläge gab Yuliya Zaripova nicht auf.
Sie schloss sich der Trainingsgruppe von Mikhail Kuznetsov an, der eine Reihe von Langstrecklerinnen betreut. Er riet ihr auf eine längere Distanz zu wechseln, und so entschied sie sich für die Hindernisstrecke. 2008 lief sie ihr erstes Rennen über 3.000 m Hindernis und erreichte zunächst 9:54,9 Minuten. Ein Jahr später gelang ihr ein Durchbruch, als sie in Berlin bei den Weltmeisterschaften Zweite wurde. Dabei steigerte sie sich auf 9:08,39 Minuten. Seitdem hat Yuliya Zaripova alle großen Meisterschaftsrennen gewonnen.

Als sie 2010 Europameisterin wurde, bezwang sie Weltmeisterin Marta Dominguez auf heimischem Boden in Barcelona. Ein Jahr später wurde sie in Daegu (Südkorea) Weltmeisterin und lief dabei ähnlich offensiv von vorne wie im Londoner Olympiafinale. Und es gab noch eine Parallele zur WM: In Südkorea als auch in England gewann sie Gold jeweils mit persönlichen Bestzeiten. In Daegu steigerte sie sich auf 9:07,03 Minuten, jetzt lief sie 9:06,72. Das war eine Jahresweltbestzeit und die viertschnellste je gelaufene Zeit.

“Ich dachte, es würde schwerer werden, hier Gold zu gewinnen. Ich hatte die anderen Läuferinnen stärker eingeschätzt“, sagte Yuliya Zaripova-. „Ich hätte noch schneller rennen können, aber ich wollte kein Risiko eingehen.“

In der Zukunft will die Olympiasiegerin zur Marathonstrecke wechseln. Es gibt bereits ein gutes Beispiel für solch einen Wechsel innerhalb ihrer Trainingsgruppe: Tatyana Petrova-Arkhipova war 2007 bei den Weltmeisterschaften Zweite im Hindernisfinale und Jahr später Vierte in Peking bei Olympia. Jetzt gewann sie bei den Spielen in London Bronze im Marathon.

Der Bericht auf German Road Races über die 3000 m Hindernis der Frauen in London

LONDON 2012 – RESULTATE: Russin Zaripova hält Afrikanerinnen auf Distanz, Schmidt und Krause stark auf Rang sieben und acht

In einem hochklassigen Finale über 3.000 m Hindernis hielt die Russin Yuliya Zaripova die Afrikanerinnen auf Distanz und gewann die Goldmedaille. Dabei erzielte die 26-Jährige mit 9:06,72 Minuten die viertschnellste je gelaufene Zeit über diese Distanz und stellte eine Jahresbestmarke auf.

Während die Tunesierin Habiba Ghribi als Zweite mit einer nationalen Rekordzeit von 9:08,37 Minuten überraschte, sicherte sich Sofia Assefa (Äthiopien) die Bronzemedaille mit 9:09,84. Die mitfavorisierte Kenianerin Milcah Cheywa verpasste als Vierte die Medaillenränge ganz knapp (9:09,88). Hervorragend schlugen sich währenddessen die beiden deutschen Läuferinnen: Antje Möldner-Schmidt (SC Cottbus) belegte Rang sieben und Gesa Felicitas Krause (Eintracht Frankfurt) wurde Achte.

Während Möldner-Schmidt mit 9:21,78 Minuten die drittbeste Zeit ihrer Karriere und eine Saisonbestzeit lief, verbesserte Krause ihre Bestzeit nochmals und erreichte nach 9:23,52 das Ziel. Dies dürften die besten Leistungen deutscher Läufer bei den Olympischen Spielen bleiben.

Von der Spitze weg lief Yuliya Zaripova zum Sieg. Besonders in der zweiten Rennhälfte forcierte sie dabei das Tempo derart, dass keine der Favoritinnen aus Äthiopien und Kenia an ihr vorbei kamen. Die Russin hat nun in Reihenfolge den Europameisterschaftstitel 2010, die Weltmeisterschaft 2011 und das Olympia-Gold gewonnen. „Ich bin hierher gekommen, um die Goldmedaille zu gewinnen. Ich hätte aber gedacht, dass das schwerer wird. Meine Konkurrentinnen waren nicht so stark wie erwartet", erklärte Yuliya Zaripova

Während die Weltrekordlerin und Titelverteidigerin Gulnara Galkina (Russland) ausstieg, waren Antje Möldner-Schmidt und Gesa-Felicitas Krause hinter der russischen Siegerin die nächstbesten Europäerinnen in diesem Finale. „Ich habe vor einem Jahr schon davon geträumt, dass ich in London das Finale erreichen könnte – aber ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich dann so weit vorne dabei sein könnte", sagte Antje Möldner-Schmidt, die sich vor gut einem Jahr nach einer schweren Krankheit wieder zurückgemeldet hatte.

„Es war klar, dass ich hier im Finale nicht ganz nach vorne laufen kann. Zudem waren meine Beine noch etwas schwer vom Vorlauf", sagte Gesa Felicitas Krause, die vor wenigen Tagen 20 Jahre alt wurde. Wäre sie noch 19, hätte sie ihren eigenen Junioren-Europarekord gebrochen. Sehr zufrieden zeigte sich die Hindernisläuferin, die sicherlich noch gutes Steigerungspotenzial hat. „Mit jedem Lauf lerne ich auch etwas dazu."

3000 Metres Steeplechase – W   Final – By IAAF

06 August 2012 – 21:05

Position Bib Athlete Country Mark .
1 2902 Yuliya Zaripova RUS 9:06.72 (PB)
2 3069 Habiba Ghribi TUN 9:08.37 (NR)
3 1699 Sofia Assefa ETH 9:09.84 .
4 2328 Milcah Chemos Cheywa KEN 9:09.88 .
5 1700 Hiwot Ayalew ETH 9:12.98 .
6 1707 Etenesh Diro ETH 9:19.89 (PB)
7 1952 Antje Möldner-Schmidt GER 9:21.78 (SB)
8 1945 Gesa Felicitas Krause GER 9:23.52 (PB)
9 3278 Emma Coburn USA 9:23.54 (PB)
10 2340 Mercy Wanjiku Njoroge KEN 9:26.73 .

Résumé: Die olympische Geschichte des 3000 m Hindernislaufes der Frauen ist noch zu kurz, um große Kommentierungen anzustellen. Wichtig ist, daß Mädchen und Frauen jetzt auch diesen Wettbewerb bestreiten können – und daß es den verschiedenen Ländern auch die Möglichkeit gibt, genügend Teilnehmerinnen für diesen attraktiven Wettbewerb zu finden.

Horst Milde

Das Finale des 3000 m Hindernis Laufes der Frauen bei den XXXI. Olympischen Spielen in RIO findet am Montag, dem 15. August 2016 um 11.15 Uhr (Ortszeit) statt (MESZ= plus 5 Stunden).

Ergänzungen und/oder Korrekturen zum Beitrag sind erwünscht. Danke im voraus!

 

Petition unterschreiben – Schreiben an das IOC

Whistleblower nicht bestrafen

 

Alle Medaillengewinnerinnen, lt. IAAF – 3000m Metres

2008 1. Gulnara Samitowa-Galkina (RUS) 8:58.81 – 2. Eunice Jepkorir (KEN) 9:07.41 – 3. Jekaterina Wolkowa (RUS) 9:07.64
2012 1. Yulija Zaripowa (RUS) 9:06.72 – 2. Habiba Ghribi (TUN) 9:08.37 – 3. Sofia Assefa (ETH) 9:09.84

Die historische Olympia-Laufserie seit 1896 – 2012:

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (I): 800 Meter der Frauen – Erste Goldmedaille in Amsterdam 1928 für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (II): 10.000 m der Männer – Seit 1912 im Programm – Hans Grodotzki mit Silber in Rom – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (III): 10.000 m der Frauen – Seit 1988 im Programm – Kathrin Ullrich, Uta Pippig und Sabrina Mockenhaupt – Horst Milde berichte

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (IV): Marathon der Frauen – Erst seit Los Angeles 1984 im Programm – Kathrin Doerre mit Bronze, einem vierten und fünften Platz – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (V): 800 Meter der Männer – Nils Schumann mit der Goldmedaille und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 – Horst Milde berichtet

 

 

author: GRR

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