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09
08
2016

Start der 14. hella marathon nacht rostock mit den schnellen Staffelläufern vorweg ©Wilfried Raatz/ wus-media

14. hella marathon nacht rostock – Melderekord und zwei Streckenrekorde + Als Tempoläuferin bekannt: Simone Raatz startet durch zum Halbmarathon-Streckenrekord – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Eine eher lustige Runde zog am Sonntagvormittag im Veranstaltungshotel Penta Bilanz. Und eine erfolgreiche zudem. Karsten Schölermann, das „S“ der Veranstaltungsgesellschaft BMS aus Hamburg durfte mit der 14. Auflage der „hella marathon nacht rostock“ mehr als zufrieden sein.

2.147 LäuferInnen bedeuteten einen kleinen Quantensprung für die Hansestadt in Mecklenburg-Vorpommern, schließlich blieb man erstmals über der begehrten 2000 Teilnehmermarke, davon alleine mit 1049 über die Halbmarathondistanz, die „weit draußen“ nach maritimem Flair beim Transport am Warnowtunnel gestartet wurde.

„Wir haben dem Teufel ein Ohr abgesegelt!“ bekannte Karsten Schölermann in gewohnt kryptischen Worten mit Blick auf das starke Meldeergebnis – und auch die beiden Streckenrekorde durch Franziska Jung (Marathon) und Simone Raatz (Halbmarathon). Sicherlich auch mit etwas Wehmut ob der öffentlichen Wahrnehmung der in einer Woche anstehenden Hanse-Sail im Gegensatz zum Rostock-Marathon, von dem sich Macher Karsten Schölermann irgendwann erträumt, dass der Start live im „Nordmagazin“ des NDR übertragen wird.  

Ja, ja, der „Morgen danach“!

Für die Organisatoren blieben nur wenige Stunden nach dem Abbau am Neuen Markt (und sicherlich dem einen oder anderen „Soft“drink), bevor es zu einem Pressetalk im Penta-Hotel, nur wenige hundert Meter vom Zieleinlauf am Neuen Markt entfernt gelegen, ging. „Mit Ringen unter den Augen!“ wie Karsten Schölermann freimütig bekannte. 20 Prozent Zuwachs, so der Wert über den Daumen gepeilt.

Da lässt sich schon eine ordentliche Bilanz ziehen.

Die Hansestadt Rostock ist auf dem besten Wege, auch mit einem Marathonlauf (oder besser den Ergänzungs-Wettbewerben) im Norden für Schlagzeilen zu sorgen. Für diese war bislang vorrangig der 1. LAV Rostock verantwortlich, der in der Leichtathletik für so manche Schlagzeile „über den Norden“ hinaus gesorgt hatte.

Weil nicht zuletzt der angekündigte Dauerregen ausblieb, zeigte sich die Hansestadt bei der 14. Auflage der hella marathon nacht rostock von seiner besten Seite. Zumeist Sonnenschein, aber auch gefühlte 20 Regentropfen, aber dafür ein kräftiger Wind. Bestes Küstenwetter also, das zumindest aber den ambitionierten Marathon- und Halbmarathonläufer eine schnellere Endzeit vermieste. „Wir haben immer Wind, vielleicht ist dies unsere Stärke“, rückt Marathonsieger Carsten Tautorat die Kritik gerade.

„Eine glatte Eins“ bescheinigte dennoch Nicole Freudenberger, die Marketingchefin der Hansa Mineralbrunnen GmbH für den Titelsponsor, dem Veranstalter für die 14. Auflage. Wenn das keine Steilvorlage für die künftige Zusammenarbeit in Rostock ist…  

Sicherlich ausbaufähig ist der Schülerlauf, bei dem sich gerade einmal 44 Nachwuchs-LäuferInnen beteiligten. Die Schüler starteten ab 16.00 Uhr auf einer kleinen Altstadtrunde, allerdings weitgehend isoliert vom weiteren Marathonprogramm. „Wir werden das Programm kompakter zusammenführen“, verspricht sogleich Karsten Schölermann, bei dem so gut wie nichts in Stein gemeißelt scheint. „Die Schüler werden künftig eine Stunde später starten!“ Optimierung nennt man dieses sicherlich im Neudeutsch.

Um 18.00 Uhr wurde letztlich die Königsdistanz zusammen mit den Marathonstaffeln gestartet.

Die Begeisterung der Rostocker war förmlich zu spüren, nicht zur beim Start, sondern auch auf den beiden kleinen Einführungsrunden von etwas mehr als drei Kilometern, als die 336 Marathonläufer plus 62 Staffeln am Neuen Markt erneut vorbeiliefen. Aber auch in Gehlsdorf mit dem typischen Marathonfeeling.

Zudem noch die „Rostocker 7“, eine Kurzdistanz, die die Veranstalter länger als 7,5 km, aber kürzer als 8,0 Kilometer bezifferten. Sie hat sich zu einer interessanten Ergänzung bereits bei der zweiten Auflage entwickelt, denn über 200 gingen bei dieser Distanz ins Rennen. Nach 27:45 bzw. 30:49 waren Jan Seemann und Katharina Erdmann als Tagesschnellste auf der Kurzdistanz im Ziel.

Angeführt von Carsten Tautorat gingen die Marathonläufer durch den markanten Streckenabschnitt, den Warnowtunnel. Die markante Tunnelpassage ist auch Namensgeber für die längste olympische Laufdistanz. Spalier standen dabei die Halbmarathonläufer und dürften dabei, so die Annahme des Startsprechers, auf vielleicht 200 m Länge eine ähnlich lautstarke Kulisse gebildet haben wie beim Berlin-Marathon, denn die Laufkollegen standen dabei in Sechserreihen hintereinander.

Für den Rostocker, der für das Fischkombinat „Fiko“ startet, war das Rennen zweifellos ein Heimspiel, denn der 38jährige sei „gefühlt jedes Mal dabei“ (O-Ton Schölermann) – zumindest aber in den letzten Jahren als leistungsstarker Stammgast. Im Vorjahr hinter dem überragenden Paul Schmidt schon einmal Zweiter. „Für mich war dies ein optimales Rennen“, gestand der Allroundläufer mit Vorliebe für das Marathonlaufen (Bestzeit 2:45 in Berlin), „denn alle feuern dich an. Zum Glück kamen meine Oberschenkelprobleme erst 500 Meter vor dem Ziel. Da musste ich sogar kurz abstoppen. Aber ich hatte ja auch kein Druck mehr…“.

Mit 2:51:40 lag Carsten fünf Minuten vor Jan-Hendrik Lange. Das war allerdings auch schon die Leistungsbilanz unter der Drei-Stunden-Marke, denn der Dritte Marvin Hirsch lag mit 3:00:30 schon leicht darüber.

Ein bemerkenswertes Rennen gelang der 28jährigen Leipzigerin Franziska Jung, die in ihrem dritten Marathonlauf erneut ein Quantensprung gelang. Von 3:51 (2015 in Berlin) über 3:31 (2015 in Dresden) gelang der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Psychologie in Leipzig mit nunmehr 3:07:48 erneut ein Quantensprung. „In Frankfurt soll jetzt die Drei-Stunden-Marke fallen!“ versprach Franziska. Dieses kühne Ziel hatte sie allerdings schon einmal in Rostock angegangen, nach einer Durchgangszeit von 1:27:16 war ihr allerdings auf dem Rückweg vom Warnowtunnel die Puste etwas ausgegeben.

Ein kleiner Trost jedoch blieb Franziska Jung, mit ihrer Siegerzeit steigerte sie den Streckenrekord von Laura Michael, die im Vorjahr 3:09:45 Stunden erreicht hatte. Mit der spontanen Aussage „Ich bin dabei!“ gab sie zudem den Rostockern spontan die Zusage für einen erneuten Start 2017. Mit 12 Minuten Rückstand folgte die Hamburgerin Maike Kröner auf Rang zwei, gefolgt von Friederike Preuß aus Eisenhüttenstadt (3:23:20).

Einmal mehr gewann ein Rostocker Team den Staffel-Marathon.

Die „Fiko“-Staffel mit Andre Bauschmann, Holger Regber, Philipp Bauer, Johannes Vogel, Lukas Reichwald, Karl Schreiber, Regina Salina und Schlussläufer Tom Gröschel lief 2:25:21 Stunden und lag damit zwar hinter dem Streckenrekord von Paul Schmidt, aber der Fischkombinats-Crew ging es vielmehr um das Gemeinschaftserlebnis, das mit einem satten 20-Minuten-Vorsprung gegenüber dem Warnowtunnel-Team endete.

Lange Zeit hatte hier mit Denny und Adrian ein Duo auf den Podestplätzen gelegen, die aber im „heißen Finale“ auf Rang vier zurückgefallen waren. Dass ein Team nicht immer aus acht Läufern bestehen muss, das hatten die beiden Gelegenheitsläufer aus Rostock mit Erfolg durchgesetzt.

Per Pedes war der jeweilige nächste Wechselpunkt erreicht worden. „Wir haben uns zu dieser Änderung hinreißen lassen, dass ein Team aus mindestens zwei Läufern bestehen muss“, so Karsten Schölermann und zeigte sich mehr als überrascht über die starke Leistung der beiden..  

Der letzte Startschuss des Tages bzw. des Abends fiel für die Halbmarathonläufer, die zuvor zumeist mit dem Shuttle-Schiff „Weiße Flotte“ an ihren Startpunkt an der Mautstelle in Krummendorf gebracht wurden.

Schon inmitten der ersten Männergruppe tauchte mit Simone Raatz die erklärte Favoritin bei den Frauen auf. Auch wenn sie nach 16 km den Kontakt abreißen lassen musste, der überlegene Sieg war niemals in Gefahr.

„Ich wusste nicht, wie schnell ich unterwegs war, denn ich laufe grundsätzlich ohne Uhr. Dass es letztlich zum Rekord gereicht hat, ist super. Die Strecke ist nicht einfach zu laufen, neben den ständigen Steigungen kam ein unangenehmer Wind hinzu, der einfach viele Körner kostete!“

Für die Karlsruherin im Trikot des ASC Darmstadt wurden final 1:20:38 Stunden gestoppt, gut dreißig Sekunden unter der bisherigen Rekordmarke von Beate Krecklow, die 2007 mit 1:21:13 die bisherige Höchstmarke fixierte. „Die Zeit enttäuscht mich etwas, denn ich wollte schneller laufen. Dann muss ich eben noch einmal wiederkommen….“, so die W40-Vize-Europameisterin über 10 km.

Die erstmals diese Distanz laufende Johanna Krüger aus Rostock wurde mit 1:27:23 Zweite vor Maiken Liß von den Tide Runneres Hamburg (1:31:04). Bei den Männern setzte sich in einem dichten Einlauf der Magdeburger Louis Hellmuth in 1:15:56 gegen den aus Bayreuth anreisenden Enrico Kuhn (1:16:08) und Markus Riemer (1:17:04) durch.

Der Sieger unterbrach übrigens seinen Urlaub in Lübeck, um „einmal rasch“ den Halbmarathonlauf in Rostock mitzulaufen. „Cooles Erlebnis. Es hat Spaß gemacht, in den Abend hineinzulaufen. Den Lauf kann ich nur empfehlen!“  

Empfehlen kann man durchaus auch die Aktivitäten von Sportsenator Steffen Bockhahn, der eine Wette in bemerkenswerten 1:48:55 Stunden im Halbmarathon-Wettbewerb gewann – und den Wetteinsatz von 1250 Euro der Jugendabteilung des 1. LAV Rostock spendete.

Mit rund 50 Helfern stellte der Rostocker Leichtathletik-Verein ein Großteil der Helfer und setzte auch hier ein Zeichen der Solidarität. „Die Marathonnacht entwickelt sich überaus sympathisch“, freut sich LAV-Chef Ralf Skopnik. „Wir sind hier kurzfristig mit vielen Vereinsmitgliedern, aber auch mit Familienangehörigen und Arbeitskollegen eingestiegen!“

Ein weiterer Pluspunkt für die Hansestadt, schließlich ist man hier gerade in der Bewerbungsphase für die Ausrichtung der Deutschen Jugendmeisterschaften 2018, just in dem Jahr, in dem Rostock zur 800-Jahr-Feier rüstet.

Eine stimmungsvolle Marathonnacht mit einer Rekordbeteiligung, (lauten) Rockbands auf der Bühne am Neuen Markt, mit langjährigen Sponsoren und neuen Partnern als Begleitung der Veranstaltung ist zu Ende. Apropos Begleiter.

Erstmals waren die „FahrradJäger“ an Bord, die im Hauptjob dem Fahrradklau in Rostock per neu entwickelter Technik einen Riegel vorschieben möchten und sich auf futuristischen Zweirädern die Läufer an der Spitze und am Schluss absicherten. Und möchten auch künftig die Marathonnacht mit innovativen Ideen bereichern.  

Wilfried Raatz
 

author: GRR

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