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05
10
2016

Im Zwielicht: Das Geld an Helmut Digel soll auch bar in Monte Carlo ausgezahlt worden sein. ©Uni Tübingen

Leichtathletik-Weltverband: Diack-Deal auch mit Digel? Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Der Kassensturz beim Leichtathletik-Weltverband IAAF hat Extrazahlungen während der Diack-Ära an Mitglieder verschiedener Komitees und Kommissionen zutage gefördert.

Demnach soll auch Helmut Digel zusätzlich zu Sitzungs- und Tagegeld über Jahre monatlich 3000 Dollar erhalten haben; der Soziologe und Sportwissenschaftler aus Tübingen war zwanzig Jahre lang Mitglied des Councils, des inneren Rates der IAAF, und acht Jahre lang Vizepräsident von Diack. Zudem leitete er die Marketing-Kommission und handelte Fernseh- und Sponsorverträge aus.

Für Nachfragen war Digel über das Wochenende nicht zu erreichen.

Die IAAF teilte dagegen mit, dass Präsident (Diack), Schatzmeister (Balachnitschev) sowie die sogenannten Regionalvertreter und die Vorsitzenden einiger Komitees und Kommissionen mit höheren Zulagen „für zusätzliche Arbeit über ihre normalen Pflichten hinaus“ bedacht worden seien.

Das Geld sei überwiesen oder am Verbandssitz Monte Carlo bar ausgezahlt worden.

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Gegen Diack ermittelt die französische Justiz seit einem Jahr wegen Korruption und Geldwäsche. Sie untersucht auch, ob es bei der Vergabe von Leichtathletik-Weltmeisterschaften Bestechung gab. Diack darf Frankreich nicht verlassen; Anklage ist noch nicht erhoben.

Der mächtige Sportfunktionär aus Senegal, einst auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, soll Doping-Fälle gegen hohe Zahlungen unterdrückt haben und dazu unter anderem den Verantwortlichen für die Doping-Bekämpfung in der IAAF, Gabriel Dollé, mit einigen hunderttausend Euro bestochen haben.

Die Ergebnisse unabhängiger Untersuchungen durch Wirtschaftsprüfer von Deloitte und Freshfields unter der Leitung von Paul Deighton sind noch nicht bekanntgeworden.

Deighton, ein ehemaliger Investmentbanker, war Geschäftsführer der Olympischen Spiele von London 2012 im Team von Sebastian Coe, der seit einem Jahr Präsident der IAAF ist. Der Verband unterliegt keiner Publikationspflicht.

Voraussichtlich werden bei der Vollversammlung der IAAF im Dezember die Vertreter der mehr als zweihundert Mitgliedsverbände informiert werden; der Weltverband soll von Grund auf reformiert werden.

Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 04.10.2016 

Michael Reinsch   

 

author: GRR

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