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18
10
2016

Vier Jahre Sperre für Johaug? Doping in Norwegen - wer sich erwischen lässt... ©KBL/Images: GEPA/Digitalsport/Marius Simensen

Vier Jahre Sperre für Johaug? Doping in Norwegen – wer sich erwischen lässt… Von Klaus Blume

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Seit Montagmorgen hat die Aufregung im Lande des Skisports fast jeden erfasst. Den Mann auf der Straße, den prominenten Politiker, den angesehenen Wissenschaftler, den umschwärmten Bestseller-Autor.

Denn es geht um den Ruf Norwegens als grundehrliche Vorzeige-Nation, allerorten und im Anti-Doping-Kampf in vorderster Front stehend. Das alles stellt der Finne Harri Sylväsalmi nun infrage.

Der frühere Generalsekretär der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) behauptet in der Osloer Zeitung „VG": „Norwegens Ski-Team befindet sich nach zwei positiven Drogen-Tests ihrer führenden Langläufer in einem grauen Bereich." 

Sylväsalmi, derzeit Chef des finnischen Zentrums für Sportethik, behauptet:

Es scheint, dass die Norweger in einem grauen Bereich arbeiten, und machmal geht es dabei auch über die Grenzen"

Sylvälsami bezieht sich dabei vor allem auf die Fälle der Skilangläufer Martin Jonsrud Sundby und Therese Johaug.

Sundby, Gesamt-Weltcupsieger 2016, wurde wegen zu hoher Konzentrationen des Asthma-Medikaments Salbutamol bis zum 11. September gesperrt. Also wegen einer Konzentration, die auch dem Muskelaufbau dient und als Doping einzustufen ist. Sundby wurde der Sieg im Gesamt-Weltcup und der Tour de Ski 2016 aberkannt.

Glaubt man Sylvälsami, so habe der Internationale Ski-Verband (FIS) gemeinsam mit der norwegischen Föderation den Fall Sundby zuvor bewusst verschleppt; wohlwissend, dass Sundby –  als vermeintlicher Asthmatiker – ein Medikament benutzt habe, das mit einer klaren Dopingwarnung deklariert ist. 

Sylvälsami: „Es war also eine Verletzung der Dopingregeln"

Johaug wiederum hatte eine vom inzwischen zurückgetretenen Teamarzt Fredrik Bendiksen im italienischen Livigno erstandene Sonnenschutzsalbe Trofodermin (10,50 Euro) benutzt, die nur in Italien und Brasilien verkauft werden darf. Sie enthielt ein schwaches anaboles Steroid zum Muskelaufbau, so, wie es einst in der DDR eingesetzt wurde.

Therese Johaug ist seitdem abgetaucht; am Höhentraining des norwegischen Nationalteams nimmt sie derzeit nicht teil.

Was es mit dieser Salbe auf sich hat?

In 23 von 27 vorhergegangenen Fällen wurde nach der Benutzung von der WADA mindestens ein Jahr Sperre verhängt; seit 2015 liegt der WADA-Ausgangspunkt jedoch bei vier Jahren Sperre oder sogar mehr. Zumal sich auch auf dieser Salbe ein klaren Aufdruck befindet, dass es sich um ein Dopingmittel handele.

Der ehemalige norwegische Rad-Profi Mads Kaggestad, der fuhr sieben Jahre lang für ein französisches Team, sagt: „Man muss schon blind sein, wenn man es nicht gesehen haben will."

Professor Vidar Hanstad, Chef des sportwissenschaftlichen Instituts Oslo, fordert für Johaug  nun „eine schwere Strafe", denn nur, wenn man besonders streng verfahre, könne Norwegen sein weltweites Ansehen im Anti-Doping-Kampf erhalten. Notfalls müsse Johaug eben in Kauf nehmen, ihre Karriere mit 28 Jahren urplötzlich zu beenden.

Anne Holt, ehedem norwegische Justizministerin und als Krimi-Schreiberin zur Bestseller-Autorin aufgestiegen, sagt zum Fall Johaug: „Wenn du erwischt wirst, bist du eben schuldig. Wie auch immer. Da ist es nicht möglich, frei gesprochen zu werden."

*Klaus Blume – freier Journalist – Hamburg   

https://www.laptopwerk.de/kolumnen/blume-unverblümt

KBL/Images: GEPA/Digitalsport/Marius Simensen

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klausblume@t-online.de

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