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2016

Der Wind wird wieder eisiger ©UKA Athletics

Der Wind wird wieder eisiger – DLV will bei der Cross-EM bevorzugt Medaillen sehen – LG Telis Finanz Regensburg

By GRR 0

Regensburg, 20. Oktober 2016 (orv) – Im Sommer haben die Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes der Medaillenhatz bei internationalen Wettbewerben noch abgeschworen.

„Die Medaillen-Zählerei war im deutschen Spitzensport über Jahrzehnte eine eigene Disziplin. In Zeiten der Doping-Enthüllungen wird sie immer fragwürdiger. Der Deutsche Leichtathletik-Verband legt schon länger keinen Wert mehr darauf – auch bei der EM in Amsterdam nicht“, schreibt die offizielle Fachplattform des DLV, leichtathletik.de,  noch im Juli.

Im selben Artikel kann man vom damaligen Sport-Direktor Thomas Kurschilgen folgende Aussage lesen: "Priorität muss nach meiner Ansicht haben, in interessanten Duellen und spannenden Wettkämpfen bei Meisterschaften sich bestmöglich zu platzieren.“

Den Verantwortlichen des Verbandes muss derzeit fast schon der Hals wehtun ob der vielen Kehrtwendungen ihrer Sicht der Dinge. Jedenfalls wird jetzt, wenn es um die Qualifikation für die Cross-EM geht, wieder die harte Linie gefahren.

Orth CrossDM KiefnerFoto

In den wieder einmal später als angekündigt erschienenen Nominierungsrichtlinien für die Europameisterschaften im tiefen Geläuf, die diesmal am 11. Dezember  im italienischen Chia stattfinden, steht unter anderem:

„Grundsätzlich will der DLV leistungsstarke Mannschaften bei der U23 (Jg. 1994 -1996) und bei der U20 (Jg. 1997 -2000) entsenden. Der Maßstab dafür ist eine realistische Chance auf eine Platzierung bei den Europameisterschaften im Cross zwischen Platz 1-5 bei der U23-/U20-Teamwertung. Bei den Männern und Frauen beabsichtigt der DLV die Entsendung der leistungsstärksten Athleten mit der Mindestzielstellung einer Platzierung unter den sechzehn besten Athleten in den Einzeldisziplinen.“

Da ist er wieder, der sehr gehobene Anspruch. Wer nach Chia will, muss schon vorne landen. Nichts anderes haben wohl alle vor, die überhaupt in die Qualifikationsrennen gehen. Dass dies nicht immer gelingen kann, liegt in der Natur der Dinge, weil eben genau dasselbe alle europäischen Spitzenathleten wollen, die in Chia antreten.

Allein, man vertraut deutschen Läuferinnen und Läufern von Seiten des Verbandes nicht so recht. Einmal ist keinmal.

Deswegen müssen alle trotz des extrem kurzen Vorbereitungszeitraums, den explizit die Olympiateilnehmer hatten, in zwei kurz hintereinander stattfindende Rennen ran.

Auch die, die schon längst ihre internationale Reifeprüfung abgelegt haben. Es könnte ja sein, dass der Erfolg in einem Rennen eher Zufall sei. Florian Orth und seine Teamkollegin Anja Scherl sind solche Athleten, die es ablehnen, vor dem entscheidenden Rennen in Tilburg in Darmstadt oder Pforzheim noch einmal Cross zu laufen, nur um zu zeigen, dass sie crosstauglich sind.

Florian Orth braucht dafür sicher keine Tauglichkeitsprüfung. Der EM-Siebte über 5.000m hat seine Qualitäten schon mehrmals bei Cross-Europameisterschaften erfolgreich gezeigt. 

Sein Regensburger Teamchef Kurt Ring sagt dazu: „Was soll das zweite Rennen für einen Sinn haben? Es verkürzt die Vorbereitungszeit und hat keinerlei Einfluss auf die Qualifikation, sofern man nicht die bloße Anwesenheit dazurechnet. Anstatt Athleten unter Druck zu setzen, sollten die Zuständigen rechtzeitig mit ihren Topathleten reden und die Kriterien dann zielgerichtet athletenfreundlich formulieren. Genügend Zeit seit den im Frühjahr abgelaufenen nationalen Titelkämpfen wäre gewesen.“

Ist es Unachtsamkeit oder vielleicht auch sogar Ignoranz gegenüber Deutschlands Läufern, dass man hier keinerlei Eile zeigt? Jedenfalls sind die erarbeiteten Kriterien fast eine Blaupause der letzten Jahre.

Die vorgenommenen Änderungen sollten keine Stunde an Bearbeitungszeit in Anspruch genommen haben.

Man wird den Eindruck nicht los, dass die Verantwortlichen beim DLV eher die Teilnahme bei den Crosslauf-Europameisterschaften verhindern wollen.

Unter 5.2.2.3 des Qualifikationsmodus für Frauen und Männer steht: „Der Vorschlag einer zu nominierenden Mannschaft durch den DLV-Cheftrainer kann in Abstimmung mit dem Leitenden DLV-Bundestrainer Lauf/Gehen im freien Ermessen anhand der Ergebnisse aus dem internationalen Crosslauf in Tilburg und den nationalen Crossläufen in Pforzheim und in Darmstadt erfolgen.“

Das Unterstreichen des Wortes „kann“ sagt derzeit Vieles aus über das Verhältnis der DLV-Sportführung mit seinen Läufern. Sie sind nicht erst seit der Revolte mit dem von 60 Athleten unterschriebenen Beschwerdebrief im 2014er Jahr aufmüpfig geworden. Sie beharren immer mehr auf Einhaltung ihrer Rechte, erneut gezeigt beim zähen Kampf hinter den Kulissen bezüglich der Senkung der Olympianormen 2016.

Eigentlich läge die Entspannung der Lage auf der Hand. Warum eigentlich müssen Deutschlands Top-Läufer zu einem Qualifikationsrennen ins Ausland reisen.

Der Darmstadt-Cross hat EAA-Status, genauso wie Tilburg (das hat der DLV wohl noch gar nicht mitbekommen!)

Das Entsenden von gesamten Mannschaften, auch in der Männer- und Frauenklasse wäre kein Unding. Der Wettkampf Mann gegen Mann als solcher, wie ihn Thomas Kurschilgen noch im Sommer in den Vordergrund geschoben hat, würde zum Tragen kommen, noch dazu in einer Disziplin, die keine Bestzeiten kennt , nur Platzierungen eine Rolle spielen.

Die Nachbarländer würden wohl mit ihren Teams sofort aufspringen, wie sie es seit Jahren im Nachwuchs schon tun.

In Darmstadt soll heute eine Sitzung in Sachen Cross stattfinden. Mal sehen, was herauskommt.

Quelle: LG Telis Finanz Regensburg

LG Telis Finanz Regensburg

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