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2011 IAAF World Outdoor Championships Daegu, South Korea August 27-September 5, 2011 Photo: Jiro Mochizuki@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Kommentar – Der Gold-Schwund des Usain Bolt – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Usain Bolt verliert wegen Dopings den dritten seiner neun Olympiasiege. Der Superstar der Leichtathletik muss die Goldmedaille zurückgeben, die er 2008 in Peking mit der jamaikanischen Staffel in der damaligen Weltrekordzeit von 37,10 Sekunden gewann.

 
Doch nicht, weil er gedopt gewesen wäre. Nesta Carter war’s, der Startläufer, der auch beim Olympiasieg von London 2012 (und dem immer noch gültigen Staffel-Weltrekord von 36,84 Sekunden) sowie beim Gewinn der Weltmeisterschaften 2011, 2013 und 2015 das Quartett von der Insel in Schwung brachte.

Im vergangenen Jahr fand sich, als seine seit acht Jahren eingefrorene Probe wieder analysiert wurde, eine Spur des im Spitzensport verbotenen Methylhexanamin darin – einem Amphetamin, das früher in Schnupfenmittel verwendet wurde und in Amerika gern sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln beigemischt wurde, die das Krafttraining forcieren sollen. „Kein Problem für mich“, sagte Bolt, als er damals von der Aussicht erfuhr, dass deshalb die Staffel disqualifiziert werden würde. „Sachen passieren im Leben.“

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Was am Mittwoch passierte: Mit der Disqualifikation der Jamaikaner hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) Trinidad & Tobago zum neuen Olympiasieger von 2008 gemacht und die deutsche Staffel auf Platz vier rücken lassen. Glückwunsch an Tobias Unger, Till Helmke, Alexander Kosenkow und Martin Keller. Was Bolt angeht: Seinem historischen triple treble, dem dreifachen Dreifach-Olympiasieg über 100 und 200 Meter sowie in der Staffel, fehlt nun ein Neuntel.

Das wird vermutlich noch weniger ins Gewicht fallen als das Fehlen der Goldmedaille für den 100-Meter-Lauf der Weltmeisterschaft von 2011; Bolt ruinierte mit einem Fehlstart das mögliche Vierfach-Triple mit Siegesserien in Berlin, Daegu, Moskau und Peking. Aber was heißt ruiniert? Jeder weiß, und daran wird sich nichts ändern, dass Bolt in seiner Ära der schnellste Mann der Welt war und, wenn es drauf ankam, unschlagbar.

Bolt ist „the last man standing“.

Seit Carter überführt wurde, ist er der einzige der sieben Sprinter, die je 9,80 Sekunden unterboten haben, der niemals ernsthaft des Dopings bezichtigt oder gar überführt wurde. Die Amerikaner Gay und Gatlin, die Jamaikaner Blake und Powell wurden alle schon gesperrt, der Amerikaner Greene entpuppte sich bei den Ermittlungen zum Balco-Skandal als Kunde des Labors, das die besten amerikanischen Leichtathleten mit Designer-Doping versorgte.

Mal was anderes als Staats-Doping und manipulierende Russen. Aber nicht wirklich eine gute Nachricht.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mittwoch, dem 25. Januar 2017

Michael Reinsch  

 

author: GRR

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