Kevin Kamenschak bei der Crosslauf-EM 2025 mit nur einem Schuh. © - Foto: ÖLV / Erik van Leeuwen
ÖLV – Kein Glück für ÖLV-Team bei der Crosslauf-EM 2025 in Lagoa
Das ÖLV-Nationalteam hatte bei den Crosslauf-Europameisterschaften in Lagoa am Sonntag das Glück nicht auf seiner Seite. Besonders hart traf es Staatsmeister Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) in der Anfangsphase seines U23-Rennens.
Er musste die Hälfte der Wettkampfdistanz mit nur einem Schuh bewältigen – ein schmerzhafter und nicht wettzumachender Nachteil. Auch Tabea Schmid (ULC Riverside Mödling) konnte ihre im Vorfeld gute Form im U20-Rennen der Mädchen nicht in ein entsprechendes Wettkampfergebnis umwandeln.
Die 19-Jährige wurde von einer Verkühlung ausgebremst. Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling) beendete den Wettkampf der Allgemeinen Klasse auf Platz 63, Nicole Bauer (ULC Riverside Mödling) belegte in der Altersklasse U23 Rang 54.
Doppeltes Pech für Kevin Kamenschak
Für Kevin Kamenschak war der 5.960 Meter lange Wettkampf der Altersklasse U23 bei den Crosslauf-Europameisterschaften 2025 bald nach dem Start eigentlich schon wieder vorbei. Im typischen Getümmel einer Anfangsphase eines Crosslauf-EM-Rennens bekam er gleich zwei Ellbogen von Kontrahenten am eigenen Leib zu spüren. Dann, nach rund 300 Metern, als die Strecke sich verengte, wurde der Österreicher in die Streckenbegrenzung gedrängt, blieb mit dem Arm hängen und prallte unsanft zu Boden.
Voller Adrenalin rappelte er sich auf, versuchte sich gleich wieder gut ins Rennen zu beißen und sich mit ein paar Positionsverbesserungen zu motivieren, was angesichts der dichten Kurvenpassagen eine besondere Herausforderung war. Bei einem Überholmanöver stieg ihm ein Kontrahent auf die Ferse und Kamenschaks linker Spikeschuh löste sich von seinem Fuß. „Es ist alles voll schnell gegangen“, schilderte er. „In diesem Moment habe ich mit meinem Rennen gedanklich abgeschlossen.“ Seine Enttäuschung war enorm.
Mit großen Schmerzen
Der 21-Jährige entschied sich in der Sekunde, den Wettkampf mit nur einem Schuh fortzusetzen. „Ich habe noch nie ein Rennen aufgegeben und das wollte ich beibehalten“, erklärte er. Ohne Schuh kämpfte er natürlich mit stumpfen Waffen, bei jedem Schritt fehlte ihm im Vergleich zu all seinen Konkurrenten der Halt und der notwendige Komfort. Folgerichtig agierte der Oberösterreicher weit unter seinen Möglichkeiten, das Rennen war für ihn enorm kraftraubend und schmerzhaft.
„Es ging mir nur mehr darum, das Rennen zu Ende zu laufen. Es hat so weh getan, vor allem bergab waren die Schmerzen groß. Es hat sich angefühlt, als würde ich barfuß über Legosteine spazieren.“ Gerade als Gedanken, das Rennen doch vorzeitig zu beenden, aufgrund der Schmerzen zu Rennmitte intensiver wurden, entdeckte er beim Vorbeilaufen seinen linken Schuh, stoppte am Streckenrand und zog ihn wieder an. Der Wettkampf war freilich nicht mehr zu retten.
Das statistische Resultat: Position 65 unter 74 Finishern in einer Zeit von 19:47 Minuten. Es liegt weit unterhalb der Erwartungshaltung des letztjährigen EM-Achten in der Altersklasse U23. Vor Freude strahlten andere: Nicholas Griggs aus Irland feierte in einer Zeit von 17:47 Minuten den Titel mit klarem Vorsprung auf die beiden Franzosen Aurélien Radja und Pierre Boudy.
Tabea Schmid von Erkältung ausgebremst
Auch Tabea Schmid war in Lagoa nicht von Glück verfolgt. Sie kam mit einer Erkältung an der Algarve an. Sie versuchte, mit viel Ruhe und Schlaf sich so viele verfügbare Kräfte wie möglich für den Wettkampf zu konservieren, trat aber nicht mit 100% ihrer Energie an. Trotzdem ging sie couragiert ins 4.450 Meter lange Rennen der Juniorinnen und hielt sich an ihr Vorhaben, sich gleich in der Anfangsphase im 96 Läuferinnen umfassenden Feld taktisch gut zu positionieren. In ihrem letzten internationalen Rennen in der Altersklasse U20 lief die 19-Jährige zwei Runden lang konstant zwischen den Positionen 25 und 30.
Doch in der dritten und letzten Runde spürte Schmid die Folgen der Verkühlung. „Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen und bin gut in den Wettkampf gekommen. Bei einem Anstieg in der letzten Runde war dann aber der Ofen aus und ich musste einige Kontrahentinnen ziehen lassen“, erzählte sie nach dem Rennen. Mit einer Zeit von 16:07 Minuten erreichte sie letztendlich den 51. Platz und lag in diesem dichten, großen Mittelfeld des Wettkampfs nur gut eine halbe Minute hinter einem Top-Ten-Platz. Dennoch gewann sie der EM-Teilnahme viel Positives ab: „Es war ein richtig cooles Erlebnis und ein durch die vielen Kurven und das ständige Auf und Ab extrem interessantes Rennen.“
Überlegene Goldmedaillengewinnerin in der Juniorinnenklasse wurde die Britin Innes FitzGerald. Die 19-jährige WM-Teilnehmerin von Tokio 2025 im 5.000m-Lauf holte diesen Titel bereits zum dritten Mal in Folge, dabei distanzierte sie die weiteren Medaillengewinnerinnen Lucie Paturel aus Frankreich und Emma Hickey aus Irland um über eine halbe Minute. Neuer Junioren-Europameister im Crosslauf ist Willem Renders aus Belgien.
Harter Kampf für Tobler
Als chronologisch Letzter des vierköpfigen ÖLV-Teams ging Marcel Tobler, Österreichischer Crosslauf-Meister auf der Kurzstrecke, in den spannenden Wettkampf der Männer. Dieser entschied sich nach 7.470 Metern in einem faszinierenden Duell zwischen Thierry Ndikumwenayo und 10.000m-Weltmeister Jimmy Gressier zugunsten des Spaniers. Der 24-jährige Tobler warf sich zu Beginn mutig ins Geschehen und lief in der Anfangsphase des Rennens auf der fünften Position. Damit hielt er sich in der Startrunde aus nervenaufreibenden Positionskämpfen im vorderen Mittelfeld heraus und ging als 19. in die zweite von fünf Runden. „Ich war selbst überrascht, wie weit vorne ich mich einsortieren konnte. Die ganze erste Runde hat sich alles sehr gut und sehr kontrolliert angefühlt“, erzählte Tobler nach dem Rennen.
Das Gefühl jedoch täuschte und änderte sich ab der zweiten Runde schlagartig ins Gegenteil. „Die Oberschenkel haben sich kraftlos angefühlt. Jede Kurve, jeder Anstieg kostete viel Energie. Es war ab diesem Zeitpunkt ein einziger Kampf bis ins Ziel.“ Position für Position wurde der Österreicher zurückgereicht und lief als 63. in einer Zeit von 24:16 Minuten über die Ziellinie. Erklärung für den Leistungsabfall hatte er direkt nach der Zielankunft keine. „Ich wollte eine bessere Leistung zeigen und bin grundsätzlich besser drauf. Aber heute hat es nicht sein sollen.“
Hartes Rennen für Nicole Bauer
Nicole Bauer ging im 5.960 Meter langen U23-Rennen der Frauen an den Start und beendete dieses in einer Zeit von 22:19 Minuten auf Rang 54. Wie sie bereits im Vorfeld befürchtet hatte, entsprachen die Herausforderungen dieser Strecke nicht ihren Stärken. „Es war ein sehr anspruchsvolles Rennen für mich. Ich war von Beginn an mitten im Gerangel um die Positionen. Diese vielen Rhythmuswechsel liegen mir nicht so und waren extrem kraftraubend. Die letzten beiden Runden waren ziemlich hart, ich bin froh, wie ich mich ins Ziel gekämpft habe“, lautete das Fazit der Niederösterreicherin.
Gold in der Altersklasse U23 ging an Maria Forero aus Spanien vor Ilona Mononen aus Finnland und Pia Schlattmann aus Deutschland. In der Allgemeinen Klasse der Frauen konnte die Italienerin Nadia Battocletti ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Sie setzte sich nach 7.470 Metern in einer Zeit von 24:52 Minuten klar vor der Britin Megan Keith und der Türkin Yasemin Can durch.
Traumhafter Crosslauf-Tag an der Algarve
Die Crosslauf-Europameisterschaften 2025 gingen in der portugiesischen Kleinstadt Lagoa an der Algarve über die Bühne. Herrlicher Sonnenschein und Temperaturen, die bereits am frühen Vormittag deutlich im zweistelligen Plusbereich lagen, gönnten nicht nur den Teilnehmerinnen und Teilnehmern optimale Voraussetzungen, sondern lockten auch viele Zuschauer*innen in den Stadtpark.
Der sehr verwinkelte und daher mit vielen Kurven ausgestattete und leicht hügelige Kurs sorgte für interessante Rennverläufe. Dank des guten Wetters blieb der erdige Boden den ganzen Tag über hart und war daher bis zum Schluss sehr gut und schnell zu belaufen.
Alle Ergebnisse der Crosslauf-EM 2025
Fotos: © ÖLV / Erik van Leeuwen –
ÖLV – Thomas Kofler
EN