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Karl Eyerkaufer (lks.) und Dr. Thomas Wessinghage - Foto: Wilfried Raatz
Meilensteine der Mittelstrecke: Karl Eyerkaufer wird mit dem GRR-Award für das Lebenswerk ausgezeichnet – und trifft am Rande der GRR-Jahrestagung auf seinen Rekordnachfolger Thomas Wessinghage – Wilfried Raatz berichtet
Bei der Lauf-Gala, die German Road Races (GRR) e.V. zusammen mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und dem Online-Portal laufen.de, zum Auftakt der GRR-Jahrestagung in Bremen durchführte, wurde mit Karl Eyerkaufer ein früherer deutscher 1500 m-Rekordhalter geehrt.
Doch den bis heute äußerst umtriebigen Macher alleine auf seine sportliche Karriere als 1500 m-Läufer zu reduzieren, das würde partout nicht greifen.
Als exzellenter Mittelstreckler der frühen sechziger Jahre mit fünf (west-)deutschen Meistertiteln, Platz drei der Universiade in Porto Alegre (Brasilien/1962), Platz vier bei der Hallen-EM (1966) zählte er zur internationalen Spitze seiner Generation und mit 18 Länderkämpfen ein ausgesprochenes Ass der Szene.
Seine auf einer herkömmlichen Aschenbahn 1961 beim Länderkampf gegen Italien in Rom erzielten 3:41,8 Minuten bedeuteten bis 1976 deutschen Rekord für den Bereich des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), ehe Thomas Wessinghage diesen auf 3:36.1 Minuten verbesserte.
Die unbedingte Leistungsbereitschaft durch unermüdliches Training setzte er konsequent im beruflichen Leben fort: Puma-Sportschuhrepräsentant, mit 35 Jahren Leiter eines Gymnasiums, Mitglied des Hessischen Landtags, 20 Jahre Landrat des Main-Kinzig-Kreises, dem größten Landkreis in Hessen. Seine Sportreisen zu vielen (sportlichen) Begegnungen auf allen Kontinenten prägten sein soziales Engagement für diejenigen, die wie bei seinen Visiten in den Armenvierteln in Bombayk in Kalkutta, in Afrika, den Favelas von Rio de Janeiro, Sao Paulo und anderswo hautnah erlebt, die „nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“ (so Karl Eyerkaufer in einem Beitrag).
So gingen in unzähligen Hilfsaktionen, die Karl Eyerkaufer eingeleitet hatte, über 5 Millionen Spendengelder an die durch den Tsunami in Südostasien betroffenen Menschen. „Über 400 Häuser wurden errichtet, dazu 13 Kindergärten, 15 Schulgebäude, eine Frauenklinik, ein Altenheim, eine Zahnklinik, Kinder und Jugendliche in 5 Waisenhäusern die notwendige Verpflegung…“ zitieren wir sehr gerne den GRR-Award-Preisträger, um die Dimension der Hilfsleistungen zu verdeutlichen.
Seit der Gründung 1989 engagierte sich Karl Eyerkaufer zudem auch in der Stiftung Kinderzukunft und ist heute noch Beiratsvorsitzender. „Fast jedes Jahr besuche ich unsere Hilfsprojekte in Guatemala, in Bosnien-Herzegowina und Rumänien. Neuerdings haben wir auch in Südasien und Afrika Kinderhilfsprojekte“. Und betont eher beiläufig, dass er bei seinen ehrenamtlichen Aktivitäten in seinem „dritten Leben“ alle Reise-, Hotel- und Aufenthaltskosten bei Besuchen der Projekte getreu seinem Motto „Jeder Spendeneuro muss 1:1 ankommen“ selbst trägt.
Spektakulär übrigens seine „Fluchthilfe“ für den 1000 m-Weltrekordler Jürgen May im umgebauten Kofferraum eines Autos aus der DDR über Ungarn in die BRD. Und der Kreis zurück zu seinen Aktivitäten im sportlichen Umfeld schließt sich als Mitglied im Kuratorium des „Leichtathletik Fördervereins Hessen“, übrigens mit anderen Heroen früherer Tage wie Gerhard Hennige, Hans Baumgartner, Edgar Itt, Franz-Josef Kemper und Michael Lederer.
Am Rande der Samstagmorgen-Session traf Karl Eyerkaufer übrigens auch seinen Nachfolger als 1500 m-Rekordhalter, nämlich Thomas Wessinghage, der 1976 den Hanauer als schnellsten 1500 m-Läufer Westdeutschlands ablöste. Der Sportmediziner hielt übrigens die deutsche Bestmarke von 3:31,58 Minuten, die er Ende August 1980 beim legendären „Internationen“ im Koblenzer Oberwerth aufstellte, fast 45 Jahre bis zum Sommer dieses Jahres, als Robert Farken die Bestmarke auf 3:30,80 verbessern konnte.
Auch wenn die Zeit knapp bemessen war, ein kleiner Plausch unter den Cracks von ganz früher, die für Meilensteine auf der deutschen Mittelstrecke sorgten, war auf jeden Fall möglich.
Auch das Foto mit Seltenheitswert von Karl Eyerkaufer und Dr. Thomas Wessinghage.
Wilfried Raatz
