Blog
15
12
2025

Die Top 3 der U23-Juniorinnen - Foto: European Athletics - EAA

Überragend: Nadia Battocletti und Innes FitzGerald in Lagoa 2025 – Dramatisches Finale bei den Männern zwischen Thierry Ndikumwenayo und Jimmy Gressier – Deutsche U23-Girls glänzen mit Silber und Bronze – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Mit Nadia Battocletti und Innes FitzGerald krönten zwei Ausnahmeläuferinnen die SPAR European Cross Country Championships im schmucken Parkgelände von Lagoa an der portugiesischen Algarveküste.

Beide setzten sich mit frappierender Leichtigkeit gegen die gewiss nicht schwache Konkurrenz durch führten ihre Cross-Erfolgsstories mit zwei (Nadia) bzw. drei (Innes) Titeln in Folge eindrucksvoll fort. Dagegen musste sich 10.000 m-Weltmeister Jimmy Gressier gegen einen ausgebufften spanischen Taktiker namens Thierry Ndikumwenayo im finalen Spurt geschlagen geben.

Für das mit 28 Athleten angetretene deutsche Team gab es vor allem die herausragenden Leistungen der U23-Juniorinnen mit der Bronze-Medaillengewinnerin Pia Schlattmann und dem Team mit zudem Lisa Merkel und Kira Weis, die bei Punktgleichheit von 21 Punkten hinter Frankreich Silber gewannen, zu feiern. Dagegen stürzte Medaillenkandidatin Julia Ehrle im U20-Rennen mit einer verfehlten Taktik bis auf Rang zehn ab.

Beginnen wir unseren Report der sieben Wettbewerbe mit dem letztlich zu erwartenden starken Auftritt der U23-Juniorinnen. Mit einer starken zweiten Hälfte triumphierte mit Maria Forero die spanische U23-Europameisterin über 5000 m und letztjährige Cross-EM-Zweite gegen die ebenfalls bei der Bahn-EM im norwegischen Bergen erfolgreichen Finnin Ilona Mononen (3000 m Hindernis). Dahinter rückten mit Pia Schattmann und Lisa Merkel zwei deutsche Läuferinnen mehr und mehr ins Blickfeld, nachdem die zunächst große Spitzengruppe auseinanderfiel, zudem war die spanische Mitfavoritin Marta Serrano vorzeitig ausgeschieden war.

Und Pia holte sich nach dem eher undankbaren vierten Platz im Vorjahr die ersehnte Medaille, musste allerdings bis zur Ziellinie gegen ihre Teamkollegin Lisa Merkel kämpfen, die nach eher defensivem Beginn immer besser ins Rennen gefunden hatte und zur Spitzengruppe aufgeschlossen hatte. Beide trennten letztlich zwei Sekunden mit dem besseren Ende für Pia. Auf der 6 km langen Distanz machte im Schlussteil auch Kira Weis mächtig Boden gut und sorgte als Vierzehnte für den zu erwartenden Teamerfolg mit der Silbermedaille. Gut schlug sich auch Nele Heymann als 23.

„Wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren“, wischte Pia Schlattmann mögliche Kritik zur Seite angesichts der Punktgleichheit mit den Französinnen, da Pia, Lisa und Kira mit der auf Position neun platzierten dritten französischen Läuferin Nelie Clement das protokollarische Nachsehen hatten. „Ich bin total zufrieden, dass meine Taktik aufgegangen ist“, freute sich die für die LG Brillux Münster startende Studentin über ihren Medaillengewinn hinter den beiden Topläuferinnen. „Ich hatte am Ende etwas mehr Kraft als Lisa, das gab wohl dann auch den Ausschlag“. Für die siegessicheren Spanierinnen gab es nach dem Ausfall von Marta Serrano Bronze mit 25 Punkten.

Zu Beginn der Titelkämpfe im neu angelegten Parque Urbane musste Julia Ehrle im Wettbewerb der U20 über 4500 m erkennen, dass ihre gewählte Taktik mit einem furiosen Auftakt gegen die klare Favoritin Innes FitzGerald die falsche Vorgehensweise im Kampf um die Medaillen war. Einzig die zuvor schon 2023 und 2024 siegreiche Britin konnte dem hohen Tempo der 18jährigen Allroundläuferin der LG farbtex Nordschwarzwald folgen. Während Julia nach der 1000 m-Marke schon die Kräfte schwanden, zog Innes bei gleichbleibend hohem Tempo unwiderstehlich auf und davon und legte zudem auch den Grundstock für den insgesamt 19. Titel des britischen U20-Nachwuchses. Die U20-5000 m-Europarekordlerin hatte mehr als eine halbe Minute Vorsprung auf die Französin Lucie Paturel und die Irin Emma Hickey. Julia Ehrle, im Vorjahr in Antalya noch hauchdünn an Bronze gescheitert, blieb unter dem Strich als Zehnte das bislang schwächste Ergebnis in der großartigen Erfolgsbilanz, die im Sommer mit dem Gewinn der Berglauf-Weltmeisterschaft in spanischen Canfranc einen absoluten Höhepunkt hatte.

Mit Emily Junginger (18.) und Lera Miller (32.) gab es für das deutsche U20-Trio im dicht gestaffelten Mittelfeld lediglich Rang fünf mit 60 Punkten. Hinter Großbritannien (33) folgten Spanien (38) und Schweden (44) auf den Medaillenplätzen.

Und damit sind wir bei der Top-Favoritin Nadia Battocletti. Die Italienerin, übrigens die erste Läuferin, die bei europäischen Cross-Titelkämpfen nach Siegen in den Nachwuchskategorien U20 und U23 auch die Meisterschaft bei den „Aktiven“ gewinnen konnte, überließ zunächst Megan Keith und der viermaligen Cross-Europameisterin Yasemin Can das Kommando, um in der zweiten Streckenhälfte der über 7,5 km führenden Distanz mit einer resoluten Tempoverschärfung ihren in Antalya gewonnenen Titel erfolgreich zu verteidigen. In typisch britischer Manier kämpfte Megan Keith die für die Türkei startende Yasemin Can nieder, die wie im Vorjahr die Bronzemedaille gewann. Keineswegs überraschend gewann Belgien mit Jana van Lent (4.), Lisa Rooms (5.) und Cloé Herbiet (7.) in souveräner Manier den Mannschaftstitel (16) vor Großbritannien (39), Frankreich (42) und Italien (43), das trotz der überragenden Nadia Battocletti ohne Medaille blieb. Wie auch bei den Männern war der DLV mit nur zwei Startern angereist.

Und das Abschneiden der deutschen Läuferinnen?

Die in Darmstadt als Doppelmeisterin überzeugende Elena Burkard nutzte ihre glänzende Form zu einer weiteren Top-Acht-Platzierung bei Crosslauf-Europameisterschaften. Im starken Spitzenfeld hielt sie bravourös lange Zeit Kontakt, Nach Platz fünf (2017) und sechs (2018) wurde die 33jährige der LG farbtex Nordschwarzwald diesmal Achte. Die noch in Darmstadt erst im Spurt unterlegene Eva Diederich konnte das Rennen nicht beenden.

Wie schon im weiblichen Bereich setzte auch der männliche Nachwuchs des Deutschen Leichtathletik-Verbandes die Akzente, wenngleich man hinter den Medaillenrängen doch deutlich zurück lag.

Pech hatte dabei allerdings David Scheller, der im dichten Pulk stürzte, aber dennoch seine gute Ausgangsposition wahrte. Der 19jährige Mittelstreckler der LG Main-Spessart verpasste als Elter die Top 10 knapp. Europameister wurde der Belgier Willem Renders, der nach langer Führungsarbeit vom Spanier Oscar Gaitan überholt wurde, aber letztlich doch noch erfolgreich kontern konnte. Keine Rolle spielte in diesem U20-Wettbewerb der norwegische 3:30-Minunten-Läufer Håkon Moe Berg, der vorzeitig ausgeschieden war. Das deutsche Team mit zudem Lew Teuber und Christopher Dahlmeyer landete abgeschlagen als Neunter.

Auch wenn das U23-Team das anfängliche „Zwischenhoch“ nicht halten konnte, durften Robin Müller, Kurt Lauer und Jakob Dieterich mit Rang fünf und 71 Punkten durchaus zufrieden sein, auch wenn die Medaillenränge durch Irland (19), Frankreich (33) und Spanien (43) doch deutlich voraus lagen. Robin Müller schlug sich in seinem ersten Cross-Start in einer dichten Verfolgergruppe gut und schaffte Rang 12. Kurt Lauer belegte wenig später Rang 19.

Die Goldmedaille sicherte sich mit einem souveränen Tempolauf Nicholas Griggs. Der Ire konnte im letzten Renndrittel den Franzosen Aurelien Radja deutlich distanzieren. Dessen Landsmann Pierre Boudy wurde Dritter. Titelverteidiger Will Barnicoat verpasste nach zwei Titeln in Folge als Vierzehnter den Gold-Hattrick.

Die Entscheidung um den Titel im Männerrennen über ebenfalls 7500 m fiel erst auf den letzten 100 Metern. 10.000-Meter-Weltmeister Jimmy Gressier und Thierry Ndikumwenayo duellierten sich in der Schlussrunde, wobei der aus Burundi stammende Spanier, der seit 2023 für seine neue Heimat startberechtigt ist, durch besondere taktische Manöver auffiel. Schulter an Schulter bogen sie in die Zielgeraden ein, durch einen Stolperer von Jimmy Gressier war das Rennen jedoch jäh entschieden. Das Rennen um Bronze entschied der für die Schweiz startberechtigte Dominic Lobalu im Fotofinish vor dem zeitgleichen Briten Scott Beattie für sich. Die Team-Medaillen sicherten sich Spanien vor Irland und Frankreich. Wie bereits genannt nominierte der DLV kein Männerteam.

Das deutsche Duo Markus Görger und Nick Jäger kamen leider nur im Mittelfeld ein. Vor allem der als Frontläufer stets zu überzeugende Markus Görger, der in Darmstadt seinen dritten Langstreckentitel in Folge gewann, kam nicht recht in Tritt, war zwischenzeitlich nahe der Top 30, büsste diese starke Platzierung gegen Ende allerdings wieder ein und musste mit Rang 34 zufrieden sein. Platz 39 gab es für Nick Jäger.

Für die deutsche Mixed-Staffel gab es gegen starke Konkurrenz lediglich Rang neun. In der Besetzung Verena Meisl, Jens Mergenthaler, Vera Coutellier und Marvin Heinrich verpasste man frühzeitig den Anschluss an die starken Staffeln.

Unter dem Beifall der heimischen Fans gelang dem portugiesischen 1500 m-Weltmeister Isaac Nader eine rasante Aufholjagd, die letztlich die Silbermedaille bedeutete, am Sieg für Titelverteidiger Italien gab es allerdings nichts zu rütteln.

Wilfried Raatz

Vielfalt auf Schnee – Mit frischen Ideen und viel Erfahrung sorgt der Swiss Snow Walk & Run in Arosa am 10. Januar für den imposanten Start in das Laufjahr 2026. – Wilfried Raatz berichtet

Wenn ein(e) Reh zum Hasen wird – Alina Reh zeigt sich auf dem Hockenheimring wieder wie gewohnt als Frontläufern, unterliegt allerdings im Spurt gegen eine gut aufgelegte Domenika Mayer. Wilfried Raatz berichtet

 

 

author: GRR