Manfred von Richthofen - Foto: DSB
75 Jahre Deutscher Sportbund (DSB): Würdigung von Persönlichkeiten, die den DSB geprägt haben (Teil 2: Von Dieter Graf von Landsberg Velen bis Norbert Wolf) – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Dieter Graf von Landsberg-Velen
Maximilian Dietrich Graf von Landsberg-Velen und Gemen (kurz: Dieter Graf Landsberg-Velen) wurde im Jahre 1974 zum Vize-Präsidenten des DSB gewählt, nachdem er bereits ein Jahr zuvor in das Präsidium des damaligen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) gewählt worden war.
Dem DSB-Präsidium gehörte er bis einschließlich der ersten Legislaturperiode nach der Wiedervereinigung bis zum Jahre 1994 an. Danach wurde er zum Ehrenmitglied des DSB ernannt. Parallel gehörte Dieter Graf Landsberg-Velen weiterhin dem NOK bis 2001 an, wo er 1993 zum Vize-Präsidenten berufen wurde. Hier leitete er u.a. die Kommission für Rechts- und Satzungsfragen.
Seine sportliche Leidenschaft galt dem Reitsport: Schon im Jahre 1948 startete er als Vorsitzender des Balver Reitervereins ein Turnier, das in der Folgezeit als „Balve Optimum“ auch überregional reüssierte. Bis 2007 war der „Reit-Graf“, wie er im Fach- und Freundeskreis kameradschaftlich gerufen wurde, dabei der „Reit-Chef“. Wie kein anderer Funktionär hat Graf Landsberg-Velen den deutschen Reitsport über viele Jahrzehnte geprägt, ihm zeitgemäße Strukturen verliehen und damit nicht zuletzt die besten Voraussetzungen für große sportliche Erfolge geschaffen: Als Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung über drei Jahrzehnte (von1968 bis 2001) und späterer Ehrenpräsident war Dieter Graf Landsberg-Velen die Stimme und das Gesicht des Reitsports in Deutschland mit internationaler Ausstrahlung. Dabei dürfen seine Tätigkeiten als Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei und als Vizepräsident der europäischen Reitervereinigung FEI in über 20 Jahren nicht vergessen werden.
Das ehrenamtliche Engagement von Graf Landsberg-Velen war lebenszeitumspannend und galt nicht nur dem Sport, sondern betraf z.B. auch den karitativen Bereich: Landsberg-Velen gehörte seit 1950 dem Malteserorden an. Hier war er von 1957 bis 1980 zuerst Leiter und danach bis 1992 der erste gewählte Präsident des deutschen Malteser Hilfsdienstes mit Sitz in Köln. In seiner Amtszeit stiegen die Mitgliederzahlen von 1.800 auf über 600.000 an. Der Graf war über drei Jahrzehnte u.a. an der Organisation von Auslandseinsätzen (in Ungarn und Vietnam) beteiligt. Nach dem Ende seiner Präsidentschaft wurde Graf Landsberg-Velen zum Ehrenpräsidenten des Malteser Hilfsdienstes ernannt.
Eine charismatische Mischung aus Autorität und gelebter Menschlichkeit wurde dem Juristen Graf Landsberg-Velen zu Lebzeiten nicht nur in Sportkreisen zugeschrieben: „Sein übergeordnetes Ziel ist, die Welt besser und lebenswerter zu gestalten. Den Akzent setzt er dabei im sportlichen und sozialen Bereich“ – mit diesen Worten hatte ihm 1994 der damalige DSB-Präsident Hans Hansen (1926-2007) anlässlich der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern der Bundesrepublik Deutschland gratuliert und damit auch zu erkennen gegeben, dass der „Reit-Graf“ in allen Sätteln des Lebens stets bestrebt ist, höchsten Ansprüchen gerecht zu werden. Der DSB konnte mit Stolz und in Dankbarkeit auf den unermüdlichen Einsatz des Grafen zurückblicken, dessen Wirken auch im Stillen für Resonanz und Weitsicht sorgte.
Im Jahre 1998 wurde Graf Landsberg-Velen für seine internationalen Verdienste mit dem Olympischen Orden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ausgezeichnet. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ehrte ihn 2007 mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold mit Brillanten. Bei der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes im Mai 2006 in der Frankfurter Paulskirche wurde Dieter Graf Landsberg-Velen in Anerkennung seiner außergewöhnlichen Verdienste im DSB und NOK gemeinsam mit Ulrich Feldhoff (1938-2013) zu einem der beiden (ersten) DOSB-Ehrenmitglieder ernannt.
Als Graf Landsberg-Velen 2012 im Alter von 86 Jahren starb, schrieb Thomas Bach, damals (erster) Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vize-Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): „Graf Landsberg-Velen hat den deutschen Sport über viele Jahrzehnte mitgestaltet und sich große Verdienste um NOK, DSB und die Deutsche Reiterliche Vereinigung erworben, zuletzt bei der Fusion von NOK und DSB im Jahr 2006, die von ihm maßgeblich unterstützt und mitgestaltet worden ist.“
Dieter Graf Landsberg-Velen wurde am 17. Dezember 1925 auf Schloss Wocklum bei Balve im Regierungsbezirk Arnsberg geboren und starb am 15. April 2012 in Hamm.
Friedrich Mevert
Friedrich („Fritz“) Mevert hat sich mit seinem jahrzehntelangen und vielschichtigen Schaffen einen Namen gemacht als ein wichtiger „Initiator und Chronist des deutschen Sports“. Seine berufliche Laufbahn im organisierten Sport begann Fritz Mevert im November 1962 in Frankfurt als hauptamtlicher Geschäftsführer der Deutschen Sportjugend (dsj) im DSB; er war ab November 1974 gleichzeitig stellvertretender Generalsekretär des DSB, bevor er danach fast zwei Jahrzehnte in seiner niedersächsischen Heimat als Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Niedersachsen in Hannover wirkte. Von 1998 bis 2001 fungierte Mevert als Sportreferent im Niedersächsischen Innenministerium und war dort u.a. zuständig für die Beiträge des Sports bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.
So ganz nebenbei ist Fritz Mevert zusätzlich zu seinen hauptberuflichen Verpflichtungen als ehrenamtlicher „Permanent-Schreiberling“ seit seiner Zugehörigkeit zum DSB in Erscheinung getreten: Mevert hat über 50 Jahre lang die verschiedensten Ereignisse und Entwicklungen des Sports in journalistischen Beiträgen aufgezeichnet – ein ebenso breites wie voluminöses Arbeits- und Leistungspaket, das wir heute als „einmalig“ für den deutschen Sport bezeichnen und schätzen können – allen voran sein Premium-Werk für den DSB mit dem Titel: „50 Jahre Deutscher Sportbund: Geschichte – Entwicklungen – Persönlichkeiten“ (Schors-Verlag: Niedernhausen, 2. erweiterte und überarbeitete Auflage November 2002). Das 463-seitige Werk hat der DSB herausgegeben: „Der Autor Friedrich Mevert ist ein Glücksfall für die sportliche Geschichtsschreibung. Er verbindet spezifische Interessen mit publizistischer Neigung und kann sich durch seinen beruflichen Werdegang auf ein in Jahrzehnten erworbenes außergewöhnliches Wissensspektrum stützen“, schreibt Harald Pieper, langjähriger Pressechef des DSB, im Buch über den Autor.
Zu Meverts Werk gehören insgesamt 19 Monographien bzw. Sammelbände, zwölf Serien (u.a. auch zur Geschichte der deutschen und internationalen Sportverbände). Das Gesamtvolumen beläuft sich auf über 3.600 sportpolitische, sporthistorische und biografische Beiträge (u.a. für den NDR, Deutschlandfunk, dpa, sid, FAZ und diverse Sportfachzeitschriften). Selbst im Ruhestand blieb Mevert nicht untätig und dem Sport in zahlreichen Funktionen verbunden – bis zu seinem 80. Lebensjahr für die DOSB-PRESSE u.a. mit mehreren Serien, darunter die „Sportpolitischen Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte des Sports“ mit insgesamt 286 Teilbeiträgen.
Friedrich Mevert, der über eine vielseitige Sportbiografie als Tischtennisspieler sowie im Basketball, Hockey und in der Leichtathletik verfügt, begann im Alter von 16 Jahren damit, sich ehrenamtlich in seinem Heimatverein VfL Bückeburg zu engagieren, zuerst als Jugendwart, danach als Übungsleiter und Sportwart, später u.a. als Vorsitzender des Tischtennisverbandes Schaumburg-Lippe sowie als Förderer beim Aufbau des Niedersächsischen Basketball-Verbandes. Während seiner hauptberuflichen Zeit bei der dsj initiierte Mevert u.a. den Sportjugendaustausch mit Japan, Israel und Frankreich, er organisierte zwischen 1964 und 1976 sieben Olympia-Jugendfahrten, er leitete 1972 in München das Olympialager der dsj, er bereitete 1971 in München die erste Europäische Sportjugendkonferenz vor und wirkte bis 1978 als ehrenamtlicher Vorsitzender dieser Gemeinschaft.
Friedrich Mevert schaffte mit zahlreichen Initiativen und Maßnahmen die Basis für eine nachhaltige Sozialarbeit im (Jugend-) Sport, deren Echo über die „Soziale Offensive des deutschen Sports“ bis in die heutige Zeit wirkt. Er hat zudem u.a. den Verein Deutsches Sportmuseum in Köln sowie das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) mitbegründet und sich in die Arbeitsgruppe „Gedächtnis des Sports“ beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingebracht. Im NISH wirkte er 20 Jahre als Vorstandsmitglied und ist heute Ehrenmitglied im Vorstand.
Die hohen Verdienste von Friedrich Mevert für den organisierten Sport in Deutschland sind verschiedentlich gewürdigt worden – stellvertretend seien genannt: das Bundesverdienstkreuz am Bande (1998), der Ehren-Diskus der dsj (1980) und die Verleihung der Ludwig-Wolker-Plakette des DSB, die er am 8. Dezember 2002 beim Bundestag des DSB in Bonn als erster und einziger hauptamtlicher Mitarbeiter des Sports auch für sein Engagement in der Sportpublizistik erhielt.
Fritz Mevert wurde am 21. April 1936 in Bückeburg geboren und ist am 14. Oktober 2025 in Hannover gestorben.
Josef Neckermann
Dr. h.c. Josef Neckermann gehörte ab 1974 in vier Legislaturperioden dem Präsidium des DSB an und wurde 1988 zum Ehrenmitglied des DSB ernannt. Sein ehrenamtliches Wirken im bzw. für den DSB galt hauptsächlich dem (Leistungs-) Sport und setze schon viel früher ein: Am Sonnabend, dem 6. Mai 1967 wurde in Berlin durch den DSB und die Deutsche Olympische Gesellschaft die „Stiftung Deutsche Sporthilfe“ gegründet. DSB-Präsident Willi Daume hatte den damals sehr erfolgreichen Reitsportler und Versandhaus-Unternehmer Josef Neckermann aus Frankfurt gewinnen können, dieses „Sozialwerk“ des westdeutschen Spitzensports in Frankfurt aufzubauen.
Unter der Leitung von Josef Neckermann gelang es, die Sporthilfe mit ihren Aufgaben und Zielen bundesweit zu positionieren und als wichtigsten nationalen Förderer des Sports zu etablieren. Sein Amt übte Josef Neckermann über 20 Jahre bis 1988 aus und übergab die Führung dann an Willi Daume; Neckermann selbst blieb „seiner“ Stiftung als Ehrenvorsitzender weiterhin verbunden. Während seiner Amtszeit wurden von der Stiftung insgesamt etwa 16.500 Athletinnen und Athleten mit 230 Millionen DM gefördert; von dieser Summe stammten 90 Millionen DM von Privatpersonen, die sich dem Sport in besondere Weise verbunden fühlten:
„Necko“, wie Josef Neckermann von Freunden gerufen wurde, verstand sich dabei selbst mit einem Augenzwinkern „als Bettler der Nation“. Mit Tatkraft und Beharrlichkeit war Neckermann der Motor und Gestalter dieser Spenden-Instanz für den Spitzensport; seine Netzwerke zur Industrie und zur Wirtschaft kamen ihm beim „Spendensammeln“ entgegen. Als „Vater der Athleten“ bezeichneten ihn schließlich diejenigen Sportlerinnen und Sportler in dankbarer Anerkennung für seine Leistungen auf der Hinterbühne, um für sie als Aktive die besten Voraussetzungen für hervorragende Leistungen auf den verschiedenen Bühnen des Sports zu schaffen.
Josef Neckermann war selbst ein sehr erfolgreicher Reitsportler, zuerst als Springreiter, später in der Dressur: Mit 48 Jahren gewann er 1960 in Rom auf „Asbach“ die Bronzemedaille; 1964 in Tokio Mannschafts-Gold mit „Antoinette“, vier Jahre später in Mexico-City dann Einzel-Silber mit „Mariano“ und schließlich 1972 in München die Goldmedaille mit der Mannschaft. Im Jahre 1966 wurde er Weltmeister im Dressurreiten, ferner viermal Europa- und viermal Deutscher Meister zwischen 1962 und 1974. Im Jahre 1981 beendet er seine Karriere bei einem Turnier in Aachen.
Josef Neckermann wurde 2008 in die Rubrik „Gestalter & Denker“ der Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Der langjährige Sportchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Steffen Haffner, schreibt in seiner Laudatio an einer Stelle über den 1970 von Neckermann begründeten „Ball des Sports“, die bis heute bedeutendste Benefizveranstaltung Europas und der renommierteste Ball Deutschlands, und somit die Verdienste von „Necko“: „Wichtiger noch als der Erlös von jeweils einer Million bis zwei Millionen Mark für die Sporthilfe war die gesellschaftliche Anerkennung, die damit für den gesamten bundesdeutschen Sport verbunden war. In einer Zeit, in der Intellektuelle und Prominente den Sport noch von oben herab behandelten, wirkte es sensationell, dass sich nun Bundespräsident, Bundeskanzler, Minister, Konzernchefs Seite an Seite mit Showstars und Athleten beim `Ball des Sports` vergnügten. Neckermann war damit ein spektakulärer Durchbruch gelungen. Der Quereinsteiger, der in einem kämpferischen Spannungsverhältnis zu den Sportfunktionären agierte, vollzog lange vor den traditionellen Sportorganisationen den Schulterschluss mit der Wirtschaft und der Politik.“
Josef Neckermann entstammt einer wohlhabenden Würzburger Kaufmannsfamilie. Sein Vater war Kohlen-Großhändler und Reeder. Um während der NS-Zeit beruflich vorwärts zu kommen, wurde Neckermann Mitglied der NSDAP und der Reiter-SA. Er profitierte wirtschaftlich von der Übernahme mehrerer jüdischer Warenhäuser und Versandunternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Neckermann im Zuge eines Entnazifizierungsverfahrens lediglich als „Mitläufer“ eingestuft. Ab dem Jahre 1951 konnte er die „Neckermann Versand KG“ von Frankfurt aus als höchst erfolgreiches Versandhaus auf dem Markt etablieren, bis es nach wirtschaftlichen Fehlentwicklungen 1976 zur Übernahme durch den Karstadt-Konzern kam.
Josef Neckermann ist am 5. Juni 1912 in Würzburg geboren und am 13. Januar 1992 in Dreieich bei Frankfurt gestorben.
Jürgen Palm
Prof. Dr. Jürgen Palm kam 1960 als (erster) hauptamtlicher Breitensport-Referent zum DSB und stieg später zum Geschäftsführer Breitensport im DSB auf. Jürgen Palm hat wie kein anderer zusammen mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Breitensport-Teams im DSB mit seinen wegweisenden Ideen wichtige Impulse dafür gegeben, dass immer mehr Menschen hierzulande einen Weg zum aktiven Sport gefunden haben. Jürgen Palm wird daher gern als der „Trimmvater der Nation“ bezeichnet.
Jürgen Palm hatte zuerst den sog. „Zweiten Weg“ des Sports buchstäblich auf den Weg gebracht. Dieses breitensportliche Förderformat wurde im Jahre 1970 von ihm – öffentlichkeitswirksam unterstützt durch seinen „Trimmy“ – zur bundesweiten „Trimm-Dich-Bewegung“ weiterentwickelt. Unter seiner Federführung sind zahlreiche Aktionen gestartet und inhaltliche Schwerpunkte (z.B. „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“) ins Leben gerufen. Sie alle lassen sich auch unter dem viel zitierten programmatischen Slogan „Sport für alle“ zusammenfassen. Im Ergebnis konnte durch den Erfolg der Trimm-Dich-Bewegung in der Regie von Jürgen Palm der Mitgliederbestand im DSB gleich im ersten Jahrzehnt auf 20 Mio. Mitgliedschaften verdoppelt werden. So gelang es, vereinsferne Bevölkerungskreise für den organisierten Sport im Verein zu gewinnen, aber gleichzeitig das Sporttreiben außerhalb des Sportsvereins attraktiv zu machen (z.B. durch die Einrichtung von Trimm-Dich-Pfaden).
Nach seinem Ausscheiden aus dem DSB im Jahre 1998 wirkte und warb Palm weiter für „seinen“ Breitensport: Im Jahre 2002 hat Jürgen Palm das Projekt „Sport tut Deutschland gut“ als neue Kampagne und 2003 die „Sterne des Sports“ als einen Projekt-Wettbewerb für Sportvereine initiiert. Jürgen Palm hat … die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen. In Ergebnis ist es für den DSB dadurch gelungen, für mehr Aufmerksamkeit und mehr Akzeptanz für den Sport (vorzugsweise im Verein) zu sorgen und für seine gesellschaftliche Bedeutung (z.B. in Bezug auf Gesundheit) zu profilieren. Eindrucksvollstes Zeugnis dieser Entwicklung sind die im DSB Jahr für Jahr bei der sog. „Bestandserhebung“ steigenden Mitgliederzahlen … ganz im Gegensatz zu anderen Institutionen (z.B. den Kirchen und Parteien), die einen Mitgliederschwund zu beklagen haben.
Jürgen Palm war seit Kindertagen selbst sportlich aktiv und hat sich früh im Sportverein engagiert. Im Solinger Turnerbund übernahm er bereits als 16-Jähriger sein erstes Ehrenamt als Kinderturnwart. Nach einem Studium mit Abschluss als Diplom-Sportlehrer an der Deutschen Sporthochschule Köln folgte er hauptberuflich 1958 Ommo Grupe als Bundes-Jugendsekretär bei der Deutschen Turnerjugend im Deutschen Turner-Bund. In seiner Funktion als Referent für Breitensport im DSB hat Jürgen Palm in der Folgezeit die Entwicklung des Breitensports auch weltweit mitbestimmt: Er war z.B. 1991 Mitbegründer und erster Präsident des Breitensport-Weltverbandes TAFISA. Nach Beendigung seiner Amtszeit als TAFISA-Präsident 2005 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. TAFISA vergibt seitdem den Jürgen-Palm-Award als wichtigste Personen-Auszeichnung des Verbandes für hohe Verdienste im Breitensport.
Für seine Verdienste um den Breitensport und für sein Lebenswerk erhielt Palm zahlreiche weitere nationale und internationale Auszeichnungen (u.a. wurde ihm 2004 als erster Europäer der „Dwight D. Eisenhower Fitness Award“ verliehen). Der erste Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Thomas Bach, 2013 bis 2025 IOC-Präsident, hat Jürgen Palm einmal als „ideenreichen Visionär und große Führungspersönlichkeit“ im Sport gewürdigt. Im Jahre 1991 wurde in Budapest seine Doktorarbeit zum Thema „Sport für Alle: Ansätze von der Utopie zur Realität“ angenommen, später wurde ihm eine Professorenwürde ehrenhalber verliehen.
Jürgen Palm wurde am 25. Juni 1935 in Solingen geboren und starb am 16. August 2006 überraschend während eines Auslandsaufenthaltes in Rapid Springs (USA) an den Folgen eines Herzinfarktes.
Manfred Freiherr von Richthofen
Manfred Freiherr von Richthofen war der letzte Präsident des DSB vor dessen Auflösung bzw. Verschmelzung mit dem Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK) zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) am 20. Juni 2006 in Frankfurt. Manfred von Richthofen hatte das höchste Ehrenamt im organisierten Sport im Jahre 1994 von Hans Hansen (1926-2007) übernommen und dann maßgeblich die Vereinigung des DSB mit dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) zum heutigen DOSB vorangetrieben. Er wurde auf der Gründungsversammlung des DOSB zum ersten Ehrenpräsidenten gewählt und zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Sports in Deutschland im Übergang vom 20. in das 21. Jahrhundert generell. Anlässlich seines 80. Geburtstages heißt es in einer Glückwunschadresse des DOSB an einer Stelle: „Dem Spitzen- wie dem Breiten- und Freizeitsport gleichermaßen verbunden, ließ Manfred von Richthofen nie Zweifel daran aufkommen, dass man Rekorde und Medaillen sowie Sportabzeichen- und Schulsport-Erfolge sportpolitisch durchaus in einem Atemzug benennen könne und sogar müsse“.
Seine Funktionärskariere im Sport begann von Richthofen im verbandlichen Hauptamt seiner Heimatstadt: Ab 1969 war er Direktor im Landessportbund (LSB) Berlin und hat dann von 1985 bis 2000 als ehrenamtlicher Präsident dort gewirkt. Ihm war in Berlin und später auf Bundesebene als Präsident des DSB das „Reüssieren“ auf der große Bühne der Politik genauso wichtig wie das „Kümmern“ um die lokale Vereinsbasis: „Die Sportvereine sind die Sozialstation unserer Gesellschaft“ lautet ein viel zitierter Satz von ihm, der heute den verbalen Sockel der „Manfred- und Reinhard-von-Richthofen-Stiftung“ bildet, die Sport-Stipendien für junge Sportlerinnen und Sportler aus dem Raum Berlin vergibt, um deren sportliche Karrieren optimal mit dem beruflichen Werdegang zu verbinden.
Gemeinsam mit dem früheren Bundesinnenminister Otto Schily ergriff von Richthofen die Initiative zur Gründung der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA), dem heutigen Kompetenzzentrum für Anti-Doping-Arbeit, die sich als 2002 gegründete Stiftung für Fairness und Chancengleichheit im „sauberen“ Sport einsetzt. In seinem Band mit Porträts wichtiger Persönlichkeiten des Sports charakterisiert der langjährige DSB-Chronist Friedrich Mevert Manfred von Richthofen ausführlich und hat dazu treffend diese Überschrift gewählt: „Kritischer Geist mit erfolgreichem Wirken“.
An das erfolgreiche Wirken erinnert sich auch Norbert Wolf als früherer DSB-Generalsekretär mit vielen positiven Ereignissen und Erlebnissen gerade während der Phase der deutschen Vereinigung im Sport Anfang der 1990er Jahre, als Manfred von Richthofen bereits DSB-Vizepräsident war: „Wir reisten durch ganz Ostdeutschland, besuchten dort jedes Bundesland, um den ehemaligen DDR-Kollegen in längeren Sitzungen bei der Bildung von Landessportbünden zu helfen. Denn bis dahin gab es ja dort nur Bezirkssportbünde. Es bleibt mir unvergesslich, wie Manfred von Richthofen und ich uns bei diesen Treffen mit unseren Erfahrungen gegenseitig hervorragend ergänzten“. Nur einmal gingen ihre Meinungen offenbar „kritisch“ auseinander: von Richthofen wollte in den 1990er Jahren den Sitz des DSB von Frankfurt nach Berlin verlegen: „Ich protestierte heftig – zum Glück mit Erfolg“, sagt Norbert Wolf heute mit einem Schmunzeln.
In seiner Biografie mit der Überschrift „Positionen“ hat Manfred von Richthofen auch sein eigenes Wirken im organisierten Sport unter der Kapitelüberschrift „Der Sprung an die Spitze des Sports im Land“ nachgezeichnet (u.a. mit unvergessenen Begegnungen mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, dem IOC-Präsidenten Jacques Rogge und mit der mehrfachen Paralympics Goldmedaillen-Gewinnerin Marianne Buggenhagen aus Berlin). Im letzten Kapitel „Ausblicke“ gibt es dann sogar noch einen fünfseitigen Abschnitt zu der Frage: „Wie ein zeitgemäßer DOSB aussehen sollte“. Darin prognostiziert der Autor „organisatorische Veränderungen“ im DOSB und gibt ganz konkret u.a. diesen Tipp: „Die Sportdachorganisation sollte sich rechtzeitig mit den Organisationsstrukturen des Deutschen Gewerkschaftsbundes beschäftigen“. Das Buch mit diesen Zeilen hat Manfred von Richthofen im Jahre 2010 geschrieben. So wäre aus heutiger Sicht zu fragen: Haben das ehrenamtliche Präsidium und der hauptamtliche Vorstand des DOSB diesen Fingerzeig immer noch nötig? In vertrauten Kreisen soll sich von Richthofen jedenfalls mehrfach sehr kritisch über die Gesamtdarstellung des DOSB geäußert haben …
Manfred von Richthofen war der Neffe des gleichnamigen Kampffliegers „Der Rote Baron”; er hatte an der FU Berlin Sport und Sozialpädagogik studiert und war u.a. auch als Oberliga-Hockeyspieler und Trainer im Berliner Hockeyverband aktiv. In den 1960er Jahren arbeitete er als Sportlehrer und Lehrer für Politische Weltkunde am Berliner Canisius-Kolleg. Der LSB Berlin hat sein „Haus des Sports“ in der Jesse-Owens-Allee 2 am Olympia-Stadion am 6. September 2019 in einer Feierstunde in „Manfred-von-Richthofen-Haus“ umbenannt. Damit hat der LSB Berlin in seiner Zentrale eine lange Tradition fortgesetzt, wichtige Persönlichkeiten, die großes für den Sport geleistet haben, im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. So lebt die Lebensleistung für den Sport eines Manfred von Richthofen als Namensgeber des LSB-Domizils weiter.
Manfred von Richthofen wurde am 9. Februar 1934 in Berlin geboren und ist drei Monate nach seinem 80. Geburtstag am 1. Mai 2014 in Berlin gestorben.
Willi Weyer
Dr. h.c. Willi Weyer wurde auf dem DSB-Bundestag im Mai 1974 in Essen als Nachfolger von Wilhelm Kregel (1909-1994) zum dritten Präsidenten des DSB gewählt. Dieses Amt hatte er insgesamt zwölf Jahre inne, bevor er 1986 aus gesundheitlichen Gründen alle sportlichen Ehrenämter aufgab. Als Hans Hansen zu seinem Nachfolger an der Spitze des DSB gewählt wurde, wurde Willi Weyer zum Ehrenpräsidenten des DSB ernannt.
Willi Weyer gehörte seit 1958 bereits dem Präsidium des DSB an, von 1964 bis 1970 schon als Vize-Präsident. Als im DSB 1970 beim Bundestag in Mainz ein Nachfolger von Gründungspräsident Willi Daume (1913-1996) gewählt wurde, unterlag Willi Weyer dem Konkurrenten und damaligen Präsidenten des Deutschen Turner-Bundes, Dr. Wilhelm Kregel. Die „Wiedergutmachung“ für Willi Weyer erfolgte vier Jahre später. Bereits im Jahre 1969 war Willi Weyer für kurze Zeit als geschäftsführender DSB-Präsident für Willi Daume tätig.
Willi Weyer galt als (erster) politischer Präsident im DSB. Öffentliche Aufritte für den Sport waren ihm stets willkommen. Bis zu seiner Präsidentschaft im DSB hatte er eine eindrucksvolle politische Karriere in der FDP gestartet, die ihn bald als Abgeordneter in den nordrhein-westfälischen Landtag nach Düsseldorf führte, wo er von 1954 bis 1958 und dann nochmals von 1962 bis 1975 verschiedene Ministerämter bekleidete, erst als Wiederaufbauminister, später als Finanz- und dann als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident. Von 1963 bis 1968 war er zudem stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei. Nach seiner Wahl zum DSB-Präsidenten versprach Weyer, sich von seinen politischen Ämtern zu trennen und damit die Unabhängigkeit des Sports und seiner Führungsgremien von Staat und Parteien zu demonstrieren. Unter Willi Weyer wurde das Ressortprinzip im achtköpfigen Präsidium des DSB weiterentwickelt; die im Jahre 1970 gestartete Trimm-Dich-Bewegung erhielt mit dem „Lauftreff“ ein neues Format gleich zu Beginn seiner Amtszeit: Präsident Weyer zeigte sich dabei „laufend“ auf Werbeplakaten …
Die Ära von Willi Weyer als DSB-Präsident korrespondiert mit dem enormen Aufschwung im (auch vereinsungebundenen) Freizeit- und Breitensport mit den sog. Trimm-Dich-Kampagnen, die der Geschäftsbereich Breitensport unter der Leitung von Jürgen Palm (1935-2006) seit 1970 kreiert hatte und wodurch die DSB-Mitgliederzahlen rasant stiegen. In Weyers Amtszeit fiel auch das 25. Bestehen des DSB u.a. mit einer Begegnung (und „Begehung“) von Bundespräsident Walter Scheel, zugleich Schirrmherr des DSB, der in dieser Funktion als erstes Staatsoberhaupt in der Zentrale des DSB an der Otto-Fleck-Schneise zu Gast war. Beim Festakt am 6. Dezember 1975 in der Frankfurter Paulskirche konnte DSB-Präsident Willi Weyer dann auch Bundeskanzler Helmut Schmidt begrüßen, der in seiner Rede einmal mehr die Unabhängigkeit des Sports betonte: „Wir werden Partner bleiben, weil unser Staat die freiwillige Mitverantwortung und tätige Mitarbeit seiner Bürger sucht.“
Willi Weyer war selbst im Sport aktiv u.a. als Torwart der Wasserballmannschaft von Hagen 94; sein größter sportlicher Erfolg war der Titel als Studenten-Vizeweltmeister im Schwimmen über 200 Brust. Zur Absicherung seines Jura-Studiums trat Weyer während der Zeit des Nazi-Regimes der NSDAP bei und arbeitete für eine NS-Organisation. In der Nachkriegszeit fasste er beruflich zunächst als Syndikus beim Einzelhandelsverband Südwestfalen Fuß, bevor er sich ganz der Politik verschrieb. Seine Funktionärskarriere im Sport hatte er 1957 als Nachfolger von Peco Bauwens (1886-1963) im Amt des Präsidenten des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen gestartet. Diese LSB-Präsidentschaft übte Weyer über drei Jahrzehnte bis 1987 aus.
„Sport ist nicht beharren, sondern immer wieder nach vorne schauen“ – mit diesem Satz ist die von mehreren Landesportbünden und dem DSB – unter Federführung vom damaligen DSB-Generalsekretär Karlheinz Gieseler – herausgegebene 24-seitige Gedenkschrift anlässlich des Todes mit den wichtigsten Reden von Willi Weyer überschrieben. Diesen Grundsatz reklamierte Willi Weyer auch immer wieder für sein eigenes sportpolitisches Schaffen. Ein anderes „Geleitwort“ von Willi Weyer, das später immer wieder mal auch von anderen benutzt wurde und das damals wie heute Gültigkeit beanspruchen kann, lautete: „Sport ohne Leistung ist Kappes!“.
Willi Weyer war Träger des Großen Verdienstkreuzes mit Schulterband und Stern, das er 1970 aus den Händen von Bundespräsident Gustav Heinemann erhielt. Die Deutsche Sporthochschule Köln ernannte ihn 1977 zum Ehrendoktor; der DSB verlieh ihm nach seinem Abschied 1986 den Titel des Ehrenpräsidenten: „Willi Weyer war eine beeindruckende Persönlichkeit als Mensch, Politiker, Sportpolitiker und nicht zuletzt als mein persönlicher Freund. Unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen DSB und NOK hätte noch lange Jahre danach als funktionsfähiges Modell für eine bilaterale Arbeitsweise der beiden nationalen Dachorganisationen des Sports dienen können“, erinnerte sich später Prof. Walther Tröger (1929-2020) als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident. Er war Willi Weyer in rund 16 Jahren enger Zusammenarbeit in seiner Funktion als NOK- Generalsekretär kollegial und freundschaftlich eng verbunden.
Willi Weyer gehörte auch dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München an und befürwortete im Gegensatz zu Willi Daume den Olympia-Boykott für die Spiele 1980 in Moskau. Im Jahre 2008 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports der Stiftung Deutsche Sporthilfe in der Abteilung „Gestalter & Denker“ aufgenommen. An sein großes Wirken im Sport erinnert mit ihrem Namen die Willi-Weyer-Schule des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen in Hachen (Stadt Sundern im Sauerland); zeitweise trug die Führungs- und Verwaltungs-Akademie Berlin des Deutschen Sportbundes den Namenszusatz „Willi Weyer Akademie“. Als DSB-Präsident hatte er am 24. September 1977 in Berlin-Schöneberg am Priesterweg anlässlich der Grundsteinlegung die Urkunde unterschrieben und in das Fundament eingemauert.
Willi Weyer wurde am 16. Februar 1917 in Hagen geboren und starb im Alter von 70 Jahren am 25. August 1987 während eines Urlaubsaufenthaltes bei einem Strandspaziergang auf der Insel Juist.
Norbert Wolf
Norbert Wolf folgte zum 1. April 1990 Karlheinz Gieseler als Generalsekretär des DSB. Dieses Amt übte er in der bewegten Nachwendezeit bis 1994 aus, bevor er seine berufliche Laufbahn im organisierten Sport als Generalsekretär der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) ausklingen ließ und zum 30. September 1998 in den Ruhestand ging. Auf Norbert Wolf als DSB-Generalsekretär folgte Dr. Wulf Preising, der bis dahin die Führungs- und Verwaltungs-Akademie (FVA) Berlin des DSB geleitet hatte.
Vor seiner Führungstätigkeit beim DSB war Norbert Wolf von 1982 bis 1990 hauptamtlicher Chef des Deutschen Tischtennis-Bundes. Der Aufbau und die Etablierung der Selbstverwaltung des Sports in den neuen Bundesländern mit dem Anschluss der meisten Mitgliedsverbände des Deutschen Turn- und Sportverbandes der DDR gehörte zu der vordringlichsten Aufgabe von Norbert Wolf während dieser Zeit im DSB.
Dabei wird Norbert Wolf stets als Mann der leisen Töne beschrieben: Er galt als fachlich exzellenter und zugleich fleißiger und verlässlicher Partner an der Seite von DSB-Präsident Hans Hansen. Seine Amtszeit im DSB war berufsbiografisch sogar seine zweite: Im Jahre 1965 wechselte der bis dahin im gymnasialen Schuldienst tätige Wolf (Fächer: Germanistik und Sport) in die gerade neugeschaffene Position eines Abteilungsleiters für Wissenschaft und Bildung in die Hauptverwaltung des DSB in Frankfurt. Sein Engagement galt dabei dem Sport jenseits der großen Schlagzeilen. Sein Augenmerk lag vielmehr darin, die gesellschaftliche Verantwortung des Sports herauszustellen. So gehörte Wolf zu den Mitbegründern der „Sozialen Offensive des Sports“ und baute Verbindungen des DSB zu Kirchen, Gewerkschaften und anderen Organisationen auf.
Norbert Wolf hatte 1972 bei den Olympischen Spielen in München das Büro von OK-Chef Willi Daume geleitet und seit dieser Zeit die „Geburtsphase“ der modernen Sportwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland von DSB-Seite aus begleitet und mitgeprägt: Von 1971 bis 2003 war Norbert Wolf u.a. Redakteur der Zeitschrift „Sportwissenschaft“ (erschien damals im Hofmann Verlag Schorndorf). Prof. Dr. Ommo Grupe (Tübingen) hatte sie gegründet und war deren Geschäftsführender Herausgeber. Vier Hefte pro Jahr wurden von Norbert Wolf als Germanist federführend und am Ende „formal fehlerfrei“ redigiert.
Norbert Wolf hat sich auch selbst als Autor einen Namen in der Sportwissenschaft gemacht: Als bis heute wegweisendes Standardwerk gilt der von ihm zusammengestellte Band „Dokumente zum Schulsport“ (Schorndorf 1974, erschienen als Band 10 der Reihe „Theorie der Leibeserziehung“). Für die Leitlinie „Reform der Sportlehrerausbildung – Reform und Analyse“ war Wolf 1975 beim DSB redaktionell federführend verantwortlich. Norbert Wolf publizierte in zahlreichen Fachzeitschriften und Sammelbänden, darunter fällt auch ein Beitrag zum Ethos des Funktionärswesens im „Lexikon der Ethik im Sport“ (Schorndorf 1998).
Wolfs sportliche Heimat war und ist das Tischtennisspiel – schon als Schüler in seiner schleswig-holsteinischen Heimat Husum war er sowohl sportlich als auch ehrenamtlich aktiv; später u.a. als Kreiswart von Nordfriesland, als Jugendwart von Ostwestfalen und danach von 1965 bis 1975 sogar als Disziplinchef Tischtennis im Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh), wo er 1959/60 auch als Vizepräsident im Vorstand tätig war.
Später fungierte Wolf als Mitglied des Technischen Komitees auf internationaler Ebene beim Tischtennis-Weltverband, der International Table Tennis Federation (ITTF). Seine ehrenamtliche Funktionärs-Krönung auf internationaler Ebene war sicher 1992 die Wahl zum Vorsitzenden der European Non-Governmental Sports-Organization (ENGSO), der Vereinigung der nationalen Sportdachorganisationen der Länder Europas, der er drei Jahre lang bis 1995 vorstand.
Norbert Wolf ist am 4. September 1934 in Husum geboren und lebt heute mit seiner Ehefrau Christiane in Liederbach im Main-Taunus-Kreis.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Der Autor:
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann war bis zu seiner Pensionierung fast 20 Jahre Leiter des Arbeitsbereichs „Sport und Erziehung“ (Sportpädagogik) am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover und hatte davor berufliche Stationen an der Universität Bielefeld, der FU Berlin und der Universität Regensburg. Von Oktober 1988 bis Januar 1992 war er wissenschaftlicher Referent und stellvertretender Leiter der Führungs- und Verwaltungs-Akademie Berlin des Deutschen Sportbundes (Willi Weyer Akademie). Kuhlmann ist dem DSB bzw. dem DOSB seit Anfang der 1980er Jahre in unterschiedlichen Funktionen verbunden (u.a. als Autor für die „DOSB-PRESSE“). Detlef Kuhlmann lebt in Bielefeld.
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