Participants in the Bréal Marathon in Landau in 2025 – Photo: Hans Giessen
3. Oktober 2024: Genau vor einem Jahr fand der Bréal-Marathon in Landau statt. Prof. Hans Giessen
Am 3. Oktober 2024, vor exakt einem Jahr, fand der erste und bislang einzige Bréal-Marathon in Landau statt.
Heute eine Kleinstadt mit knapp 40.000 Einwohnern, gelegen in der Pfalz, der „Toskana Deutschlands“, umgeben von Weinbergen, weist Landau eine durchaus turbulente Geschichte auf.
Im vergangenen Jahr feierte die Stadt ein Jubiläum: Vor exakt 750 Jahren erhielt sie die Stadtrechte von Rudolf von Habsburg verliehen, damals der König des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.
Damit Landau das Jubiläum angemessen feiern konnte, kamen eigens Gelder von der Landesregierung.
Mit diesen Geldern wurde nun, unter anderem, der Marathonlauf organisiert.
Dies erscheint zunächst überraschend, hat aber einen klaren Grund: Michael Julius Alfred Breal, der ,Erfinder’ des Marathonlaufs als Sportart, wurde 1832 in Landau geboren. Er war es, der, als 1894 die ersten Olympischen Spiele in Athen geplant wurden, vorschlug, Läufer in einem Wettkampf von Marathon nach Athen rennen zu lassen. Bréal selbst war damals als einflussreicher Professor in Paris tätig.
Michael Julius Alfred Bréal, der,Erfinder’ des Marathonlaufs als Sportart – Foto: Hans Giessen
In jedem Fall schien es angemessen und sinnvoll, mit dem Geld der Landesregierung eben auch einen Marathonlauf zu veranstalten, den „Landauer Bréal Marathon“. Der erste Marathonlauf in der Stadt, aus der der Erfinder des Marathonlaufs stammt.
Allerdings ist es für eine Kleinstadt nicht leicht, ein solches Event zu organisieren. Zumal das Geburtshaus Bréals mit einbezogen werden sollte, das sich am zentralen Platz, schräg gegenüber des Rathauses befindet. Damit musste das gesamt Stadtzentrum weitläufig abgesperrt werden.
Das Geburtshaus von Bréal in Landau – Foto: Hans Giessen
Für die Läufer war dies ideal: Der Landauer Marathonlauf war beides, ein Stadtmarathon, aber er führte auch durch die idyllischen Weinberge. Für die Planer wurde es aber teuer und kompliziert. So mussten eigens 1500 Schilder neu organisiert werden, dazu sechs Kilometer Absperrschranken.
Zudem sollten viele Laufwettbewerbe ermöglicht werden: ein klassischer Marathon und ein Halbmarathon, dazu die Marathondistanz als Ekiden-Staffel, sowie Schüler- und „Bambini“-Läufe. Demzufolge musste ein Shuttle-Service mit Bussen eingerichtet werden. Zudem gab es 4000 Liter Wasser, mehr als 1000 Liter Tee, fast 1000 Liter Elektrolyt, fast 500 Kilogramm Salzbrezeln, ebenso viele Bananen, zudem Orangen zu verteilen. Mehr als 400 Helfer waren im Einsatz.
Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Rund 3000 Anmeldungen sind durchaus bemerkenswert für einen Kleinstadtmarathon, der zum allerersten Mal organisiert wird. Und das, obwohl es keine prominenten Läuferinnen oder Läufer als weitere Zugpferde gab (der Start der früheren deutschen Meisterin Sabrina Mockenhaupt kam bedauerlicherweise nicht zustande). Aber auch die Zeiten der regionalen Starter konnten sich sehen lassen, die Siegeszeit bei den Männern lag bei 2:42, bei den Frauen bei 3:03, obgleich es zumindest einen „brettharten“ Anstieg gab, wie die lokale Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ eine Läuferin zitierte. Die Medienresonanz war „begeistert von Strecken und Publikum“, so erneut die lokale Tageszeitung: „Das kann Landau niemand nehmen“.
Aber die Gelder der Landesregierung haben nicht gereicht. Kurz vor dem Ereignis mussten zusätzliche 150.000 Euro bereitgestellt werden. Auch wenn am Ende eine viertel Millionen Euro an Startgebühren und Sponsorengeldern zurückflossen, kamen die Verantwortlichen zu dem Ergebnis, keinen zweiten Bréal-Marathon folgen zu lassen: „Der Aufwand ist schon extrem“, so ein Mitorganisator – und war daher nur im Jubiläumsjahr und aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung machbar. Zumal die Stadt selbst hoch verschuldet ist.
Der Landauer Bréal-Marathon bleibt also ein spezielles Ereignis. Ein Erlebnis, sowohl läuferisch – bei idealem Wetter, nicht zu heiß, aber trocken –, als auch aufgrund des Anlasses.
Die Teilnehmermedaille zeigte den Erfinder des Marathonlaufs vor der Stadtkulisse, ein ganz besonderes Erinnerungsstück an den ersten und, zumindest auf absehbare Zeit, wohl einzigen Marathon in der Geburtstadt des ,Marathon-Erfinders’.
Prof. Hans Giessen
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