World-Cup Trail 2025
ÖLV – Vorschau WMTRC 2025 in Canfranc: 16 heimische Athletinnen und Athleten und vier WM-Tage
Von Donnerstag bis Sonntag geht im kleinen Ort Canfranc in den spanischen Pyrenäen die dritte Auflage der Berglauf- und Trailrunning Weltmeisterschaften (World Mountain and Trail Running Championships) über die Bühne.
16 österreichische Athletinnen und Athleten sind in sieben der zehn Bewerbe am Start. Das heimische Team hofft in Abwesenheit der amtierenden Vertical-Weltmeisterin Andrea Mayr auf gute Resultate in den Nationenwertungen und erfreuliche Überraschungen in Einzelwertungen.
Das rot-weiß-rote Aufgebot:
Uphill & Mountain Classic (Männer)
Josef Bodner (Union Raika Lienz)
Sebastian Falkensteiner (LC Oberpinzgau)
Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau)
Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau)
Maximilian Meusburger (Im Wald läuft’s)
Johannes Nussbaumer (IXCITINGFIT-RUNNINGTEAM)
Uphill & Mountain Classic (Frauen)
Amelie Muss (LCAV Jodl Packaging)
Mountain Classic (U20 Burschen)
Fabian Hennerbichler (TGW Zehnkampf-Union)
Philipp Koch (TS Innsbruck)
Short Trail (Frauen)
Nora Havlinova (DSG Wien)
Anna Plattner (LG Decker Itter)
Isabell Speer (LAC Salzburg)
Long Trail (Frauen)
Claudia Rosegger (Kolland Topsport Gaal)
Long Trail (Männer)
Matthias Deutschbauer (team2012.at)
Alexander Hutter (TeamF7)
Christian Stern (SV Raiba Stubai)
Starke Teams
„Eine Einschätzung im Berglauf und im Trailrunning ist immer schwierig, weil wir die ganze Saison auf unterschiedlichen und nicht genormten Strecken laufen und daher Vergleiche schwierig sind. Außerdem hängt viel von der Tagesverfassung ab und davon, ob einem eine Strecke von den Anforderungen liegt oder eben nicht“, gibt Hans-Peter Innerhofer zu bedenken. Der 30-jährige Salzburger ist amtierender Staatsmeister in beiden Berglauf-Disziplinen und führt ein starkes Männerteam an, zu dem neben seinem Zwillingsbruder Manuel auch die weiteren Medaillengewinner bei den Staatsmeisterschaften, Johannes Nussbaumer und Sebastian Falkensteiner, sowie der in dieser Saison stark aufzeigende Josef Bodner und der Vorarlberger Maximilian Meusburger gehören. Bodner hat beim Alpine Trail Run Festival in Innsbruck, in dessen Rahmen Anfang Mai die Staatsmeisterschaften ausgetragen wurden, mit einer starken Leistung überrascht. Seitdem der Osttiroler bei der Union Raika Lienz gemeldet ist, ist er bei nationalen und internationalen Meisterschaften für Österreich startberechtigt.
Einzige Teilnehmerin bei den Frauen ist die Oberösterreicherin Amelie Muss, die ebenfalls beide Berglauf-Entscheidungen bestreitet. Dass die Studentin an der Universität Salzburg sowohl im steilen Gelände als auch im flachen Terrain schnell ist, hat sie Mitte Mai in einer ungewöhnlichen Wettkampfkonstellation bewiesen: Binnen 24 Stunden gewann sie erst den anspruchsvollen Schafberglauf am Wolfgangsee und den Halbmarathon im Rahmen des Salzburg Marathon.
In den Trailrunning-Entscheidungen hofft die von Trailrunning-Referent Michael Geisler angeführte Delegation auf ein gutes Abschneiden in den Nationenwertungen der Frauen (Short Trail) und Männer (Long Trail). Der Tiroler sieht besonders in den technisch selektiven Streckenpassagen einen Vorteil für sein Team. Ein Spitzenresultat in der Einzelwertung hält er vor allem für die Tirolerin Anna Plattner möglich, die sowohl im Laufsport als auch im Radsport sehr talentiert ist. Im Long Trail der Frauen geht die erfahrene Claudia Rosegger an den Start.
Die Disziplinen der WMTRC 2025
– Uphill (Distanz: 6,4 Kilometer, 990 Höhenmeter im Anstieg)
– Short Trail (Distanz: 44,5 Kilometer, 3.657 Höhenmeter im Anstieg und Downhill)
– Long Trail (Distanz: 81,2 Kilometer, 5.413 Höhenmeter im Anstieg und Downhill)
– Mountain Classic – U20 (Distanz: 7,8 Kilometer, 397 Höhenmeter im Anstieg und Downhill)
– Mountain Classic (Distanz: 14,3 Kilometer, 775 Höhenmeter im Anstieg und Downhill)
Finale einer langen Saison für Hans-Peter Innerhofer
Die Innerhofer-Zwillinge können schon auf einige Erfahrungen bei internationalen Berglauf-Meisterschaften zurückgreifen. Dabei gelangen Highlights wie die Ränge vier und sechs bei der EM 2022 auf den Kanarischen Inseln oder Platz sechs von Manuel Innerhofer nach einer Glanzleistung im Downhill bei den Weltmeisterschaften 2019 in Argentinien.
Hans-Peter kommt, wie viele internationale Konkurrenten, aus einer sehr langen Berglauf- und Trailrunningsaison. „Es ist eine Herausforderung, über so lange Zeit die Form aufrecht zu halten. Ich habe im Juni und im August jeweils eine Woche komplett das Training gestrichen, um meinem Körper die notwendige Erholungszeit zu geben. Aber auch mental sind solche Pausen essentiell“, schildert er.
Die WM ist gleichzeitig Höhepunkt und Abschluss seiner Saison, er sieht sich gut vorbereitet und wittert im Mountain Classic am Sonntag bessere Chancen als im Vertical. „Ich habe mehr Höhenmeter trainiert als die letzten Jahre und fühle mich bergauf fit. Gleichzeitig ist die Grundschnelligkeit da“, erklärt er. Da beide Distanzen wesentlich kürzer sind, als Innerhofer im Schnitt während seiner Trailrunningsaison in Wettkämpfen gelaufen ist, fügte er gezielt Intervall- und Tempoeinheiten in die unmittelbare Vorbereitung ein. Ein Start im Short Trail wie 2023 in Innsbruck kam für ihn in diesem Jahr frühzeitig aufgrund der zeitlichen Nähe zum UTMB in Chamonix am letzten August-Wochenende nicht in Frage, die Belastung wäre zu hoch gewesen.
Manuel Innerhofer zählt auf frische Beine
Im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder zählt Manuel auf seine Frische. Aufgrund zweier muskulärer Wadenverletzungen in der ersten Saisonphase hat er deutlich weniger Wettkampfkilometer in den Beinen. Die Grundfitness hat er sich über das Radfahren geholt, die Generalprobe im Rahmen des Mayrhofen Ultraks stimmte aufgrund der Fitnessdaten und des Laufgefühls optimistisch: „Ich freue mich sehr auf die Wettkämpfe und spüre, dass ich noch in eine gute Form gekommen bin. Aufgrund der bisherigen Saison habe ich wenig zu verlieren und will mein Bestes in beide Rennen legen.“
Die beiden Pinzgauer erwarten in beiden Wettkämpfen hektische Startphasen, weil die Strecken nach den asphaltierten Anfangsphasen bald recht eng werden. „Man wird etwas riskieren müssen, damit man mit einer guten Position in die Anstiege hineinlaufen kann“, so Hans-Peter. „Gelingt das nicht, ist das ein schwerer Nachteil. Denn Überholen ist bergauf immer schwierig.“ Nicht nur in den Einzelwertungen, sondern auch mit dem Team sehen die Innerhofer-Zwillinge Potenzial: „Wenn jeder sein Bestes gibt und alle einen guten Tag erwischen, ist etwas drin!“, so Hans-Peter.
Keine WM-Form für Andrea Mayr
Die große Abwesende im österreichischen Team ist die siebenfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr (SVS Leichtathletik). Die 45-jährige Oberösterreicherin verzichtet auf ein Antreten, nachdem sich ihre Form in diesem Sommer im komplexen Zusammenspiel zwischen Training mit spitzensportlichem Anspruch, familiären und beruflichen Aufgaben (eine Vollzeitstelle als Ärztin an den Salzkammergut Klinken) nicht so entwickelt hat wie sie sich es erwünscht hätte. Sie hält ihren österreichischen Kolleginnen und Kollegen sowie vielen internationalen Freundinnen und Freunden in der Szene von zuhause aus die Daumen.
Der WM-Austragungsort
Canfranc ist ein kleiner touristisch geprägter Ort im Nordosten Spaniens in unmittelbarer Nähe zur Grenze zu Frankreich. Er liegt im Tal des Aragon, einer der größeren Flüsse der Gegend, und mitten in den zentralen Pyrenäen auf einer Höhe von 1.195 Metern über dem Meeresspiegel. Als Grenzort hatte das Dorf immer schon eine wichtige Bedeutung und verfügt über einen bekannten Bahnhof, der in den letzten Jahren renoviert und modernisiert wurde.
Als Sehenswürdigkeit schlechthin des Dorfes bildet der ikonische, internationale Bahnhof das Veranstaltungsherz. Im Vergleich zur Größe des Ortes ist er überdimensioniert, historisch aber ein wichtiger Grenzbahnhof auf der Bahnstrecke zwischen Pau in Frankreich und Saragossa in Spanien.
Die WM-Strecken
Die Trailrunning-Entscheidungen gehen auf den Strecken über die Bühne, die im Rahmen der jährlichen und beliebten Trailrunning-Veranstaltung „CanfrancCanfranc“ belaufen werden. Sowohl der Short Trail (44,5 km) als auch der Long Trail (81,2 km) werden als sehr anspruchsvoll und selektiv beschrieben. Beide Strecken führen das Feld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Grenze nach Frankreich. In beiden Rennen wird der höchste Punkt „La Moneta“ auf 2.572 Metern über dem Meeresspiegel gleich nach wenigen Kilometern erreicht.
Der Uphill-Bewerb ist der einzige, der nicht vor dem Bahnhof von Canfranc gestartet wird. Nach einem kurzen Stück auf asphaltierter Straße führt die recht kurze, 6,4 Kilometer lange Strecke den Wald hinauf ins Ziel auf der Cima Larraca in einer Höhe von über 2.100 Metern über dem Meeresspiegel. Die Strecke mit einer Höhendifferenz von knapp 1.000 Metern wird vom Veranstalter als mittelschwer bezeichnet.
Die Strecke des Mountain Classic gilt als dynamisch und komfortabel zu belaufen, also verhältnismäßig schnell. Zwei nicht ganz identische Runden mit Start und Ziel in Canfranc ergeben eine Distanz von 14,3 Kilometer mit der Herausforderung, 775 Höhenmeter bergauf und bergab zu überwinden. Die Juniorinnen und Junioren absolvieren die erste der beiden Runden.
Das Programm der World Mountain und Trail Running Championships 2025:
– Donnerstag, 25. September, 10 Uhr: Start Uphill der Männer
– Donnerstag, 25. September, 11 Uhr: Start Uphill der Frauen
– Freitag, 26. September, 8 Uhr: Start Short Trail der Frauen & Männer
– Samstag, 27. September, 7 Uhr: Start Long Trail der Frauen & Männer
– Sonntag, 28. September, 8:15 Uhr: Start U20 der Mädchen
– Sonntag, 28. September, 9:30 Uhr: Start U20 der Burschen
– Sonntag, 28. September, 10:30 Uhr: Start Mountain Classic der Frauen
– Sonntag, 28. September, 12:30 Uhr: Start Mountain Classic der Männer
Die WMTRC in Canfranc ist die dritte gemeinsame der Disziplinen Berglauf und Trailrunning nach Chang-Mai (Thailand) im Jahr 2021 und Innsbruck-Stubai im Jahr 2023. In zwei Jahren ist Kapstadt in Südafrika Austragungsort der WMTRC.
Alle Bewerbe werden im Livestream auf dem Youtube-Kanal „CanfrancPirineos“ übertragen.
ÖLV – Thomas Kofler
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