Berlin 10 km race for prisoners at Plötzensee Prison - Logo
Gerettet: Der 9. Berliner 10 km Lauf für Gefangene am Freitag, dem 26.9.2025 in der JVA Plötzensee – Horst Milde berichtet
Ein weiterer „Höhepunkt“ der Berliner Laufszene
Knapp eine Woche nach dem 51. BMW Berlin Marathon am 21. September 2025 findet mit dem 9. Berliner 10 km Lauf für Gefangene ein weiterer Klassiker der Berliner Laufszene statt.
Während beim Marathon über 50.000 Teilnehmer vor einem Millionenpublikum die 42,195 km-Strecke absolvieren, findet der 9. Berliner 10 km Lauf für Gefangene mit einem integrierten 5 km Lauf für Einsteiger am 26. September in der JVA Plötzensee hinter „verschlossenen Türen“ statt.
Dabei stand der traditionelle Lauf der Berliner Justiz für 2025 schon kurz vor der Absage, da auch die Sparvorgaben des Senats die Finanzierung der Veranstaltung infrage stellten.
Schließlich wurde die Organisation durch die Einbindung eines professionellen Zeitmessers, der neben der Zeitmessung mit der umfangreichen Auswertung auch den Startnummern- und Urkundendruck sichert, zu einem Kostenfaktor. Die bis 2023 von ehrenamtlichen Helfern „händisch“ abgewickelten Serviceleistungen waren zu aufwändig und nicht mehr zeitgemäß.
Praktisch in letzter Minute gab es ein Umdenken vieler Beteiligter. Die Justiz Verwaltung übernahm letztlich einen Teilbetrag zur Durchführung der Veranstaltung wie auch German Road Races (GRR) als Sponsor.
Weitere Hilfe erwarten die Organisatoren durch erhoffte „externe Teilnehmer“ und
Zuschauer.
Vor dem Hintergrund der Einsparvorgaben der öffentlichen Hand bedeutet dies, dass zur Finanzierung der anfallenden Kosten in diesem Jahr erstmals für die Anmeldung zur Teilnahme als „externer Läufer“ oder Zuschauer ein Beitrag in Höhe von 20 Euro erhoben wird.
Für die Anmeldung sind deshalb 2025 zwei Schritte nötig:
1. Meldung als Teilnehmer oder Zuschauer (mit Vor- und Familiennamen, Geburtsdatum und Personalausweis- bzw. Reisepass-Nummer bei der JVA Plötzensee mit e-Mail an: sozialearbeit@jvapls.berlin.de
2. Nach einer Bestätigung der Anmeldung (per E-Mail durch die JVA Plötzensee) ist der
Anmeldebetrag von 20 Euro (pro Anmeldung) auf das Konto von German Road Races e.V.: IBAN: DE 36 47650130 1800080291 – Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter – WELADE3LXXX –
Verwendungszweck: „Gefängnislauf 2025“ zu überweisen.
Wenn noch für weitere Teilnehmer bezahlt werden soll, müssen alle namentlich im
Verwendungszweck in der Überweisung angegeben werden. Diese komplizierte Anmeldeformalität erklärt sich aus der Vorschrift, dass JVA-Anstalten keine Geldzahlungen annehmen dürfen.
Die Hoffnung ist groß, dass die „externen Teilnehmer“ mit ihren Beiträgen die Veranstaltung mitfinanzieren. Dafür erhalten die Teilnehmer einen exklusiven Zugang zu einer außerordentlichen und nicht alltäglichen Laufveranstaltung.
Die Premiere des Berliner 10 km Lauf für Gefangene fand 2014 in der JVA Plötzensee mit 25 Gefangenen und 12 „externen“ Teilnehmern statt.
2024 nahmen 35 Gefangene (davon 3 Frauen) und 30 Externe Läufer teil. Wegen der geringen Beteiligung wurde eine Verlegung in den Herbst beschlossen, um den Inhaftierten mehr Trainingszeit in der Vorbereitung zu geben, um sich auf den
Lauf vorzubereiten.
Die Teilnehmer:innen kurz nach dem Start – Foto: Horst Milde
Der Streckenrekord der Männer liegt bei 37:20 Minuten (Felix H./ 2022), bei den Frauen bei 47:33 Minuten (Mohamad K./2016).
Die Laufstrecke ist eine 1.000 m-Runde auf dem Gelände der JVA Plötzensee und der
Jugendstrafanstalt Plötzensee. Sie muss beim 10 km-Lauf somit zehnmal, beim 5 km-Laufentsprechend fünfmal absolviert werden.
Vermessen wurde die Strecke vom World Athletics/AIMS-A- grade-Vermesser John Kunkeler, der u.a. auch die Laufstrecke des BERLIN-MARATHON und des Berliner Halbmarathon vermisst. John Kunkeler hat auch traditionell das Amt des Sprechers der Veranstaltung.
Da die Strecke wettkampfgerecht vermessen wurde, könnten „Rekorde“ auch offiziell
anerkannt werden, zumal die Aufsicht offizielle Kampfrichter des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) haben.
Angeführt werden die Läufer:innen während des Laufes von Reinhard Roecher, Marathonläufer und ehemals Bediensteter der JVA Plötzensee, auf einem Fahrrad. Er muss schon ganz schön in die Pedalen treten, um bei dem hohen Lauftempo die Strecke mit schrillen Pfiffen bei Überholvorgängen für die Führungsgruppe jeweils freizubekommen.
Neben der allgemeinen Organisation durch die Verantwortlichen der sozialpädagogischen Abteilung der JVA Plötzensee ist German Road Races (GRR) für die sportliche Organisation zuständig und stellt für dieses Event neben externen Helfern auch Ehrenpreise zur Verfügung.
Wie bei jeder Laufveranstaltung gibt es auch beim „Knästelauf“, wie der Lauf ursprünglich hieß, Ehrenpreise. Die ersten Sechs (der Gefangenen) erhalten Siegespreise von German Road Races, zudem die sehr begehrten Jacken und -T-Shirts des BERLIN-MARATHON sowie T-Shirts und Sportutensilien vom ISTAF Berlin.
Die Sportbediensteten der sieben Berliner Anstalten erhalten – wie schon in den Vorjahren – eine Anzahl T-shirts vom BERLIN-MARATHON und vom ISTAF BERLIN als Anreiz und Belohnung für die Häftlinge für das Training überreicht. So können damit trainingswillige Inhaftierte in den einzelnen Anstalten belohnt und motiviert werden zur Teilnahme am Training und für den nächsten Läufe.
Zur Unterhaltung der Besucherinnen und Besucher spielt die „hauseigene Band“ der JVA Plötzensee „Notorius booknumbers“ bestehend aus Inhaftierten und dem Musiklehrer Jürgen Bailey.
Positive Effekte von sportlichen Aktivitäten von Gefangenen mit eingeschränkten
Bewegungsmöglichkeiten, die über Liegestütze und Kraftübungen hinausgehen, sind unstrittig und bieten eine besondere Motivation. Laufen und Lauftherapie im Gefängnis sind ein Stresspuffer und sollen den Gefängnisstress der Inhaftierten mindern.

Die schmale „Passarelle“ zum Sportplatz der Jugendsrafanstalt – Foto Horst Milde
Die antidepressive und stressreduzierende Wirkung des Laufens ist wissenschaftlich bewiesen und deswegen ist Laufen in Gefängnissen ein wichtiger Bestandteil zur Resozialisierung.
Die Stärkung eines positiven Selbstbildes und die Verbesserung der Wiedereingliederungschancen durch sinnvolle Freizeitgestaltung im Laufsport in der Haft sind wichtige Faktoren, zudem als therapeutische Maßnahme und als Antidepressivum in der Resozialisierung inzwischen von der Justiz anerkannt.
Diese Lauf-Veranstaltung ist nicht nur für die Berliner Justiz eine besondere Veranstaltung – und damit ein besonderes „Aushängeschild“ der Justiz – sondern auch für German Road Races eine Musterveranstaltung, den Laufsport allen Mitgliedern unserer Gesellschaft als Seelentherapeutikum näher zu bringen.
Gemeinsames Ziel der Organisatoren für 2025 sind 70 Inhaftierte und entsprechend viele externe Läuferinnen und Läufer.
Horst Milde
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