Johanna Martin - Foto: Jan Papenfuß/DLV
U20-EM 2025 Tampere Tag 3 | Erste internationale Medaille für Johanna Martin schimmert silbern – DLV
Johanna Martin ist am Samstagabend in Tampere U20-Vize-Europameisterin über 400 Meter geworden.
Die 19-Jährige musste sich nur der Britin Charlotte Henrich geschlagen geben. Über ihre erste internationale Medaille freute sie sich sehr.
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Johanna Martin (1. LAV Rostock) als U20-WM-Vierte im Kreis der weltbesten 400-Meter-Sprinterinnen ihrer Altersklasse etabliert. In diesem Jahr legte die 19-Jährige eine weitere Steigerung hin und führt mit ihrer Bestzeit von 51,55 Sekunden auch die deutsche Jahresbestenliste der Frauen an. Somit ging sie in Tampere (Finnland) als absolute Medaillen-Anwärterin ins Finale. In den Vorrunden hatte sie Körner gespart, um im entscheidenden Moment noch eine Schippe drauflegen zu können.
Das gelang, auch wenn die Rostockerin auf der Außenbahn laufen musste und ihre Konkurrenz daher weniger gut im Blick hatte. Sie ging deutlich schneller an als im Vorlauf und Halbfinale und stürmte leichtfüßig durch die Kurve. Doch auch die Britin Charlotte Henrich war stark unterwegs und verschaffte sich einen Vorteil. Sie gewann in neuer Bestzeit von 51,68 Sekunden Gold, Johanna Martin holte mit glatten 52,00 Sekunden Silber, Bronze ging an die Polin Anastazja Kus (52,23 sec).
Strahlend posierten die drei glücklichen Medaillengewinnerinnen anschließend mit ihren Fahnen. Johanna Martin freute sich gleich doppelt, denn die Siegerin kennt sie seit Jahren und ist mit ihr befreundet. Gemeinsam auf dem Podium zu stehen, war für die beiden Nachwuchsathletinnen am Samstag das Schönste. Am Sonntag steht für die frischgebackene Silbermedaillengewinnerin das nächste Highlight an: Die deutsche 4×400-Meter-Staffel läuft am Abend im Finale. Dann dürfte auch Johanna Martin ein weiteres Mal in Tampere auf der Bahn stehen.
Stimme zum Wettbewerb
Johanna Martin (1. LAV Rostock):
„Ich bin total zufrieden und freue mich riesig über den zweiten Platz. Vor allem, weil ich davor ein paar Probleme hatte. Unter den Bedingungen bin ich einfach glücklich, dass ich eine Medaille bekommen habe. Auf der Außenbahn ist es noch einmal etwas schwieriger, wenn keiner vor einem läuft. Aber ich denke, dass ich das gut gemacht habe, und bin einfach nur glücklich. Morgen steht noch das Staffel-Rennen an und da geben wir alle unser Bestes. Dann schauen wir mal, was geht, und stehen hoffentlich wieder mit einer Medaille hier.“
Jule Lindner führt deutsche Medaillen-Tradition über die Hindernisse fort
Foto: © Jan Papenfuß/DLVJule Lindner hat am Samstag bei der U20-EM in Tampere (Finnland) die Silbermedaille über 3.000 Meter Hindernis gewonnen. Die 19-Jährige hatte im Vorfeld zu den Medaillenkandidatinnen gezählt und sich im Vorlauf trotz eines Sturzes äußerst souverän präsentiert. Den Schmerz spürte die Bambergerin im Finale zwar noch. Doch sie lieferte dennoch ein herausragendes Rennen ab. Gemeinsam mit den beiden weiteren Favoritinnen, der Jahresschnellsten aus Norwegen Andrea Nygård Vie und Titelverteidigerin Karolina Jarosova aus Tschechien, setzte sie sich langsam, aber stetig von den Verfolgerinnen ab.
An der Zwei-Kilometer-Marke waren die Medaillen-Anwärterinnen zu dritt unterwegs, dann jedoch musste die Tschechin aussteigen. Und das Rennen entwickelte sich zu einem spannenden Kampf um Gold. Die Norwegerin versuchte, sich abzusetzen, Jule Lindner konnte immer wieder gegenhalten. Auf der Schlussrunde probierte sie noch einmal, heranzukommen, doch in 9:57,59 Minuten hatte Andrea Nygård Vie die schnellsten Beine.
Zweitschnellste Zeit der Karriere
In 9:58,77 Minuten rannte die DLV-Athletin dahinter zu Silber. In dem Meisterschaftsrennen verfehlte sie ihre Bestzeit nur um drei Sekunden und unterbot zum zweiten Mal in ihrer jungen Karriere die zehn Minuten. Entsprechend riss sie nach dem Zieleinlauf triumphierend die Arme nach oben und winkte in Richtung Tribüne, wo ihre Mannschaftskolleginnen und -kollegen standen und sie bejubelten – inklusive Zwillingsschwester Emma, die nach einer Umarmung enteilte, um sich auf das 1.500-Meter-Finale vorzubereiten, das später am Abend ansteht. Das Podium im Tampere komplettierte mit Respektabstand die Tschechin Ema Berková (10:09,71 min).
Jule Lindner setzte in Tampere eine eindrucksvolle Serie fort: Seit 2017 blieben die deutschen Hindernisläuferinnen bei U20-Europameisterschaften nie ohne Medaille. Damals stand in Grosseto (Italien) Lisa Oed ganz oben auf dem Podest, 2019 räumten Paula Schneiders und Josina Papenfuß Gold und Bronze ab. 2021 siegte Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier), die sich mittlerweile als Deutsche Meisterin und Olympia-Teilnehmerin einen Namen gemacht hat. Und vor zwei Jahren in Jerusalem holte sich Adia Budde (LAV Stadtwerke Tübingen), jüngst bei U23-EM und Universiade mit Bronze dekoriert, wie nun Jule Lindner Silber.
Stimme zum Wettbewerb
Jule Lindner (LG Bamberg):
„Ich hätte den Rennverlauf nicht so erwartet. Ich dachte, dass die Tschechin nach vorn laufen wird. Aber meine Taktik war auch, wenn es zu langsam ist, ein bisschen Tempo zu machen. Weil sonst zu viele mitlaufen und es am Schluss schwierig wird. Wir haben uns als Favoriten-Trio abgesetzt und es unter uns ausgemacht, auch wenn die Tschechin dann aussteigen musste. Aber ich fand, dass sie gestern schon in der Qualifikation nicht ganz so souverän wirkte. Der Sturz von gestern hat mich vor dem Finale schon noch beschäftigt – mein Knie ist blau und es tut auch weh beim Laufen. Heute Morgen bin ich aus dem Bett aufgestanden und konnte geradeso gehen. Wegen der Schmerzen hatte ich schon ein bisschen Angst, aber ich habe es dann durchbewegt und habe es im Rennen nicht mehr gemerkt. Das Rennen hat sehr viel Spaß gemacht. Es war richtig laut und ich konnte es richtig genießen. Dass es jetzt endlich mit einer internationalen Medaille geklappt hat, ist super. Ich wusste, dass ich es schaffen kann, und bin froh, dass es funktioniert hat – auch wenn es knapp an Gold vorbei war. Aber es kommt meine Zeit und dann werde ich auch gewinnen.“
Nova Kienast besteht die Nervenprobe und holt Gold
Foto: © Jan Papenfuß/DLV
In einem nervenaufreibenden Hammerwurf-Finale hat Nova Kienast am Samstag bei der U20-EM in Tampere die Goldmedaille gewonnen. Der Gold-Wurf gelang ihr im letzten Durchgang, bis dahin hatte sie auf Rang vier gelegen.
Der erste Wurf von Nova Kienast streifte das Netz und wurde mit 62,48 Metern gemessen. Anschließend steigerte sie sich auf 64,25 und im dritten Versuch auf 65,57 Meter. Damit ging sie als Dritte in den Endkampf. Vor der 18-Jährigen hatten sich mit neuer Bestleistung von 67,38 Metern Marie Rougetet aus Frankreich sowie Lokalmatadorin Pinja Kärhä (66,07 m) eingereiht. In Runde vier verdrängte dann die Schwedin Patricia Kamga, die in der Qualifikation mehr als 69 Meter erzielt hatte, Nova Kienast mit 65,96 Metern aus den Medaillenrängen.
Und Nova Kienast? Feuerte ihr Arbeitsgerät zweimal ganz weit raus. Beide Male landete der Hammer jedoch außerhalb des Sektors. So war vor dem letzten Durchgang klar: Der muss sitzen! Der Hammer flog und landete weit hinter der 65-Meter-Linie. 67,93 Meter leuchteten auf der Anzeigetafel auf. Die Führung und zugleich der zweitbeste Wurf in der noch jungen Karriere der Hammerwerferin, die sich noch im ersten U20-Jahr befindet. Kurz musste sie noch zittern, dann stand fest: Keine der drei folgenden Werferinnen hatte mehr etwas entgegenzusetzen. Gold war besiegelt.
Clara Hegemann zufriedene Fünfte
Positiv gestimmt war auch Teamkollegin Clara Hegemann (LG Stadtwerke München). Die 18-Jährige, die sich mit neuer Bestleistung fürs Finale qualifiziert hatte, wurde mit 63,67 Metern Fünfte und erreichte damit ihr selbst gestecktes Ziel. Alle drei gültigen Würfe waren weiter als 63 Meter, damit bewies die U18-Europameisterin Konstanz.
Unglücklich verlief das Finale für die Dritte im Bunde: Johanna Marrwitz. Die Vereinskollegin von Clara Hegemann musste zwei ungültige Versuche hinnehmen, darunter auch einen weiten Wurf, der sie wohl in den Kreis der Besten katapultiert hätte, den sie aber nicht halten konnte. 59,41 Meter im dritten Durchgang brachten sie auf den unglücklichen neunten Platz.
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Nova Kienast (SCC Berlin):
„Das ist unglaublich, ich habe es noch gar nicht realisiert. Ich war nach dem fünften Versuch gar nicht auf den Medaillenrängen. Dann wusste ich, dass ich noch eine Chance habe und sonst weg bin vom Fenster. Ich hatte mich heute im Wettkampf deutlich besser gefühlt als in der Qualifikation. Auch bin ich überraschend ruhig geblieben bis zum letzten Versuch. Vor dem Wettkampf war es für mich auch deutlich besser als gestern und ich habe versucht, mich noch einmal zu sammeln und habe mit Tabea gesprochen, unserer Sportpsychologin. Ich habe versucht, noch mal Spaß zu haben und hoffe, dass wir jetzt groß feiern können.“
Clara Hegemann (LG Stadtwerke München):
„Ich wollte die Top Fünf erreichen, somit ist das Ergebnis voll okay. Es war heute nicht so gut wie in der Qualifikation, wahrscheinlich war ich etwas nervöser. Meine beiden Würfe beim Einwerfen waren ungültig, deswegen hatte ich mir am Anfang schon Druck gemacht, dass ich den ersten Versuch nicht direkt ungültig mache. Der fünfte Platz macht jetzt auf jeden Fall Bock auf mehr nächstes Jahr. Jetzt werde ich noch die Teamkolleginnen und -kollegen anfeuern und so viel wie möglich mitnehmen aus Tampere.“
Gold! Judith Mokobe auf den Spuren von Gina Lückenkemper
Foto: © Jan Papenfuß/DLVAls Drittschnellste war Judith Bilepo Mokobe zur U20-EM nach Tampere (Finnland) gereist. Im Halbfinale hatte die Mainzerin am Samstagnachmittag als Schnellste eindrucksvoll ihre Medaillen-Ambitionen untermauert und in 23,11 Sekunden ihre Bestzeit eingestellt. So stieg der Druck vor dem Finale, das nur wenige Stunden später am frühen Samstagabend anstand. Doch diesem Druck konnte die 18-Jährige standhalten.
Ausgangs der Kurve war das Medaillenrennen noch nicht entschieden, mehrere Sprinterinnen lagen dicht beieinander. Doch Judith Mokobe kämpfte sich durch den Wind, der mit -2,0 Meter/Sekunde stark von vorn wehte. Sie zog auf der Zielgeraden vorbei an der Tschechin Terezie Táborská. Dann kam auch die Britin Lucy Tallon noch stark auf, die im Halbfinale ebenfalls überzeugt hatte. Doch Judith Mokobe zog durch und rettete den Vorsprung ins Ziel!
23,40 Sekunden brachten der Mainzerin ihren ersten internationalen Titel, im Vorjahr hatte sie es bei der U20-WM in Lima (Peru) ins Halbfinale geschafft. Lucy Tallon lag in 23,49 Sekunden im Tausendstel-Finish vor Terezie Táborská.
In den Fußstapfen von Gina Lückenkemper
Die erste deutsche Goldmedaille bei der U20-EM wurde vom deutschen Sprint-Team bejubelt, das auf der Tribüne Spalier stand für die Europameisterin, die mit der Deutschlandfahne ihre Ehrenrunde drehte und sich auf dem Weg zur Mixed Zone die Glückwünsche abholte. Für die Mainzerin war der Titel die Krönung einer starken Saison, die zwischenzeitlich durch eine Verletzungspause unterbrochen worden war.
Judith Mokobe trat damit in die Fußstapfen der späteren Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin), die vor zehn Jahren als letzte DLV-Sprinterin U20-Europameisterin über 200 Meter geworden war. Diese hatte damals im schwedischen Eskilstuna triumphiert. Eine U20-EM in einer anderen nordeuropäischen Stadt brachte am Samstag Lückenkempers „Nachfolgerin“ Judith Mokobe Glück.
Stimme zum Wettbewerb
Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz)
„Das ist wie ein Traum und ich realisiere es wirklich nicht. Die Freude ist so groß und ich bin einfach nur dankbar. Ich bin so glücklich. Allein, dass ich im Halbfinale meine PB noch einmal einstellen konnte, hat den Druck etwas erhöht für das Finale. Aber es hat mir auch viel Selbstbewusstsein gegeben und mir gezeigt, dass ich diese schnellen Zeiten wirklich laufen kann und das kein Zufall war. Ich wusste, dass ich im Finale alles geben muss und die Zeit egal ist, dass ich einfach als Erste im Ziel ankommen muss. Den Wind habe ich nicht so stark bemerkt, aber ich wusste, dass die Konkurrenz stark ist. Deswegen habe ich bis zum Ziel durchgezogen. Als ich dann als Erste über die Ziellinie gesprintet bin, war das ein Wow-Gefühl, dass ich es endlich geschafft habe und sich all die Arbeit gelohnt hat und Gold wert ist.“
Svenja Sapper – Deutscher Leichtathletik-Verband – DLV
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