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Träume fliegen hoch – Ein Kommentar zum Abschneiden des DLV-Teams bei den Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn 2025 von Dr. Wolfgang Blödorn
Träume fliegen hoch – die Landung ist oftmals unsanft, wenn Träume auf Wirklichkeit treffen. Unter dieser allgemein bekannten Floskel kann man das Abschneiden des DLV-Teams bei den am Sonntag beendeten Hallen-Europameisterschaften 2025 im holländischen Apeldoorn zusammenfassen.
Von den 81 zu vergebenden Medaillen stand der DLV ganze vier Mal auf dem berühmten Treppchen. Unter den Medaillen ist keine Goldene zu finden. Dies bedeutet Platz 16 im Medaillenranking (siehe Tabelle). Die Träume und Hoffnungen der DLV-Funktionäre, Trainer und Athleten erfüllten sich bei internationalen Meisterschaften wieder einmal nicht.
Rank |
Nation |
Gold |
Silver |
Bronze |
Total |
1 |
Netherlands |
7 |
2 |
0 |
9 |
2 |
Italy |
3 |
1 |
2 |
6 |
3 |
Norway |
3 |
1 |
1 |
5 |
4 |
Switzerland |
2 |
3 |
0 |
5 |
5 |
Poland |
2 |
1 |
1 |
4 |
6 |
Ukraine |
2 |
0 |
0 |
2 |
7 |
France |
1 |
3 |
4 |
8 |
8 |
Great Britain |
1 |
3 |
3 |
7 |
9 |
Spain |
1 |
1 |
2 |
4 |
10 |
Romania |
1 |
1 |
0 |
2 |
11 |
Ireland |
1 |
0 |
2 |
3 |
12 |
Finland |
1 |
0 |
1 |
2 |
13 |
Bulgaria |
1 |
0 |
0 |
1 |
Greece |
1 |
0 |
0 |
1 |
|
Hungary |
1 |
0 |
0 |
1 |
|
16 |
Germany |
0 |
2 |
2 |
4 |
17 |
Belgium |
0 |
2 |
1 |
3 |
Sweden |
0 |
2 |
1 |
3 |
|
19 |
Portugal |
0 |
1 |
3 |
4 |
20 |
Czech Republic |
0 |
1 |
2 |
3 |
21 |
Slovenia |
0 |
1 |
1 |
2 |
22 |
Serbia |
0 |
1 |
0 |
1 |
23 |
Luxembourg |
0 |
0 |
1 |
1 |
Totals (23 entries) |
28 |
26 |
27 |
81 |
Platz Fünf in der Nationenwertung bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles, auch noch nach dem schlechten Abschneiden bei den letzten Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen von Paris 2024, ist seit längerem das vollmundig angekündigte Leistungsziel der DLV-Führung.
Wie diese Hoffnung nach dem Abschneiden der Hallen-Europameisterschaften 2025 noch erreicht werden soll, ist mehr als nur fraglich.
Sicher, einige der deutschen Topathleten nahmen nicht teil, waren krankheitsbedingt leistungsmäßig geschwächt oder hatten auch kein Glück. Aber diese Ausreden gelten auch für die anderen Nationen, die in Apeldoorn teilnahmen. Deshalb kann diese Entschuldigung für den DLV nicht gelten. Der DLV muss nach tiefergehenden Ursachen dieser schon langanhaltenden internationalen Leistungsschwäche von DLV-Athleten suchen.
Die Gründe und Ursachen des schwächelnden DLV sind komplex. Das Zusammenspiel von Talentsuche und Talentauswahl, die Vorbereitung auf den jeweiligen Leistungshöhepunkt sowie die Struktur der Leistungsförderung auf Bundes- und Landesebene, um nur drei Beispiele zu nennen, scheinen verbesserungsfähig und verbesserungsbedürftig.
Dies in Angriff zu nehmen und zu ändern, ist Aufgabe der DLV-Führung und kann nicht an die Vereine oder Athleten delegiert werden.
Neben grundsätzlich strukturellen Schwächen sind auch deutliche Schwächen in einzelnen Disziplinblöcken erkennbar. Dies wird anscheinend auch im DLV schon gesehen. So wird im Vorbericht zu Apeldoorn auf Leichtathletik.de von Schwächen im Laufbereich gesprochen. Diese Schwächen sind aber eklatant und schon häufiger benannt worden. Auch hier auf GRR!
Kein Start für Frauen und Männer in Apeldoorn über 400 m. Fehlanzeige auch für die Frauen- und Männerstaffel über 4×400 m. Selbst für die 4×400 m-Mixstaffel hat es nicht für eine Teilnahme gereicht.
Über die 800 m-Distanz hat es nur für die Teilnahme am Vorlauf bei den Frauen gereicht. Die Männer waren auf dieser Distanz überhaupt nicht vertreten.
Auf der 1500 m-Strecke war das Geschlechtsverhältnis umgekehrt. Keine Frau durfte sich dem Wettkampf stellen. Von den zwei Männer scheiterte der eine im Vorlauf, der andere stürzte im Finale.
Auch über die 3000 m gelang keiner Läuferin, keinem Läufer der Sprung auf das berühmte Treppchen. Bei den Frauen war nur eine Läuferin mit Platz 7 im Finale der zwölf Schnellsten aus den Vorläufen vertreten. Von den drei Männern erreichte zwei das Finale der besten Zwölf. Mit Platz 7 und Platz 9 war das Ergebnis bei den Männern nicht besser.
Zu den DLV-Teilnehmern auf den Mittel- und Langstrecken ist noch eine Randnotiz zu machen: Kaum eine Spitzenläuferin und oder ein Spitzenläufer trainiert noch in Deutschland oder unter der Führung des Bundestrainers.
Eine ketzerische Frage hierzu: Benötigt man die Bundestrainer überhaupt noch?
Zusammengefasst zeigt das Abschneiden des DLVs bei den Hallen-Europameisterschaften 2025 sich nicht als international leistungsstark. Noch nicht einmal auf europäischer Ebene! Dabei ist die Stärke der anderen, bevölkerungsärmeren Nationen bemerkenswert und sollte der DLV-Führung zu denken geben. Kleinere Nationen gewinnen im Gegensatz zu Deutschland teilweise quer durch alle Disziplinblöcke Medaillen.
Was läuft dort besser als im DLV?
Das DLV-Ziel Platz fünf in der Nationenwertung bei den Olympischen Spielen 2028 scheint unter den derzeitigen strukturellen Bedingungen im DLV unerreichbar zu sein. Ein Umdenken und Umlenken in der Führung des DLV ist schon jetzt für die Olympischen Spiele 2032 unerlässlich.
Die deutsche Leichtathletik darf nicht zur Randsportart verkommen!
Dr. Wolfgang Blödorn
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