Was für ein Schweizer Leichtathletik-Abend an der Hallen-EM in Apeldoorn (NED): Die Stabhochspringerin Angelica Moser gewann Gold, die Weitspringerin Annik Kälin und der Siebenkämpfer Simon Ehammer holten Silber innert 45 Minuten!
Moser egalisierte den Schweizer Hallenrekord (4,80 m), Kälin (6,90 m) und Ehammer (6506 Punkte) verbesserten ihre Landesrekorde.
In der Abend-Session des dritten Tages stachen alle Schweizer Trümpfe. Angelica Moser (LC Zürich) flog mit 4,80 m zu Gold. Die Europameisterin im Freien ist somit zum zweiten Mal auch Europameisterin in der Halle. Nach je einem Fehlversuch über 4,70 m und 4,75 m meisterte die 27-jährige Andelfingerin die 4,80 m im ersten Anlauf. An diese Höhe kam keine Konkurrentin heran. Silber ging an die Slowenin Tina Sutej (4,75), Bronze an die Französin Marie-Julie Bonnin (4,70).
Moser egalisierte damit den Schweizer Hallenrekord von Nicole Büchler. Im Freien hatte sie den Schweizer Rekord im vergangenen Sommer auf 4,88 m gesteigert. An der Höhe von 4,89 m scheiterte Moser dreimal, als die Goldmedaille schon sicher war. Für die letztjährige Olympia-Vierte und nunmehr dreifache Europameisterin ist es die insgesamt elfte internationale Goldmedaille nach sieben in der Nachwuchskategorie. Auf Elite-Stufe sammelte die frühere Siegerin des UBS Kids Cups (2012) vier Grossanlass-Titel in Torun 2021 (Hallen-EM), Chengdu 2023 (World University Games), Rom 2024 (Freiluft-EM) und nun in Apeldoorn.
Annik Kälin mit Riesensatz zu Silber und Schweizer Rekord
Auch Annik Kälin (AJ TV Landquart) durfte sich über eine Medaille freuen. Die 24-jährige Bündnerin gewann Silber im Weitsprung, womit die Mehrkämpferin den Spezialistinnen eine Medaille wegschnappte. So liess Kälin überraschend die Favoritin Malaika Mihambo aus Deutschland hinter sich. Mit 6,90 m stellte Kälin einen Schweizer Hallenrekord auf. Sie übertraf die alte Marke (6,77 m), die sie in der Qualifikation egalisiert hatte, um 13 cm. Outdoor steht die Rekordfrau mit 6,84 m zu Buche.
Auf Hallen-Europameisterin Larissa Iapichino aus Italien fehlten Kälin lediglich 4 cm. Die Medaille ist ein verdienter Lohn für die dreifache Siegerin des UBS Kids Cups. Kälin hat sich seit ihrer Bronzemedaille an der EM 2022 in München als Mehrkämpferin kontinuierlich gesteigert. Doch erst nach zweieinhalb Jahren wurde die Leistungssteigerung wieder mit einer Medaille belohnt. Zuvor hatte der Olympia-Vierten im Mehrkampf mehrmals nur wenig zum (Medaillen-)Coup gefehlt.
Vierte Mehrkampf-Medaille für Simon Ehammer
Simon Ehammer (TV Teufen) gewann Silber im Siebenkampf. Damit sicherte er sich die vierte Medaille an einem internationalen Grossanlass im Mehrkampf und die erste an der Hallen-EM. Der 25-jährige Appenzeller musste sich einzig dem Norweger Sander Skotheim geschlagen geben. Vor einem Jahr in Glasgow, als Ehammer Hallen-Weltmeister wurde, hätte Skotheim ihn beinahe noch abgefangen. Diesmal lag Ehammer vor dem abschliessenden 1000-m-Lauf nur 50 Punkte vor dem 22-Jährigen, der auf der Bahn eine beeindruckende Leistung zeigte und das Rennen für sich entschied. Mit 6558 Punkten stellte Skotheim einen Europarekord auf. Ehammer verbesserte mit 6506 Punkten den Schweizer Rekord um satte 88 Zähler und blieb ebenfalls noch über der alten Europarekordmarke.
Der Athlet aus der «UBS Kids Cup-Generation» hatte am zweiten Tag mit 7,68 Sekunden im Hürdensprint die Führung im Zwischenklassement erneut an sich gerissen. Der Stabhochsprung endete remis, beide Athleten überquerten 5,10 m. Ehammer zeigte zwei gute Leistungen. Um Skotheim für den 1000-m-Lauf in Bedrängnis zu bringen, hätte es aber einen Exploit in den vorangegangenen Disziplinen gebraucht – so wie am ersten Tag im Weitsprung und im Kugelstossen.
Da am Samstag Ditaji Kambundji (STB) bereits Gold über 60 m Hürden abstaubte, führt die Schweiz den Medaillenspiegel an dieser Hallen-EM an.
Finaleinzug für Pellaud und Werro über 800 m, U23-Rekord für Wipfli
Rachel Pellaud (FSG Bassecourt) hatte an ihrem 30. Geburtstag das Hundertstelglück auf ihrer Seite. Sie warf sich nach 2:03,53 Minuten zwei Hundertstel vor der viertplatzierten Wilma Nielsen (SWE) ins Ziel und qualifizierte sich erstmals für einen Final an einem internationalen Grossanlass. So wie an der Hallen-EM vor zwei Jahren in Istanbul (TUR) ist die Schweiz auch in Apeldoorn mit zwei Athletinnen im Final vertreten. Audrey Werro (CA Belfaux) sicherte sich als Siegerin des ersten Halbfinals ebenfalls die Finalqualifikation (2:01,76). Für Lore Hoffmann (ATHLE.ch, 2:03,82) bedeutete der Halbfinal Endstation.
Trotz verpasster 800-m-Finalqualifikation trumpfte Ramón Wipfli (STB) gross auf. In einem schnellen Halbfinallauf verbesserte Wipfli mit 1:47,30 Minuten den 38-jährigen Schweizer U23-Rekord von Gert Kilbert (1:48,00). Damit liegt der Mittelstreckenspezialist in der ewigen Schweizer Hallen-Bestenliste hinter André Bucher, Ivan Pelizza und Markus Trinkler an 4. Stelle.
William Reais (LC Zürich) konnte nicht an seiner Leistung vom Vorlauf anknüpfen. Der Schweizer Meister musste in den 60-m-Halbfinals die Segel streichen. Er wurde in seiner Serie in 6,70 Sekunden Achter.
Am Sonntag beginnen die Wettkämpfe um 09.00 Uhr.
Live im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS und RSI) berichtet im TV und/oder online täglich live von der Hallen-EM und macht zahlreiche Interviews mit den Schweizer Athletinnen und Athleten. Swiss Athletics berichtet sowohl in den sozialen Medien (Instagram und Facebook) als auch auf der Verbands-Website ausführlich über die Hallen-EM. Athletix.ch, der Foto-Partner von Swiss Athletics, publiziert auf der Website www.athletix.ch jeden Tag aktuelle Bilder des Schweizer Teams.
Apeldoorn (NED). Hallen-EM (3. Tag, Abend-Session). Männer. 60 m. Halbfinals. 1. Serie: 8. William Reais (LC Zürich) 6,70. Reais als 22. ausgeschieden. – 800 m. Halbfinals. 2. Serie: 8. Ramón Wipfli (STB) 1:47,30. Wipfli als 14. ausgeschieden. – Siebenkampf: 2. Simon Ehammer (TV Teufen) 6506 (Schweizer Rekord) (Einzelresultate: 60 m 6,81; Weit 8,20 m; Kugel 15,15 m; Hoch 1,98 m; 60 m Hürden 7,68; Stab 5,10; 1000 m 2:41,76). – Frauen. 800 m. Halbfinals. 1. Serie: 1. Audrey Werro (CA Belfaux) 2:01,76. 2. Serie: 3. Rachel Pellaud (FSG Bassecourt) 2:03,53. 5. Lore Hoffmann (ATHLE.ch) 2:03,82. Werro und Pellaud im Final, Hoffmann ausgeschieden. – Weit. 2. Annik Kälin (AJ TV Landquart) 6,90 (Schweizer Rekord). – Stab: 2. Angelica Moser (LC Zürich) 4,80 (= Schweizer Rekord).
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Quelle: Swiss Athletics – (ds/SDA)