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03
01
2025

Der Berliner "Brockenlauf" zum Jahresende 2024. Klein, aber fein. - Foto: Klaus Weidt

„Brockenläufe“ in Berlin. Die gibt’s tatsächlich schon lange. Beim letzten Jahresende sogar an vier Tagen. Von einer Weltrekordlerin organisiert. Klaus Weidt berichtet.

By GRR 0

Man glaubt im ersten Moment, der Berliner übertreibt wieder mal. Brockenläufe?

Die Erfinderin Sigrid Eichner schmunzelt da nur. Und erklärt: Der Brocken im Harz ist 1.141 Meter hoch. Wer auf der „Oderbruchkippe“ im Prenzlauer Berg einen Marathon über 18 Runden mit jeweils 87,2 Höhenmetern läuft, hat im Ziel eine 1.569,6-m-Höhe geschafft!

Eichner organisiert die Berliner Brockenläufe im Prenzlauer Volkspark seit 2009. Zwei Jahre zuvor hatte sie im Plänterwald bereits mit langen Wettkampfläufen zum Jahresende begonnen, wechselte dann aber, weil sie näher an der Oderbruchkippe wohnte. Die Resonanz war anfangs noch gering, steigerte sich aber von Jahr zu Jahr, so dass sie die Teilnahme bald begrenzen musste.

Die liebevoll gestaltete Medaille für Marathon und Halbmarathon – Foto: Klaus Weidt

„Klein, aber fein“, sagt sie, die diese Höhenläufe fast allein über drei, diesmal vier Tage ausrichtet. Viele nennen die auch mit Rückblick auf die Weihnachtsfeiertage „Speck weg Serie“. Auf Zeiten kommt es nicht an, mitmachen, durchstehen… Eine Medaille erhält jeder im Ziel.

Da kommen sie von überallher, melden sich oft schon Monate vorher an. Am letzten Jahresende hatte sie sogar vier Marathon- und Halbmarathon-Tage im Programm. Trotz kühlen und teils regnerischen Wetters hielten alle durch. Sechs absolvierten sogar alle vier Marathon-Brocken. Zwei Paare darunter, von denen Peer und Claudia Covaleiro wohl die weiteste Anfahrt nach Berlin hatten – sie kamen aus Viersen an der holländischen Grenze. Sie zählen zum 100-Marathon-Club, von deren Mitglieder natürlich oft viele bei den Jahresendläufen präsent sind.

Übergabe der Medaillen für die Ersten des „Halben“ durch Sigrid Eichner – Foto: Klaus Weidt

Sind schon diese Brockenläufe auf der sogenannten Oderbruchkippe, einem Schuttberg der Nachkriegszeit, eine Einmaligkeit, dann ist es die Organisatorin erst recht. Sigrid Eichner nämlich ist Weltrekordlerin. Eine ganz besondere. Mit den meisten absolvierten Marathonläuen. Als sie diesmal die Runden zählte, hatte sie selbst bereits 2.399mal die 42,195-m-Distanz in ihrem 84jährigen Leben zurückgelegt. Oft sogar mehr, bei den Ultras. Damit steht sie heute im Guinnessbuch der Rekorde. Ihre Laufanfänge liegen bis Anfang der 70er Jahre zurück, als die Aktion „Eile mit Meile“ über Jahre hinweg viele in der DDR in Bewegung brachte. Der Rennsteiglauf folgte bei ihr danach mit seinen damals noch 45 Kilometern.

Der „Sturmvogel“, so auch benannt, stürmt heute immer wieder von neuem, wenn auch langsamer, und ist zugleich bemüht ist, auch andere stürmen zu lassen. An gute Laufideen knüpft sie immer wieder an. Sie sollen reizvoll sein, zum Mitmachen animieren. Die Brockenläufe im Berliner „Prenzlberg“ sind so etwas, manchen vielleicht auch noch unbekannt.

Zeiten spielen da weniger eine Rolle. Bei einem dieser „Brocken“ mit ihren Höhenmetern bewegten sie sich bei den beiden Paaren so zwischen sechs und sieben Stunden.

Sigrid Eichner vor ihrer riesigen Medaillen-Wand zu Hause – Foto: Klaus Weidt

Als nach vier Tagen alle Brockenläufer wieder verschwunden waren, zog sich Sigrid Eichner selbst ihre Laufsachen an und absolvierte auf ihrer Oderbruchkippe ihren 2024 abschließenden Marathon.

Den 2400.!

Klaus Weidt

Wo auch blinde Kinder laufen können. Weimar macht von sich reden. Auch mit Treffs für Menschen mit Seheinschränkung und einem Spendenlauf. Klaus Weidt berichtet.

 

author: GRR