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Kommentar: Absurder Wettlauf um den Marathon-Rekord – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Stets lief der 32 Jahre alte Olympiasieger von Rio hinter einer Phalanx von sechs frischen Tempomachern sowie hinter einem Elektrofahrzeug mit einer mehrere Quadratmeter großen Zeitanzeige, ein Helfer drückte ihm Energie-Getränke vom Fahrrad aus in die Hand – der Versuch sollte zeigen, tönte die PR-Maschinerie des Unternehmens, was menschlich möglich ist.
Kipchoge wirkte allerdings übermenschlich. Bis wenige Kilometer vor dem Ziel hielt er das Tempo von 2:50 Minuten pro Kilometer, von 17 Sekunden pro hundert Meter durch; und als er auf der letzten von achtzehn Runden nachließ und das Gesicht verzog, wirkte das wie ein Lächeln. Lelisa Desisa, zweimal Sieger von Boston, und der fünfmalige Halbmarathon-Weltmeister Zersenay Tadese konnten nicht einmal die halbe Strecke mithalten.
Kipchoges Zeit von 2:00:25 Stunden wird wegen der irregulären Bedingungen bei diesem von der Öffentlichkeit abgeschirmten Event nicht als Weltrekord anerkannt; auch war von Doping-Kontrollen nichts zu hören.
Doch dürfte als sicher gelten, dass Kipchoge noch in diesem Jahr die 2:02:57 von Dennis Kimetto unterbietet. Das könnte beim Berlin-Marathon Ende September geschehen; die Stadt hat die beste Strecke.
Könnte aber auch sein, dass in Adidas der nächste Sportartikelhersteller in den Wettbewerb um die zwei Stunden einsteigt und Berlin als Bühne für sich beansprucht. In dem Fall würde ein Konkurrent, zumal mit Vertrag bei Nike, stören. An seiner Stelle wären Rekordhalter Kimetto und der ehemalige Rekordhalter Wilson Kipsang Kandidaten für einen ähnlichen Versuch, wie ihn Kipchoge nun unternahm.
Der Sportwissenschaftler Yannis Pitsiladis, der mit seinem Projekt „sub2hrs“ Nike erst auf die Idee zu dem Event vom Wochenende brachte, befeuert Spekulationen und den nächsten Wahnsinns-Lauf mit seiner Ankündigung, mit Hilfe eines Sponsors eine Strecke für den optimalen Marathon zu bauen; zu seinen Überlegungen gehört, auf Pontons auf dem Toten Meer zu laufen und in einer Halle.
Die Herausforderung zwei Stunden wird noch seltsame Blüten treiben.
Man könnte doch, hat jemand vorgeschlagen, die besten Läufer in einem Bus stellen, aus dem der Boden entfernt ist, und so über die Strecke fahren. Vor allen äußeren Einflüssen geschützt, würden sie so schnell laufen wie nie zuvor.
Die Idee illustriert, wie absurd der Wettlauf ist.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Sonntag dem 7. Mai 2017
Autor: Michael Reinsch, Korrespondent für Sport in Berlin.
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