Frauenspitze mit Konstanze Klosterhalfen (links) und der späteren Siegerin Nadia Battocletti. - Foto: Jens Priedemuth
„Koko“ mit Glanzauftritt in Antalya – Konstanze Klosterhalfen krönt „late season“ mit Silber bei den Cross-Europameisterschaften – Wilfried Raatz berichtet
Überraschungscoup der U23-Juniorinnen – Licht und Schatten im deutschen Team
Die favorisierten Jakob Ingebrigtsen und Nadia Battocletti sorgten mit ihren letztlich überzeugenden Siegen bei den SPAR European Cross-Country-Championships in der türkischen Urlaubsmetropole Antalya für die Glanzpunkte einer Veranstaltung, die auf einem direkt neben dem idyllischen Dokumapark gelegenen Brachgelände mit einer extra angelegten mit Gras angelegten Cross-Strecke.
Eher unprogrammgemäss verlief der Auftritt der deutschen Mannschaft, für die es neben einigen überaus erfreulichen Platzierungen aber auch kräftige Enttäuschungen gab.
Dabei schaffte Konstanze Klosterhalfen nach längerer, verletzungsbedingter Abstinenz ein Silber glänzendes Comeback. Mit viel Mut und den Glauben an die wiedergewonnene Leistungsstärke bot sie noch in der Schlussrunde der favorisierten Nadia Battocletti als Einzige der insgesamt 80 Starterinnen Paroli, musste die Olympiazweite über 10.000 m allerdings mitte der Runde ziehen lassen.
Bei einer Siegerzeit von 25:43 Minuten für die Italienerin blieb „Koko“ auf der 7.832 m langen Strecke nur elf Sekunden zurück, anders als vor zwei Wochen, als sie bei einem Crossrennen in Spanien gleich eine Minute auf Nadia verloren hatte. „Es war ein perfektes Rennen für mich! Ich bin erst einmal auf Nadia getroffen, aber im Cross weiß man ja nie…!“
Und bekannte, dass sie nur unter Mithilfe ihres neuen Trainers Oliver Mintzlaff aus der Formkrise gekommen sei und vor ihrem überaus starken Halbmarathonrennen in Valencia (1:07:07) im kenianischen Höhentrainingslager in Iten die richtige Form für die „late Season“ wieder erlangt hat.
Die gewiss mit Medailenchancen ins Rennen gegangene Frauenmannschaft jedoch wurde mit 54 Punkten lediglich Sechste, wenn auch nur um acht Punkte getrennt vom Bronzerang. Und diesen holte sich hinter Italien (33) und Großbritannien (36) das belgische Team um die überraschend starke Fünfte Jana van Lent. Keine rechte Erklärung hatten Hanna Klein (20.), Domenika Mayer (32) und vor allem Eva Dieterich (48.) über die nicht zufriedenstellenden Platzierungen. „Es war von der ersten Minute extrem hart, ich habe nie meinen Rhythmus gefunden. Ehrlich: Ich bin das ganze Rennen am Anschlag gelaufen!“ so die in Riesenbeck zu ihrem ersten Crosstitel gelaufene Hanna Klein.
Zu seinem siebten EM-Titel im Crossparcours lief Jakob Ingebrigtsen, am Ende mit spielerischer Leichtigkeit gegen den eigentlich stark laufenden Italiener Yemaneberhan Grippa. Nach vier U20-Titeln holte sich der norwegische 5000 m-Olympiasieger nun bereits den dritten Titel bei den Männern nach 22:16 Minuten für die 7.832 m lange Distanz und acht Sekunden Vorsprung. Titelverteidiger Yann Schrub (Frankreich) wurde Sechster.
Bester deutscher Läufer war der in Riesenbeck zum Titel gelaufene Markus Görger auf Platz 17. „Das Tempo war sehr hoch, mit meinem 17. Rang kann ich sehr zufrieden sein, vor allem, weil ich im Laufe des Rennens viele Plätze gutmachen konnte!“ Weniger glücklich waren hingegen Aaron Bienenfeld (23.), Filimon Abraham (38.) und Nick Jäger (48.). Das deutsche Team wurde Siebter (79), jubeln konnten Spanien (18), Belgien (37) und Großbritannien (39).
Nachdem die stets für eine Medaille sorgenden deutschen U20-Mädchen mit Julia Ehrle nach einem bravourösem Rennen als Vierte praktisch die Bronzemedaille zum Greifen hatte, lag das deutsche Team als Zehnte ebenso enttäuschend im weiteren Feld wie auch die U20-Jungen trotz einem starken Jakob Dieterich (13.) als Achter.
Für Julia Ehrle besonders ärgerlich, da sie praktisch erst auf der Zielline von der Dänin Sonja Thogersen überholt wurde, nachdem sie das komplette Rennen zusammen mit den zum Doppelsieg laufenden britischen Talenten Innes Fitzgerald und Jess Bailey die Spitze bildete.
Eine tollen Auftritt gelang den deutschen U23-Frauen.
U23-Braonzeteam mit v.l. Blanka Dörfel, Pia Schlattmann und Mia Jurenka. – Foto: Jens Priedemuth
Mit der international debütierenden Pia Schlattmann (4.), Blanka Dörfel (10.) und Mia Jurenka (26.) wurde das Team mit 40 Punkten hinter Großbritannien (24) und der Türkei (38) Dritte. Vor allem der couragierte Lauf von Pia überraschte, denn die praktisch erst in Riesenbeck in den Fokus geratene Läuferin der LG Brillux Münster lief von anfangs Rang 31 bis auf Rang 4 vor – und war gewiss total happy:
„Natürlich war ich sehr aufgeregt, aber das Team hat mir elbst noch im Callroom geholfen. Im Rennen konnte ich mich ständig weiter nach vorne kämpfen, dann waren es am Ende nur noch drei vor mir! Das war richtig cool!“
Wilfried Raatz