Symbolfoto: Victah Sailer
Interdisziplinärer Workshop zum informellen Sport in Wuppertal -Statement zur informellen Laufbewegung in Deutschland
Gäste aus ganz Deutschland und aus der Schweiz versammelten sich Mitte November zum 8. Interdisziplinären Workshop der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) auf Einladung des Instituts für Sportwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal, um grundlegende, empirische und politische Diskurse zum informellen Sport in Deutschland zu führen:
„Für den informellen Sport eintreten?“ lautete dazu die Fragestellung.
In seinem Auftaktreferat behandelte der Sportphilosoph Prof. Dr. Volker Schürmann von der Deutschen Sporthochschule Kölln Verbindlichkeiten und Unverbindlichkeiten im informellen Sport und sensibilisierte für nicht-kategoriale Merkmale in verschiedenen Settings des Sports. Prof. Dr. Ulrike Burrmann (Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Tim Bindel (Gutenberg Universität Mainz) stellten dialogisch aktuelle empirische Daten vor und identifizierten Unterstützungsbedarfe insbesondere bei jugendlichen Mädchen und jungen Menschen aus sozial deprivierten Quartieren.
Zusätzliche Inspiration boten u. a. eingeworbene Statements zu verschiedenen informellen Sportbereichen: Dabei bezog der Sportpädagoge Prof. Dr. Detlef Kuhlmann (Leibniz Universität Hannover) Position zur informellen Laufbewegung, die er geradezu als ein Paradebeispiel der informellen Sportentwicklung darstellte und auf deren Etablierung mit mehr als 50 Jahre Tradition verwies. Die informelle Laufbewegung umgibt mehrere Alleinstellungsmerkmale: Sie ist flächendeckend im ganzen Land angelegt und zugleich flüchtig, weil sie an keine besonderen Orte wie öffentliche Sportanlagen (z.B. Basketballfelder) oder Plätze (z.B. zum Skaten) gebunden ist.
Die informelle Laufbewegung enthält aber ebenso Verbindungslinien zum wettkampforientieren Laufen: Alle, die wollen, können jederzeit und ohne Mitgliedschaft im Sportverein an Volksläufen bis hin zum Marathon etc. teilnehmen, wo sich längst kommerzielle Laufanbieter im Vormarsch befinden. Für immer mehr Laufinteressierte geht die informelle Laufbewegung inzwischen mit einer digitalen Laufbewegung einher.
Es kommt zu immer mehr fragilen Kollektivierungen … der informelle Lauftreff immer am Samstag um 14 Uhr mit Start und Ziel am gleichen Ort mit einem Lauf über die immer gleiche Strecke war gestern!
Kuhlmann merkte auch kritisch an, dass das Laufen auch immer mehr zur „fremdgesteuerten Selbstoptimierung“ daherkommen kann – erst recht dann, wenn die gelaufene Zeit bzw. zurückgelegte Strecke sofort gepostet werden, um möglichst viele und positive Resonanzen aus der Community zu ernten, aus der dann die Motivation für den nächsten Lauf geschöpft wird …
Mit Blick auf die Fragestellung des Workshops hob Kuhlmann hervor, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich für die informelle Laufbewegung weiter einzusetzen – allein was die Verbesserung der Infrastruktur auf der kommunalen Ebene angeht, wenn z.B. für mehr und bessere Beleuchtung in Parkanlagen für das informelle Laufen bei Dunkelheit gesorgt werden soll.
Die Ergebnisse des 8. Interdisziplinären dvs-Workshops in Wuppertal bilden die Basis für eine Arbeitsgruppe, die ein dvs-Positionspapier zum informellen Sport in Deutschland erstellen soll.
Weitere Informationen auf der Homepage der dvs unter www.sportwissenschaft.de.
Weitere Informationen zum informellen Sport generell gibt es auch über die Interessenvertretung für den informellen Sport in Deutschland (idisid) an der Bergischen Universität Wuppertal über idisid@uni-wuppertal.de.
Quelle: dvs