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2024

München Marathon -Header

Neues Team wagt Sprung in das Haifischbecken München-Marathon – Auf einer Pressekonferenz erklärt Veranstaltungs-Mitbewerber Munich Athletics GmbH sein Konzept mit einem Zwei-Runden-Konzept – von Wilfried Raatz

By GRR 0

Neues Team wünscht sich noch mehr Teilnehmer bei der Traditionsveranstaltung in der bayerischen Metropole

Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Der Streit um die Ausrichtung des München-Marathon wird inzwischen mit scharfer Klinge ausgefochten, sodass nun Juristen im Streit um den künftigen Kurs des Traditionsmarathons in der bayerischen Landeshauptstadt das nächste Wort haben. Ob es allerdings das letzte sein wird, das sei dahin gestellt.

Auf der einen Seite streitet der seit nunmehr fast fünfundzwanzig Jahre als Race-Director agierende Gernot Weigl mit der Agentur run about Sport GmbH mit dem Pochen auf eine Art Gewohnheitsrecht und dem gerade erst vor wenigen Wochen mit einer neuen Rekordanmeldezahl von über 27.000 auf unterschiedlichen Strecken durchgeführten Marathonveranstaltung auf einem Ein-Runden-Kurs.

Auf der anderen Seite steht die nach einer Ausschreibung vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit einer mündlichen Zusage als vermeindlicher Gewinner ausgemachte Munich Athletics GmbH mit den Geschäftsführern Jacob Minah und Julia Riedl, die zugleich in Personalunion die Federführung in der LG Stadtwerke München innehaben. Deren Konzept sieht ein Zei-Runden-Kurs mit dem Schwerpunkt im Englischen Garten mit Cheering Zones als Stimmungs-Highlights vor.

Nachdem Gernot Weigl im Rahmen des 38. Internationalen GENERALI MÜNCHEN MARATHON im Verbund mit einer beauftragten Rechtsanwaltskanzlei um Maximilian Schmid eine Expertise des international anerkannten Fachmanns Marcel Altenburg von der Manchester University das Konzept des Mitbewerbers Munich Athletics GmbH als nicht durchführbar darstellte, gingen nun diese in die Offensive und erklärten in einer Pressekonferenz die Plausibilität ihres Konzepts.

Nach Aussage des LG-Stadtwerke-Präsidenten Jacob Minah sei man angetreten, das ursprüngliche Konzept des Münchner Marathons zu überarbeiten und weiterzuentwickeln. Mit frischen Ideen und einer Streckenführung, die durch geringere Straßensperrungen eine deutlich niedrige Belastung der Bevölkerung mit sich führen würde. Und mehr Läufer und Zuschauer an den für die Marathonläufer zweimal zu belaufenden Rundkurs anlocken sollen.

Minah nennt die noch bis Ende November laufende Petition unter dem Titel „Rettet den München-Marathon“ eine „Meinungsmache in der Gesellschaft“ und „provokativ“, die letztlich dem Marathon in München an sich schaden würde. Nach aktuellem Stand haben sich allerdings bereits 10.000 per Unterschrift für den Fortbestand des Marathons in der bisherigen Form ausgesprochen und dies auch in Kommentaren zum Ausdruck gebracht.

Das Trio Jacob Minah, Julia Riedl und Faliero Graiani, dem Vizepräsidenten Leistungssport in der LG Stadtwerke München schilderte, dass mit der Ausrichtung des Marathons und den damit zu generierenden Gewinnen auch die Sicherung der Förderung der rund 800 Athleten im Vordergrund stehen solle. Damit wird offenkundig, dass die die in Deutschland zu den leistungsstärksten Teams zählende Leichtathletik-Gemeinschaft, bestehend aus 11 Münchener Vereinen, dringend nach weiteren Einnahmequellen sucht, zumal offenbar die Stadttochter Stadtwerke AG ihre Hauptsponsor-Zuwendungen zurückschrauben wird.

Eine Sponsorenakquise hatte nach Aussagen von Minah, der übrigens in seiner Aktivenzeit zu den besten deutschen Zehnkämpfern zählte und 2007 mit 8099 Punkten Studentenweltmeister geworden war, nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Wir haben die Kriterien der Ausschreibung des KVR geprüft und haben mit dem Marathon eine zusätzliche Option gesehen, Gelder zu generieren“.

Die eher lauffremden LG-Vorständler haben allerdings auch Gespräche über eine Kooperation mit Gernot Weigl und dessen Agentur run about geführt, die allerdings offenbar am Konzept mit dem von der LG Stadtwerke favorisierten Zwei-Runden-Kurs gescheitert waren.

Während Weigl bei der Pressekonferenz zum München-Marathon ein Gutachten mit allerdings falschen Annahmen bei der Durchführung des konkurrierenden Mitbewerbers vorstellte, gab es bei der Pressekonferenz von Minah und Riedl zunächst ein Werbevideo mit LG-Athleten, ehe man im zweiten Teil die Eckpunkte der Veranstaltung mit statistischen Auswertungen mit Zahlen des diesjährigen Marathons offenlegte.

Dabei wurde herausgestellt, dass es keineswegs auf einem Zwei-Runden-Kurs vom Super-GAU mit vielen Überrundungen kommen würde. Zumal die Startzeiten mit Halbmarathon (8.30 Uhr), Marathon (11.00 Uhr) und 10 km (mit Fun Run über 6 km/ 15.30 Uhr) weit voneinander getrennt wurden. Nach diesen Annahmen würden erst nach km 30 die ersten Teilnehmer überrundet werden. „Man kann von der Breite der Strecke auch mit einem Schleusensystem arbeiten, das wird überhaupt kein Problem sein“, sagt Faliero Graiani.

Zudem wurden Beispiele genannt, dass Marathon auch auf einem Zwei-Runden-Kurs gehen würde.

Salzburg und Osaka seien hier beste Beispiele. Auch Weigl habe, in der Corona-Zeit mit einer Halbmarathonstrecke aus der Not eine Tugend gemacht. Touristengerecht würde beim von Munich Athletics GmbH vorgelegten Kurs mit einer großzügigen Schleife im Englischen Garten aber auch städtisches Flair eingebunden. Man sehe zudem auf der Wendepunktstrecke bis zum Odeonsplatz noch Möglichkeiten einer Erweiterung bis zum Beispiel zum Marienplatz. Eines jedenfalls ist im neuen Konzept enthalten, der Einlauf in die Olympiahalle, ähnlich wie es der Frankfurt-Marathon derzeit mit dem Einlauf in die Festhalle aufzeigt.

Fakt ist, dass es bislang noch keine rechtsverbindliche Entscheidung für Munich Athletics GmbH oder run about GmbH gibt. Hier und dort stehe man allerdings in den Startlöchern entweder aus der Tradition heraus oder mit einem Team, das es bislang eher auf dem Papier gibt und einer Website, die auf „Knopfdruck“ gestartet werden könne. Der Bayerische Leichtathletik-Verband jedenfalls hat bereits Fakten geschaffen, die Marathon-Landesmeisterschaften 2025 werden beim München-Marathon integriert sein, gleich mit welchem Veranstalter dieser Event zur Austragung kommt.

„Wir wissen, dass wir die Newcomer sind, die sich ins Haifischbecken begeben, um dem wahrscheinlich dienstältesten Marathondirektor Paroli zu bieten.“ Derzeit läuft noch bis Ende November die Petition „Rettet den München-Marathon“, die mit den gleichen Argumenten für Weigls bisheriges Konzept wirbt.

Knapp 10 000 Unterschriften kamen bisher zusammen. Inwieweit diese ein Umdenken bei den Stadtoberen bzw. dem Kreisverwaltungsreferat bewirken, ist gewiss offen. Die (An)Spannung jedenfalls bleibt in Sachen München-Marathon erhalten.

Wilfried Raatz

author: GRR