„Geflüchtete und Sport“ ©ASV - Barbara Jensch
Sport gibt Orientierung
Beim Vernetzungstreffen „Geflüchtete und Sport“ haben sich am 20. Mai rund 50 Verantwortliche der DOSB- und dsj-Integrationsprojekte in Frankfurt am Main zu aktuellen Entwicklungen ausgetauscht.
Dr. Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung im DOSB, dankte den Teilnehmenden für ihr Engagement für geflüchtete Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer und formulierte bei ihrer Begrüßung das Ziel des Vernetzungstreffens: „Voneinander lernen, mögliche Sackgassen bereits vorher identifizieren, da nicht jeder alle Erfahrungen selbst machen muss.“
Mit Blick auf das vergangene Jahr und die mit dem großen Zustrom von Geflüchteten insbesondere durch die Vereine geleistete Willkommens-Arbeit, stehe dennoch fest: „Die richtige Integrations-Arbeit fängt jetzt erst wirklich an.“
Marius Dietrich, Referent im Arbeitsstab der Beauftragen der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, wies darauf hin, dass durch das Engagement der Verantwortlichen in den Projekten „Willkommen im Sport“ und „Orientierung durch Sport“ mit niedrigschwelligen Bewegungsangeboten für Geflüchtete Integration durch den Sport in die Gesellschaft möglich gemacht wird. Dietrich kündigte an, dass beide Projekte auch in 2018 weitergeführt werden sollen, auch wenn dies noch nicht rechtsverbindlich sei.
Nach den Begrüßungsworten stellten Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen des Sports ihre Herangehensweisen zur Umsetzung der Projekte in einem Podiumsgespräch vor. Fritz Schweibold vom DJK SV Furth und der Deutschen Ju-Jutsu-Jugend erzählte von den ersten Begegnungen mit 18 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten, die an die Kampfsportart Ju-Jutsu herangeführt wurden und von denen trotz anfänglich riesiger Sprachschwierigkeiten drei junge Männer bereits eine Gürtelprüfung abgelegt haben. Taisir Altoier kam einst selbst aus Syrien nach Deutschland und unterstützt nun im SSB Cottbus die Geflüchteten darin, Sportangebote zu finden und wahrzunehmen.
Er betont, dass Geflüchtete aufgeschlossen sind, sie die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen wollen und wünscht sich, dass Qualifikationen von Geflüchteten leichter anerkannt und darüber hinaus Qualifikationen für Geflüchtete angeboten werden. Serpil Kaya, Projektleiterin WiS im Landessportbund Nordrhein-Westfalen, versteht sich als Vermittlerin für Vereine und unterstützt sie beispielsweise dabei, Sprachkurse für Geflüchtete anzubieten.
Kaya: „Wenn wir es mit der Integration wirklich ernst meinen und Geflüchtete aktiv am Sportsystem teilhaben sollen, dann ist Qualifizierung enorm wichtig.“ Deshalb setzt der LSB NRW in diesem Jahr Qualifizierungsmaßnahmen in Form von Gruppenhelfer-Ausbildungen in den Sportkreisen um. André König von der Deutschen Tischtennis-Jugend berichtete von seiner Arbeit mit jungen Geflüchteten, die neben vielen positiven Momenten manchmal auch geprägt sei von Enttäuschungen.
Beispielsweise wurde von Ehrenamtlichen ein großes Willkommensturnier organisiert, es wurden Plakate gestaltet, Busse organisiert – und dennoch blieb die Halle leer. Das Angebot war nur eines von vielen, die in den Gemeinschaftsunterkünften auf Plakaten angekündigt wurden. Die Konkurrenz war zu groß für eine Sportart, die in den Herkunftsländern möglicherweise nicht so präsent ist.
Anschließend präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Teams von Prof. Dr. Ulrike Burrmann (Technische Universität Dortmund) und Prof. Dr. Nils Neuber (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) erste Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Begleitung der Förderprogramme „Orientierung durch Sport 1 und 2“. Die Ergebnisse werden voraussichtlich in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst.
Zudem hatten die Teilnehmenden im Programm die Möglichkeit, sich in Kleingruppen über ihre Projekte und Erfahrungen auszutauschen und sich zu vernetzen sowie in Workshops weitere Anregungen für ihre Arbeit zu erhalten.
dsj-Vorstandsmitglied Lisa Druba freute sich, dass die Veranstaltung von den Teilnehmenden durchweg positiv aufgenommen wurde: „Durch die Projekte ‚Orientierung durch Sport‘ und ‚Willkommen im Sport‘ leisten wir einen wertvollen Beitrag, Geflüchtete in und durch den Sport zu integrieren. Ich wünsche auch zukünftig allen Beteiligten den Mut und die Kraft, gemeinsame Hürden zu meistern.“
Eine Dokumentation der Veranstaltung wird in Kürze auf der dsj-Internetseite veröffentlicht.
Quelle: DOSB / dsj