Blog
31
08
2024

Das höchste Hochhaus in Köln, 135 m Höhenmeter - Foto: Erhard Bader

Bei den 11. Towerrunning Meisterschaften in Köln gab es manche Höhepunkte. Einen davon sicherte sich ein 91jähriger. Klaus Weidt berichtet

By GRR 0

Bei den kürzlich in Köln stattgefundenen Deutschen Meisterschaften im Treppenlaufen (Towerrunning) gab es viel Bemerkenswertes.

So sollen es tatsächlich an die 1300 Bewerber gewesen sein, die das höchste Bürogebäude der Stadt bis zum Dach eroberten. 40 Etagen, 732 Stufen. 135 Höhenmeter! Und es waren bereits die elften Titelkämpfe dieser Treppenlauf-Unentwegten.

Sogar die treppenschnellste Feuerwehr machte mit, in voller Montur. Die Streckenrekorde sind da mehr als beachtlich: Johannes Bauzer raste in 3 Minuten und 49 Sekunden über die mehr als 700 Stufen hoch, Verena Schmitz war die schnellste „Treppenfrau“, nicht mal eine Minute langsamer. Der Jüngste war erst neun Jahre alt!

Erhard Bader im Treppenhaus auf dem Weg nach oben – Foto: Veranstalter

Und der Älteste?

Dieser reiste aus Berlin an und kann inzwischen behaupten, der älteste Wettkampfläufer der Hauptstadt zu sein: Erhard Bader. Er mischte sich zwischen die ambitionierten Treppenenthusiasten und bekam eine einsame Altersklasse: „plus 90“.

Natürlich Sieger in dieser, denn die „jüngeren“ folgten erst in der AK 70+. Für die 40 Hochhausetagen benötigte er verständlicherweise etwas mehr als die Jüngeren, was aber keinen davon abhielt, auf den 91jährigen zu warten, um ihn mit gebührendem Beifall zu empfangen.

Wer ist dieser Berliner, der sich aufmacht, eine Lauflegende zu werden?

Er hatte ziemlich spät die Laufschuhe angezogen. Damals in der DDR, als sich Sportjournalisten Anfang der 70er Jahre zusammentaten, um mit einer großen Aktion „Eile mit Meile“ in den vernachlässigten Volkslauf mehr Bewegung zu bringen. „Es war aber auch der innere Antrieb“, erinnert sich Bader, der heute in Berlin-Wendenschloss mit seiner Partnerin Claudia Richter wohnt. „Ich wollte in ein aktiveres Leben einsteigen.“ Er mischte sich bald unter die Berliner Neujahrsläufer und nahm 1975 Kurs auf den Rennsteig, einen Lauf, der bald zu seinem alljährlichen Traditionswettkampf wurde. Den Einstieg dort wird er nie vergessen. Er nahm sich ohne Erfahrung gleich die 76 Kilometer vor und – hielt tatsächlich durch.

Als 1990 das Monatsjournal LAUFZEIT gegründet wurde, machte er mit Begeisterung mit. Jahrelang leitete er den Vertrieb des neuen Organs. Da es eine Kooperation mit dem BERLIN-MARATHON gab, freundete er sich natürlich sofort mit dem größten deutschen Marathon-Event an. Dann kam 1994 der neue Ägypten-Marathon dazu, danach der in New York, und Erhard Bader reiste bald in viele Teile der Welt. Es werden wohl an die 7900 Wettkämpfe sein, die sorgfältig notiert und in dicken Ordnern abgeheftet sind. Dort kann jeder, den es interessiert, nachblättern.

Die Urkunde  – Foto. Erhard Bader

Und der er bleibt trotz des hohen Alters erstaunlicherweise weiter in guter, altersgerechter Kondition. Ein Rezept dafür kennt er nicht. „Ich laufe eben regelmäßig“, erzählt er. „Mit dem körperlichen Vermögen, das ich besitze.“ Er sagt von sich, dass er ehrgeizig sei, aber auch darauf achte, was „meinem Körper und Geist guttut“.

Natürlich reizt es ihn, wenn er noch beweisen kann, dass man mit einem Alter über 90 noch aktiv joggen und auch an Wettkämpfen teilnehmen kann. Auch wenn dann die Veranstalter für ihn eine Altersklasse 90 plus einzuführen müssen. „In diesem Jahr will ich noch drei Treppenläufe bestreiten“, verrät der Unentwegte, „in Berlin, München und Chemnitz.“

Interessant für die Medien und die Öffentlichkeit – Erhard Bader im Interview – Foto: Veranstalter

So wird wohl der Berliner Bader Schritt für Schritt, auch treppauf und bergab, bald zu einer laufenden Legende werden…

Klaus Weidt

author: GRR