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04
06
2017

Jürgen Stein - LSB-Abteilungsleiter Jugend ©LSB Berlin

Sport bewegt und bildet … Kinder mit Talent und Kinder mit motorischem Förderbedarf – Von Jürgen Stein in SPORT in BERLIN

By GRR 0

Schüler der Grundschule am Amalienhof waren vor wenigen Wochen bei Yusra Mardini und den Wasserfreunden Spandau 04 zu Gast.

Die syrische Schwimmerin hatte die Kinder der Bewegungsfördergruppe im Rahmen von BERLIN HAT TALENT  eingeladen. Sie gab ihnen Tipps beim Schwimmen, Tauchen und Spingen vom Startblock. Auch die wenigen Nichtschwimmer kamen auf ihre Kosten und hatten viel Spaß bei dieser Bewegungsstunde.

Das Projekt BERLIN HAT TALENT wurde 2011 ins Leben gerufen.

Im Schuljahr 2011/12 wurden erstmals Schülerinnen und Schüler aus 3. Klassen mit dem Deutschen Motorik-Test (DMT) untersucht. Bis zum Schuljahr 2015/16 wurden fast 21.000 Berliner Kinder getestet. Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf sind die Stammbezirke, in denen seit 2013 jedes Jahr der Test stattfindet. Jährlich werden drei weitere Stadtbezirke ausgewählt, in denen der DMT durchgeführt wird.

Die Kinder, die in dem Test die besten Ergebnisse haben, werden zur Talentiade eingeladen. Dort sollen ihnen erste Eindrücke und praktische Erfahrungen in verschiedenen Sportarten vermittelt werden. Talentsichtungsgruppen sollen im nächsten Schritt Einblicke in Sportarten vertiefen, sportliche Begabungen sollen erkannt und gefördert werden.

Ein zweiter wichtiger Bestandteil von BERLIN HAT TALENT ist das Erkennen von motorischem Förderbedarf bei Kindern. Für Kinder mit motorischen Defiziten werden Bewegungsfördergruppen an Schulen eingerichtet. Ein Beispiel ist die Gruppe in der Grundschule am Amalienhof. In diesen Gruppen wird den Kindern ein niedrigschwelliger Zugang zu Sport und Bewegung ermöglicht. Ziel ist die nachhaltige Vermittlung von Spaß und Freude an Bewegung in homogenen Gruppen.

Beide Säulen von BERLIN HAT TALENT haben eine gleichwertige Bedeutung: Förderung der Talente und Bewegungsangebote für Kinder mit motorischem Förderbedarf.
Christina Wirth, Sportlehrerin an der Grundschule am Amalienhof in Berlin-Spandau, schreibt in einem Leserbrief an eine Berliner Tageszeitung, dass aus ihrer Sicht talentierte und leistungsschwächere Kinder gleichermaßen vom Projekt BERLIN HAT TALENT profitieren:

„Auch wenn es oft schwierig ist, die Kinder für eine regelmäßige Teilnahme an der Bewegungsfördergruppe zu motivieren, sind die Kinder mit viel Spaß bei der Sache, ihre Leistungen verbessern sich stetig und sie profitieren von einem erhöhten Selbstvertrauen. In der Bewegungsfördergruppe sammeln die Kinder unterschiedliche Bewegungserfahrungen, ohne dass sie von leistungsstärkeren Kindern in den Hintergrund gedrängt werden.”
(siehe auch: berlin-hat-talent.de)

Das Projekt BERLIN HAT TALENT unternimmt aktuell gemeinsam mit der Sportjugend Berlin größte Anstrengungen, um berlinweit Bewegungsfördergruppen in den außerunterrichtlichen Schulsport zu integrieren. Das passiert in enger Zusammenarbeit mit den Schulen und der Schulverwaltung. Dabei sollen künftig die über viele Jahre bewährten Strukturen aus dem Kooperationsprogramm „Schule – Verein” genutzt werden.

Diese Zusammenarbeit von organisiertem Sport und Schule ist ganz im Sinne der gemeinsamen Handlungsempfehlungen der Kultusministerkonferenz und des DOSB zur Weiterentwicklung des Schulsports 2017 bis 2022 vom Februar 2017, die die wachsende Bedeutung des außerunterrichtlichen Schulsports vor dem Hintergrund des Ausbaus des Ganztagsunterrichts unterstreichen.

Besonders hervorgehoben wird dabei auch die Chance für eine systematische und dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen – ganz im Sinne von „Sport bewegt und bildet“.

Schulleitungen und Sportlehrkräfte aus zehn Neuköllner Schulen zeigten nach DMT und Talentiade mit der Teilnahme an einer Informationsveranstaltung besonderes Interesse für die Einrichtung von Bewegungsfördergruppen. Auch bei Sportvereinen besteht vermehrt Interesse, neue Breitensportangebote für Kinder einzurichten. Große Vereine, wie der SC Siemensstadt oder Pfeffersport haben bereits Breitensportangebote für Kinder dieser Altersklasse. Diese Ansätze gilt es auszubauen.

Aktuell diskutieren wir, wie die Sportmetropole Berlin 2024 aussehen könnte.

Eine Perspektive könnte eine Ausweitung von BERLIN HAT TALENT auf alle Berliner Bezirke sein, was die Voraussetzungen schafft, mit Kooperationen zwischen Vereinen und Schulen Sport- und Bewegungsangebote für alle Kinder entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen vorzuhalten.

Das Schwimmtraining mit Yusra Mardini und den Schülern der Grundschule am Amalienhof zeigte erneut, dass Bewegung und Sport auch tatsächlich allen Kindern Spaß macht. 

Jürgen Stein – LSB-Abteilungsleiter Jugend in SPORT in BERLIN – Mai-Juni 2017

author: GRR

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