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Doping-Verdacht gegen Chinesen: „Die WADA verspielt gerade sämtliche Akzeptanz“- Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Empörung über den Umgang der WADA mit dem Fall 23 positiv auf Dopingmittel getesteter chinesischer Sportler wirkt nach. Die Bundesregierung kündigt an, Änderungen in Führungsfragen der WADA durchsetzen zu wollen.
Empörung hat der Umgang der Welt-Antidopingagentur WADA mit dem Fall von 23 positiv auf Dopingmittel getesteten chinesischen Schwimmern gleichermaßen bei Athleten, Nationaler Antidopingagentur (NADA) und Politik ausgelöst.
„Man muss feststellen, dass die WADA gerade sämtliche Akzeptanz und Existenzberechtigung verspielt“, kommentierte der Parlamentarische Staatssekretär Mahmut Özdemir (SPD) aus dem Bundesinnenministerium im Sportausschuss des Bundestages.
Dies erschüttere das Vertrauen in die weltweite Dopingbekämpfung und sei ein Schlag ins Gesicht aller Athleten. Özdemir kündigte an, mit dem finanziellen Hebel Änderungen bei Führungsfragen der WADA durchzusetzen. Die Bundesregierung trägt jährlich 1,3 Millionen Euro zum Budget der WADA von 46 Millionen Dollar (42,6 Millionen Euro) bei. Die internationale Abstimmung laufe.
Die Fechterin Léa Krüger, Repräsentantin von Athleten Deutschland, dankte Regierung und Abgeordneten für ihre Positionierung und bat, das Engagement für Aufklärung und eine Governance-Reform der WADA fortzusetzen. Die Regierung solle ihre Finanzierung an Bedingungen knüpfen. Der Sportpolitische Sprecher der Unionsfraktionen, Stephan Mayer, nannte die Weigerung von WADA-Präsident Witold Bańka, einer Einladung der Abgeordneten zu folgen, eine Desavouierung des Sportausschusses. Bańka habe sich in jeder Hinsicht disqualifiziert.
Im April war bekannt geworden, dass Anfang des Olympia-Jahres 2021 in Dopingproben von 23 chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern Spuren des im Sport verbotenen Herzmedikaments Trimetazidin (TMZ) gefunden worden waren. Die WADA beharrt auf einer Kontamination von Nahrung und verzichtet auf Sperre und Untersuchung.
Lars Mortsiefer, Vorstandsvorsitzender der NADA, berichtete, auch sein Haus erhalte von der WADA statt Antworten auf offene Fragen lediglich Hinweise auf eine Pressekonferenz und Erklärungen auf der Website.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 13. Juni 2024