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10
07
2017

Isa Oed gewinnt EM-Gold ©wus-media

Faustdicke Überraschungen bei den Berglauf-Europameisterschaften 2017 – Andrea Mayr verpasste fünften EM-Titel deutlich als Dritte hinter Maude Mathys und Sarah Tunstall in Kamnik (Slowenien)

By GRR 0

Die sicherlich größte Überraschung bei den 16. Berglauf-Europameisterschaften im slowenischen Kamnik ist die Niederlage von Andrea Mayr auf dem Weg zum fünften Titelgewinn in ihrer ein Jahrzehnt inzwischen währenden glanzvollen Karriere.

Die sechsfache Weltmeisterin landete auf der 8,3 km langen Strecke mit 1035 Höhenmetern lediglich auf Rang drei hinter der überragenden Schweizerin Maude Mathys und der Britin Sarah Tunstall. Bei den Männern gewann der Italiener Xavier Chevrier vor dem Portugiesen Luis Saraiva und dessen Landsmann Francesco Puppi – und dennoch scheiterte Italien in der Teamwertung an Frankreich wie auch bei den Frauen an Großbritannien.

Jubel auch im deutschen Aufgebot: Für eine überaus positive Überraschung sorgte die Hindernisläuferin Lisa Oed mit dem Gewinn des U20-Titels, mit dem sie die glanzvolle Serie deutscher Erfolge in dieser Altersklasse von Melanie Albrecht (2013) und Sarah Kistner (2015) in überlegener Manier fortsetzen konnte.

In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Andrea Mayr sehr enttäuscht. Sie war bereits in der Vorwoche in Slowenien und hatte die Strecke mit ihrem Freund Andreas Stitz begutachtet. Die Vorbereitung lief wie gewünscht und im Training absolvierte sie die Strecke bereits in der selben Zeit wie im EM-Rennen. Doch im „Ernstfall“ lief es für die 37jährige Ärztin überhaupt nicht, mit 51:43 Minuten lag sie weit hinter der wie entfesselt zum Sieg stürmenden eigentlichen Skibergsteigerin Maude Mathys, die wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt war und erst kürzlich wieder in das Wettkampfgeschehen eingreifen durfte.

Die Schweizerin wurde 49:30 überlegene Europameisterin vor Sarah Tunstall (50:51), die vor zwei Wochen den traditionsreichen Aletsch-Halbmarathon auf der Bettmeralp für sich entscheiden konnte. Wie Andrea Mayr, die seit vielen Jahren keine Niederlage hatte einstecken müssen, erging es auch den Italienerinnen. Vlanetina Belotti wurde Sechste, Sara Bottarelli Elfte und die letztjährige EM-Zweite Alice Gaggi sogar nur Sechzehnte. Mit 33 Punkten konnte Italien die Mannschaftswertung nicht gewinnen, den Titel holte sich Großbritannien mit 19 Zählern.

Eine gute Rolle spielte in diesem Feld das deutsche Rumpfaufgebot mit Monique Siegel und Melanie Noll auf den Rängen acht und vierzehn. Mit der leider wegen Verletzung absagenden U20-Weltmeisterin Sarah Kistner wäre durchaus eine Team-Medaille realistisch gewesen, diese holten sich Italien und Österreich (40 Punkte).

Bei den Männern holte sich der Italiener Xavier Chevrier auf der 12,5 km langen Strecke mit 1295 Höhenmetern den Titel in 1:02:51 vor dem in der Berglaufszene bislang nicht in Erscheinung getretenen Luis Saraiva (1:03:34) und Chevriers Landsmann Francesco Puppi (1:03:35). Abonnementsmeister Italien musste seit 2002 erstmals eine Niederlage in der Teamwertung einstecken. Die ohne die bislang überragenden Brüder Martin und Bernard Dematteis angetretenen Italiener unterlagen Frankreich, bei Punktgleichheit von 17 Punkten aufgrund des schlechter platzierten dritten Läufers.

Portugal (35), die Schweiz (59) und Großbritannien (64) kamen auf die nächsten Ränge. Hinter Norwegen (68) wurde Deutschland Siebter mit 70 Punkten. Für die beste Einzelleistung sorgte der am Großen Arber gerade erst deutscher Meister gewordene Maximilian Zeus auf Rang fünfzehn (1:07:12). Für die weiteren Punkte sorgten Marcel Krieghoff (24.) und Benedikt Hoffmann (31).

Für die einzige Medaille sorgte die Hanauerin Lisa Oed, die einfach alles kann und dieses heißt aktuell Cross, 3000 m und 2000 m Hindernis – jeweils als deutsche Meisterin. Am Mittwoch noch lief sie in Pfungstadt die 1500 m in starken 4:30 Minuten und mit dieser Tempospritze im Reisegepäck war ihr in Kamnik niemand gewachsen. Für die 4,4 km (bei 430 Höhenmetern) benötigte sie 23:16 Minuten und lag damit gleich um über eine Minute vor Bahar Atalay (Türkei/ 24:25) und Gabriela Doroftei (Rumänien/ 24:36). Mannschaftssieger wurde Groß-Britannien vor Rumänien und der Türkei, eine deutsche Mannschaft war nicht am Start.

Rang fünf erliefen die deutschen U20-Junioren über 8,3km und 1035 Höhenmetern mit Lukas Bunzel (13.), Luca Hilbert (14.) und Julius Hild (19) mit 46 Punkten hinter Italien (12), Türkei (24), Frankreich (27) und Rumänien (35).

Wilfried Raatz

 

author: GRR

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