Eine Rose am Wohnhaus von Charlotte Salomon - Foto: privat
DANKE, Charlotte, für Deine Bilder! Bericht über den 6. Frauentagslauf für alle Geschlechter in Berlin am 8. März 2024 – Dr. Erdmute Nieke
Am Anfang stand ein Zufall. Im Sommer 2023 besuchte ich in München das Lenbachhaus und stand in einer Sonderausstellung mit dem Titel: Charlotte Salomon – Leben? Oder Theater?
Ausgestellt waren 769 Gouachen, die Charlotte Salomon zwischen 1940 und 1942 im Exil in Nizza gemalt hat. Charlotte wurde 1917 in Berlin-Charlottenburg geboren und 26-jährig 1943 – im 5. Monat schwanger – in Auschwitz ermordet.
Die Laufgruppe – Foto: privat
Ihr Kunstwerk „Leben? Oder Theater?“ hat mich sofort beeindruckt.
Es vereint Elemente aus Malerei, Comic, Literatur, Film und Musik und dokumentiert in einmaliger Weise ihr Leben als Jüdin kurz vor und im Nationalsozialismus in Berlin und im Exil. Im Museumsshop kaufe ich zwei Bücher über Charlotte (David Foenkinos: Charlotte, München 2015; Margret Geiner: Charlotte Salomon „Es ist mein ganzes Leben“, München 2017).
Auf der Heimfahrt im ICE beim Lesen dieser beiden Bücher, war mir das Thema für den 6. Frauentagslauf für alle Geschlechter sofort klar. Dieser Lauf wird Charlotte Salomon in Berlin-Charlottenburg gewidmet.
Charlottes Stolperstein wird von uns geputzt – Foto: Dina Fiehn
Am 8. März 2024 finden sich zwölf Menschen am Treffpunkt ein und gemeinsam erlaufen wir Charlottes ersten 22 Lebensjahre, die sie in Berlin-Charlottenburg erlebt: Die Wohnung ihrer Familie, ihre Grundschule, ihr Gymnasium, ihre Modezeichenschule, die Hochschule der Künste, ihr Lieblingskino, die Arztpraxis ihres Vaters, die Musikschule ihrer Stiefmutter, ihren Schlittschuhlauf-See.
Auf acht Kilometern Laufstrecke machen wir elf Pausen an diesen historischen Orten. Wir legen Rosen nieder und schauen uns passend zum jeweiligen Ort eine Auswahl von insgesamt 29 ihrer Bilder an. Ihr Werk befindet sich heute im Jüdischen Museum in Amsterdam und ist auch online zugänglich.
Die Bilder hat Charlotte mit Texten über ihr Leben versehen. Die Texte und die Bilder an den historischen Orten zeigen uns, wie das Leben einer jüdischen Familie unter den Nationalsozialisten immer enger und unerträglicher – und letztendlich ganz unmöglich wird.
Die Gruppe am Neuen See im Tiergarten (Charlottes Schlittschuhlauf-See) – Foto: Iki Freiwald
Charlotte hat mit ihrem Kunstwerk einen großen Schatz hinterlassen, den wir zum diesjährigen Weltfrauentag zur Mahnung für uns und unsere Zeit zum Leben erwecken konnten.
Danke, Charlotte, für Deine Bilder!
Dr. Erdmute Nieke