Blog
22
01
2024

Der Äthiopierin lief beim BMW Berlin-Marathon am 24. September 2023 den neuen Weltrekord - Foto: Victah Sailer - photo run

Marathon-Bilanz der Frauen 2024: Tigst Assefa läuft in neue Dimensionen, drei deutsche Läuferinnen mit Zeitsprüngen

By GRR 0

Tigst Assefa sorgte für die größte Sensation im Marathonlauf seit Eliud Kipchoge in Wien 2019 die Zwei-Stunden-Barriere durchbrach.

Während der kenianische Superstar diese Leistung in einem nicht Rekord-konformen Rennen erreichte, lief die Äthiopierin in Berlin Ende September einen offiziellen Weltrekord. Mit unglaublichen 2:11:53 Stunden drang sie in neue Zeitbereiche vor, und für die Frauen könnte mittelfristig nun sogar die 2:10-Stunden-Barriere ein Ziel werden.

Auch bei den Läuferinnen machen sich natürlich die leistungsfördernden Carbon-Laufschuhe deutlich bemerkbar. Die Weltspitze verschiebt sich immer mehr in Richtung Zeiten von unter 2:16:00. In Deutschland überraschten im vergangenen Jahr drei Läuferinnen mit deutlichen Verbesserungen von mehreren Minuten.

Während Tigst Assefa mit ihrem Berliner Fabel-Weltrekord, bei dem sie die zweiten Hälfte der Distanz in 65:33 Minuten lief, klar die Jahresweltbestenliste 2023 anführt, sorgte noch eine zweite Läuferin für Furore: Sifan Hassan lief in London ihr Debüt über die 42,195 km und siegte nach einem spektakulären Rennverlauf, bei dem sie einen Rückstand aufholte, in 2:18:33 Stunden. Die aus Äthiopien stammende Holländerin, die bei Olympia 2021 die 5.000 und 10.000 m gewonnen hatte, steigerte sich dann in Chicago enorm und gewann auch dieses Rennen. Mit 2:13:44 Stunden wurde Sifan Hassan zur zweitschnellsten Läuferin aller Zeiten – gut zwei Wochen vorher wäre dies noch ein Weltrekord gewesen.

Auch bei den Frauen gibt es immer mehr schnelle Zeiten.

Von den zehn besten je gelaufenen Ergebnissen stammen vier aus dem vergangenen Jahr und nur noch eine ist älter als fünf Jahre: 2003 war die Britin Paula Radcliffe ihrer Zeit mit 2:15:25 weit voraus – und das natürlich ohne Carbon-Schuhe. Noch deutlicher wird die Entwicklung beim Blick auf die schnellsten 25 Zeiten in der Alltime-Liste, wenn man die vergangenen beiden Jahre einschließt: 19 Ergebnisse wurden entweder 2023 oder 2022 erzielt (9 waren es 2023). Von den schnellsten 100 Marathonzeiten der Frauen stammten zum Jahresende alleine 26 aus 2023!

In Europa geht die Entwicklung noch nicht ganz so schnell.

Nur Sifan Hassan lief 2023 unter 2:20 Stunden und für Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) reichte es am Jahresende noch für einen zehnten Platz in der europäischen Bestenliste. Sie hatte beim Berlin-Marathon mit einer Steigerung von gut drei Minuten auf 2:23:47 überrascht und war damit die schnellste deutsche Läuferin im vergangenen Jahr. Auch die beiden Läuferinnen auf den Rängen zwei und drei der nationalen Bestenliste steigerten sich gleich um mehrere Minuten. Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) verbesserte sich in Lissabon von 2:28:02 auf 2:24:32. Dies war vor allem auch deshalb überraschend, weil sie noch gut zwei Monate zuvor in Berlin 2:29:38 gelaufen war. Fabienne Königstein (MTG Mannheim) lief in Hamburg ihren ersten Marathon seit 2018. Nach Verletzungen, Corona-Lockdowns und einer Schwangerschaft meldete sie sich mit nie erwarteten 2:25:48 zurück. Vorher stand ihre Bestzeit bei 2:32:35. Dass sie das erste Mal in Carbon-Laufschuhen einen Marathon rannte, erklärt sicher warum es zu diesem enormen Sprung von fast sieben Minuten kam.

Domenika Mayer war 2023 die schnellste deutsche Läuferin. – Foto:  Berlin Marathon – Berlin, Germany September 24, 2023 – Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Auch Deborah Schöneborn (SCC Berlin) lief im vergangenen Jahr mit 2:25:52 in Sevilla eine persönliche Bestzeit (die sie 2024 in Houston auf 2:24:54 steigerte), während sich Melat Kejeta nach einer Babypause mit 2:27:51 in Ottawa zurückmeldete. Als beste deutsche Läuferin belegte die Olympia-Sechste von 2021 bei der WM im heißen Budapest einen guten elften Platz (Kejeta verbesserte sich dann 2024 vor kurzem auf 2:21:47).

Während die EM-Vierte von München 2022, Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), sich in Frankfurt mit 2:28:12 nicht verbessern konnte, litt Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) unter Long Covid und konnte 2023 überhaupt keinen Marathon laufen.

Der zeitliche Abstand der schnellsten deutschen Läuferinnen zur Weltspitze ist nach wie vor enorm und zurzeit deutlich größer als bei den Männern.

Die schnellsten Läuferinnen aller Zeiten

2:11:53 Tigst Assefa ETH Berlin 24.9.2023
2:13:44 Sifan Hassan NED Chicago 8.10.2023
2:14:04 Brigid Kosgei KEN Chicago 13.10.2019
2:14:18 Ruth Chepngetich KEN Chicago 9.10.2022
2:14:58 Amane Shankule ETH Valencia 4.12.2022
2:15:25 Paula Radcliffe GBR London 13.4.2003
2:15:51 Worknesh Degefa ETH Valencia 3.12.2023
2:16:22 Almaz Ayana ETH Valencia 3.12.2023
2:16:28 Rosemary Wanjiru KEN Tokio 5.3.2023
2:16:49 Letesenbet Gidey ETH Valencia 4.12.2022

* = Stand: Ende 2023

Die schnellsten Läuferinnen 2023

2:11:53 Tigst Assefa ETH Berlin 24.9.
2:13:44 Sifan Hassan NED Chicago 8.10.
2:15:37 Ruth Chepngetich KEN Chicago 8.10.
2:15:51 Worknesh Degefa ETH Valencia 3.12.
2:16:22 Almaz Ayana ETH Valencia 3.12.
2:16:28 Rosemary Wanjiru KEN Tokio 5.3.
2:16:56 Tsehay Gemechu ETH Tokio 5.3.
2:17:09 Megertu Alemu ETH Chicago 8.10.
2:17:23 Joyciline Jepkosgei KEN Chicago 8.10.
2:17:49 Sheila Chepkirui KEN Berlin 24.9.
2:17:59 Hiwot Gebrekidan ETH Valencia 3.12.
2:18:09 Ruti Aga ETH Dongying/CHN 22.10.
2:18:21 Meseret Belete ETH Amsterdam 15.10.
2:18:38 Peres Jepchirchir KEN London 23.4.
2:18:41 Magdalena Shauri TAN Berlin 24.9.

Die schnellsten deutschen Läuferinnen aller Zeiten

2:19:19 Irina Mikitenko (Wattenscheid) Berlin 28.09.2008
2:23:47 Domenika Mayer (Regensburg) Berlin 24.9.2023
2:23:57 Melat Kejeta (Kassel) Berlin 29.9.2019
2:24:32 Laura Hottenrott (Kassel) Valencia 3.12.2023
2:24:35 Katrin Dörre-Heinig (Leipzig) Hamburg 25.04.1999
2:25:37 Uta Pippig (Berlin) Berlin 26.09.1995
2:25:42 Fate Tola (Braunschweig) Frankfurt 30.10.2016
2:25:48 Fabienne Königstein (Mannheim) Hamburg 23.04.2023
2:25:52 Deborah Schöneborn (Berlin) Sevilla 19.2.2023
2:25:59 Katharina Steinruck (Frankfurt) Enschede 18.04.2021

* = Stand: Ende 2023

Die schnellsten deutschen Läuferinnen 2023

2:23:47 Domenika Mayer LG Telis Finanz Regensburg Berlin 24.9.
2:24:32 Laura Hottenrott PSV Grün-Weiß Kassel Valencia 3.12.
2:25:48 Fabienne Königstein MTG Mannheim Hamburg 23.4.
2:25:52 Deborah Schöneborn Marathon-Team / SCC Berlin Sevilla 19.2.
2:27:51 Melat Kejeta Laufteam Kassel Ottawa 28.5.
2:28:12 Miriam Dattke LG Telis Finanz Regensburg Frankfurt 29.10.
2:31:05 Rabea Schöneborn SCC Berlin Valencia 3.12.
2:31:08 Melina Wolf LG Region Karlsruhe Berlin 24.9.
2:31:20 Natascha Mommers TSV 1863 Herdecke Hannover 26.3.
2:31:33 Tabea Themann TB Hamburg Eilbeck Berlin 24.9.

 Jörg Wenig / Race News Service

https://germanroadraces.de/?p=227138

author: GRR